PIANO INTERRUPTED: The Unified Field

Die Kammermusik des einundzwanzigsten Jahrhunderts: PIANO INTERRUPTED erforschen den Raum zwischen neoklassischer Pianomusik, Avantgarde, Jazz und Lofi-Electronics.

Es ist der Gegenentwurf zum stressgeplagten Alltag. PIANO INTERRUPTED zu hören ist ein wenig wie Urlaub zu machen: Rumliegen und endlich das schwere Buch lesen, das schon ewig ansteht, die Seele baumeln lassen, aber dennoch ein bisschen was für das Köpfchen tun. PIANO INTERRUPTED, die nach dem Re-Release der früheren Alben mittels Two By Four im Frühjahr nun ein homogenes Gesamtwerk präsentieren, sind irgendwo zwischen neoklassischer Pianomusik, Avantgarde, Jazz und Lofi-Electronics zu Hause. Zehn kompakte Songs lang spielen PIANO INTERRUPTED leicht wirkende Songs, basierend auf Klavier, unterlegt von unkonventionellen Beats, hier und da verfeinert mit Celloeinsätzen und Kontrabass. Das scheint nicht besonders aufregend zu sein, ist aber hier und da überraschend doppelbödig und geht andererseits durch sein Gespür für unaufdringliche, aber doch bewegende Momente unter die Haut.

The Unified Field ist kurzweilig, in seinem Rahmen aber doch episch. PIANO INTERRUPTED beherrschen schönes Songwriting, geben sich aber nie dem Schönklang oder gar Kitsch hin. Im richtigen Moment werden die beiden Hauptakteure, Pianist Tom Hodge und Soundbastler Franz Kirmann, nämlich ein wenig unbequem. Den Begriff Loungemusik hatte ich bei dem früheren Material des englisch-französischen Gespanns im Kopf, heute trifft das nicht mehr zu, obwohl sich stilistisch gesehen nur wenig verändert hat. Wenn ich PIANO INTERRUPTED zuhöre, wie in Emoticon, Two Or Three Things, An Accidental Fugue, Camera Obscura und Path Of Most Resistence, dann entdecke ich wundervolle kleine Stücke, die wie durch Zauberhand alles Schlechte aus dem Leben entfernen können – gerade die Streicher wirken hier oft Wunder. Cross Hands, das Titelstück und Open Line sind experimenteller, elektronischer, brauchen ein wenig länger, bis sie ihren Reiz entfalten und Sinn ergeben – Herausforderungen im Nanobereich sozusagen.

Natürlich wollen PIANO INTERRUPTED keine reißerische Musik schreiben, ein paar Mal hätten kleine Schockeffekte vielleicht doch gut getan. The Unified Field ist praktisch pures Understatement, die Ausführung ist eine Art Kammermusik des einundzwanzigsten Jahrhunderts. Entsprechend bleibt trotz des sorgfältigen Songwritings nicht alles hängen, was durch ein paar Ausbrüche und Effekte hier und da hätte vermieden werden können. Freunde von ESBJÖRN SVENSSON TRIO und MOUSE ON THE KEYS bis hin zu NILS FRAHM können hier aber dennoch schöne, zurückhaltend-anspruchsvolle Musik entdecken, die vielleicht nicht perfekt ist, aber unwahrscheinlich beruhigt wirkt und ein bisschen Zauber in die graue Welt bringt, die uns tagtäglich gefangen nimmt.

Veröffentlichungstermin: 25. Oktober 2013

Spielzeit: 43:45 Min.

Line-Up:
Tom Hodge – Piano
Franz Kirmann – Laptop
Greg Hall – Cello
Tim Fairhall – Double Bass

Produziert von Tom Hodge & Franz Kirmann
Label: Denovali Records

Homepage: http://www.pianointerrupted.com

Mehr im Netz: http://www.facebook.com/pianointerrupted

Tracklist:
1. Emoticon
2. Two Or Three Things
3. Cross Hands
4. Darkly Shining
5. The Unified Field
6. An Accudental Fugue
7. Open Line
8. Camera Obscura
9. Path Of Most Resistance
10. Lost Coda

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