PLATITUDE: Silence Speaks

Eine satte Mischung aus Progressive Metal, symphonischen Elementen und Melodic Rock – das fehlende Bindeglied zwischen EUROPE und PAIN OF SALVATION?

Es spricht sicherlich für PLATITUDE, dass man die Band schon nach drei Sekunden erkennt. Dabei gehören die Schweden definitiv zu den Bands, für die Stillstand ein Fremdwort ist. Soundtechnisch ähnelt Silence Speaks zwar dem (ebenfalls von Tommy Hansen aufgenommenen) Vorgänger Nine. Stilistisch überrascht die Band jedoch mit einem kräftigen Melodic Rock-Einschlag. Besonders bei den Refrains bemühen sich PLATITUDE um Eingängigkeit und Simplizität. Gleichzeitig geizt die zum Quintett geschrumpfte Formation nicht mit ausgeklügelten Breaks und typischen Progressive Metal-Einlagen. Zuletzt gibt es mit Don´t Be Afraid noch eine nette Uptempo-Nummer, die an den unbekümmerten Melodic Speed Metal des Debüts Secrets of Life erinnert.

An allen Ecken und Enden gibt es Keyboards, die entweder mit Streicherflächen den Hintergrund zukleistern oder mit sphärischen Synthiemelodien puristische Metaller erschrecken. Ungeachtet dessen kommt das kraftvolle Killer-Schlagzeugspiel von Neuzugang Andreas Brobjer bestens zur Geltung und bildet die Basis für die dicht arrangierten Songs. Auch die Gitarren haben einen fetten Sound. Das melodische Songmaterial schafft es mit wechselhaftem Erfolg, diese beiden Extreme zu schlüssigen Liedern zu verbinden.

Beim Opener Tell The Truth ist vom ersten Ton an klar, wo die Reise hingeht. Er gehört zu den besseren Stücken und besticht durch einen straffen Aufbau. Alle wesentlichen Stilelemente werden dabei verarbeitet, wobei die spielerischen Fähigkeiten und das tighte Zusammenspiel der Musiker einmal mehr höchst beeindruckend sind. Nobody´s Hero klingt nach PAIN OF SALVATION goes Hardrock. Verschachtelte Breaks wechseln sich mit straighten Mitsummpassagen ab. Die ansonsten eher tiefe, voluminöse Stimme von Erik Blomkvist überrascht zwischendurch mit spitzen Schreien. Beim Titeltrack Silence Speaks funktioniert die PLATITUDE-Stilformel schließlich am besten. Das Stück kann man getrost geradlinig nennen. Überhaupt kommt die Band anno 2006 ausgesprochen rasch und präzise auf den Punkt, ohne dass die Lieder eindimensional werden.

Empty Inside erinnert besonders vom Gesang und von der Dynamik her an ELDRITCH, wirkt allerdings ziemlich hektisch. Auch das getragene Fear (It´s Over Now) schöpft sein Potenzial leider nicht aus. Dagegen stimmt die Mischung aus Melodie, Komplexität und Heaviness bei Falling Down wieder. Zur Abwechslung schalten PLATITUDE hier beim Refrain einen Gang runter und zaubern eine zuckersüße Hookline aus dem Ärmel. Die letzten Songs sind solide Variationen der stilistischen Mixtur, die bisweilen fast schon abenteuerlich anmutet. Dank des selbstbewussten Auftretens der Band klingt selbst ein metallischer Flickenteppich der Marke After The Storm wie aus einem Guss.

Die CD ist definitiv nur für Menschen mit einer progressiven Ader interessant. Sie ist ausgesprochen kurzweilig und besticht durch bis ins letzte Detail ausgetüftelte Songs. Manche Teile wirken dadurch überambitioniert. Meistens ist es aber die ungewohnte Vermischung des Komplizierten mit dem Einfachen (und umgekehrt), die Irritationen auslöst, welche auch nach mehrmaligem Hören nicht ganz verschwunden sind. Ungeachtet dieser Schwächen wirkt die Band ungebrochen sympathisch und wesentlich frischer als die meisten ihrer Kollegen.

Veröffentlichungstermin: 24.02.2006

Spielzeit: 42:28 Min.

Line-Up:
Erik Blomkvist: Gesang

Gustav Köllerström: Gitarre

Patrik Jansson: Bass

Kristofer van Wachenfeldt: Keyboards

Andreas Brobjer: Schlagzeug

Produziert von Tommy Hansen und PLATITUDE
Label: Metal Heaven

Homepage: http://www.platitude.net

Tracklist:
1. Tell The Truth

2. Nobody´s Hero

3. Silence Speaks

4. Empty Inside

5. Fear (It´s Over Now)

6. Don´t Be Afraid

7. Falling Down

8. After The Storm

9. Walk With Me

10. You

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