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ÓREIĐA: The Eternal

Die Kunst des Minimalismus: ÓREIĐAs Drittwerk „The Eternal“ ist ein polarisierendes und atmosphärisches LoFi-Black Metal-Album, das überraschend tief geht.

DEBEMUR MORTI sticht unter den zahlreichen Labels nicht nur deshalb hervor, weil sich selbst im Vergleich mit vielen anderen, erstklassigen Labels so hohe Qualität unter diesem Banner tummelt, sondern auch, weil sich darunter viele neue Perlen finden und weil hier sehr subjektiv der Geschmack des Labelgründers Phil dahinter steht. Auch zum 20sten Jubiläum von DEBEMUR MORTI widersteht der Kopf des Labels der Versuchung der Vollzeitbeschäftigung, stattdessen wagt er sich immer wieder an neue, unbekannte Bands heran und geht damit nicht selten ein Wagnis ein. Mit dem isländischen Black Metal-Projekt ÓREIĐA gibt nun ein weiteres Underground-Projekt seinen Label-Einstand, das todsicher keine Cashcow wird.

„The Eternal“ kreist um das Universum und um den Hades: ÓREIĐAs konzeptuelles Wagnis geht dank der bedeutungsschwangeren Musik auf

ÓREIĐAs drittes Album „The Eternal“ schickt die Hörer:innen ins Schneetreiben, aber weit abseits des typischen Sounds der zeitgenössischen isländischen Black Metal-Szene. Þórir G. Jónsson alias Thor betrachtet auf äußerst atmosphärische Weise die Natur im größtmöglichen Maßstab, vom menschlichen Individuum reist er in die Unendlichkeit des kalten Universums. Ebenso begleitet ihn das Bild von Sisyphus, und auch dieses ist nachvollziehbar. Dass „The Eternal“ kaum aus dem Midtempo ausbricht, passt zur Mühsal des Sisyphus, als würden die Rezipienten mittels Musik den gewaltigen Stein hangaufwärts schieben.

Die LoFi-Produktion macht es dabei nicht unbedingt einfach, die fünf Songs zu konsumieren. Das Soundbild versteckt viele Details und das genaue Hinhören strengt ob der kratzenden Gitarren an. Synthesizer, Drumcomputer und Gitarren zeichnen Bilder, ganz ohne Worte und ohne Gesang. „The Eternal“ ist dabei einerseits bedrückend, andererseits auch befreiend, es ist Bürde und Privileg zugleich, wie eben die menschliche Existenz im Kontext des Universums. Keine Frage, ÓREIĐAs Musik kann tief gehen, aber es braucht Ruhe und Muße, um sich „The Eternal“ zu nähern.

Atmosphärischer LoFi-Black Metal im Grenzland zwischen Trance und Monotonie: ÓREIĐAs Konzept stimmt auf „The Eternal“ – meistens

„The Path“ ist als Opener passend gewählt: Das Stück hat einen konsequenten Aufbau und dabei genügend Variation, um einen tranceähnlichen Zustand zu erzeugen. Auch „The Climb“ sticht aus dem Album heraus, immerhin ist es das einzige Stück, das am Ende die Geschwindigkeit anzieht und auch die Zähne zeigt. Es geht aber auch in die andere Richtung: „The Apex“ ist etwas zu gleichförmig und verliert von der zwischenzeitlich aufgebauten Kraft. Der Titelsong strahlt als Schlusspunkt glücklicherweise wieder ein meditatives, in sich ruhendes Gefühl aus. So bleibt eine Faszination zurück: „The Eternal“ umgibt das Mysteriöse. Man will das Album begreifen, auch wenn es zunächst abstößt, weil schnell klar ist, dass da mehr im Minimalismus steckt, als es zunächst den Anschein macht.

„The Eternal“ ist ein schroffes Album geworden und setzt ganz subtil eigene Impulse im Genre. ÓREIĐA setzen auf ihrem dritten Album vor allem auf eine kalte, unwirtliche Atmosphäre in LoFi-Ästhetik und bleiben vorwiegend im Midtempo. Deshalb schaffen sie es nicht, ähnliche Rauschzustände auszulösen, wie es PAYSAGE D’HIVER und anderen Meistern des Minimalismus gelingt. Trotzdem steckt hinter „The Eternal“ eine Menge, das Freunden kalter, atmosphärischer Klänge viel geben kann. Wenn schon das Label und Þórir G. Jónsson hiermit nicht im monetären Sinne reich werden, sind es die Hörer:innen, die bereichert werden – sofern sie Ausdauer mitbringen.

Wertung: 7  von 10 Gesteinsbrocken

VÖ: 12. Mai 2023

Spielzeit: 36:03

Line-Up:
Þórir G. Jónsson

Label: Debemur Morti Productions

ÓREIĐA „The Eternal“ Tracklist

1. The Path
2. The River (Official Audio bei Youtube)
3. The Climb
4. The Apex
5. The Eternal (Official Audio bei Youtube)

Mehr im Netz:

https://oreida.bandcamp.com/
https://www.instagram.com/oreida666

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