Death to All ist das Album des Jahres 2009! Dieses Werk gewinnt diesen Titel mit grossem Abstand zu allen anderen Veröffentlichungen. Denn NECROPHOBIC liefern acht absolute Hammersongs von superber Qualität ab, die allesamt die unverwechselbare Handschrift der Band tragen.
Eigentlich sollte die folgenden Sätze niemand mehr zu lesen brauchen, denn der obere Abschnitt sagt schon alles, was man über dieses wundervolle Album sagen kann, ohne dessen Musik durch blosse Worte ihrer Magie zu berauben. Im Wissen, ihrer mit Worten nicht gerecht zu werden, dennoch einige Hinweise für diejenige, welche sich noch nicht aufgemacht haben, um Death to All zu erstehen.
Das 2006 erschienene Hrimthursum ist ein Meisterwerk schwedischen Death Metals. NECROPHOBIC hätten es sich einfach machen und eine plumpes Hrimthursum 2 auf den Markt werfen können ein Jahr später. Doch das tun die Stockholmer mit Death to All genau nicht. Nein, lieber wartet man drei Jahre. Und erweitert das Line Up um Bassist Alex (der in La Santisima Muerte ein räudiges Bass-Solo kriegt und generell mit stilvollen, satt-klingenden Basslines auffällt). Als wäre dies nicht genug, kümmert sich das Quintett selber um die Produktion – und reüssiert auch in diesem Bereich, da sie weder klinischen Kleister noch kratziges Kellergerumpel fabrizieren. Stattdessen: Eine authentisches, druckvolles und ausgewogenes Soundgewand, das keine Wünsche offenlässt und dem Songmaterial der Band perfekt entgegenkommt.
Denn nur das haben diese Songs verdient. Jeder einzelne. Jede Minute. Jeder Atemzug, den Tobias` Kehle oder eines der Instrumente tut. Einen Lieblingssong auszuwählen ist kaum möglich, da keiner hinter den anderen zurückfällt. Ohne Intro legen NECROPHOBIC los – Celebration of the Goat beginnt mit einer dissonanten, lockenden Gitarrenline, die einem das Blut in den Adern gefrieren lässt. Nur um den roten Lebenssaft mit kraftvollem Geholze einige Sekunden später wieder in infernalische Wallung zu bringen. Diese Gitarrenlines! Dieser trommelnden Herzschlag! Diese Riffs! Und diese unverwechselbare Stimme, die einen rekrutiert für den Dienst des Höllenfürsten! Satte, mahlende Parts treffen auf episch angelegte Passagen, die man schon auf Hrimthursum nur mit jeder Körperfaser lieben konnte. Und wenn Tobias krächzt Goddess… fuck me like never before, dann dürften demnächst Scharen von Insassinnen katholischer Mädcheninternate auf Södermalm einfallen.
Revelation 666 geht ebenfalls zügig zur Sache, ähnlich wie auf The Third Antichrist wird mitreissend vom Höllenfeuer gesungen und mit groovendem Riffing aufgewartet. Wenn sich dann nach 4:20 die Leadgitarre nochmals erhebt und wie ein Nazgul elegant ihre Melodieschwingen ausbreitet und tonnenschweres Riffing dazu kommt, treffen NECROPHOBIC damit mitten ins schwarze Herz. Keine gottgewollte Gitarrenmusik könnte solche Leidenschaft jemals ihr eigen nennen! Doch zum Träumen bleibt keine Zeit, denn der Auftakt zu La Santisima Muerte zeigt mittels doppelter Gitarrenläufe die technische Seite der Stockholmer Death Metaller. Nach einer Minute überrascht Alex mit besagtem räudigen Bass-Solo, danach kommen dezente, hymnische Gesänge kurz zum Zug, welche perfekt in die Härte passen. Kitsch und aufgesetzten Bombast gibt es bei NECROPHOBIC auch 2009 einfach nicht.
Aber dafür eine Hymne für alle Anhänger des dunklen Herrschers: For Those Who Stayed Satanic. Schon bei der Live-Premiere am 26.12.2009AS in Stockholm zeigte sich die Hymnenqualität dieses Songs – und auf CD bestätigt sie sich. Geradlinig, aber ungeheuer effektiv.Der eingängige Song, der Text: eine einzige Energiequelle für alle, die für Trends, Pseudomoralisten und religiöse Gesellschaftsvorstellungen nur den ausgestreckten Mittelfinger übrig haben und auch nach 20 Jahren dessen nicht müde werden – siehe NECROPHOBIC. In Temple of Damnation ziehen die Stockholmer das Tempo dann wieder an. Wieder gibt es Chöre mit leichter THERION-Reminiszenz zu hören, wieder werden diese so passend eingesetzt, dass sie eine Ergänzung sind und kein Übertünchungsmittel für unzureichendes Songwriting. Denn in Sachen Arrangement setzen die Schweden auf Abwechslung und Temple of Damnation bietet zudem sattmachende Nahrung für alle Anhänger von herzzerreissendend-heulenden Gitarrenleads.
In The Tower zeigen sich NECROPHOBIC erneut von ihrer ruppigeren Seite, kontrastieren das herbe Riffing aber auch wieder mit Chorgesang und Gitarrenmelodien und schaffen so gekonnt die Gratwanderung zwischen Aggressivität und Melodiosität. Wings Of Death gibt sich nach einem lauernden Beginn wieder von der langsameren, alles niederwalzenden Seite und die Gesangslinien von Tobias harmonieren hier besonders schön mit der Gitarrenarbeit, bevor man dann fast schon im Rise hell-Refrain mitsingen möchte.
Nach diesen sieben Perlen erwartet man keine weiteren Höhepunkte mehr, obwohl die Dreiteilung des abschliessenden Titeltracks Death To All – in The Summoning, Triumph of the horned und …and jesus Wept – neugierig macht. Und dann läuft es einem eiskalt den Rücken runter. Denn die einsame Gitarrenline von The Summoning schleicht sich wie ein Axtmörder von hinten an einen ran. Schleppend setzt sich daraufhin eine alles zermahlende, schwedische Death Metal-Walze in Bewegung. Auf den superben Riffs thront eine majestätische, stimmige Gitarrenleadkomposition, die einen mit ihrer Intensität fesselt. Sensationell wie nach etwa drei Minuten von dissonantkranken Solo zum treibenden Part rübergeschwenkt wird. Abwechslungsreichtum trifft auf epische Riffs, majestätische Leidenschaft auf frostige Grausamkeit. Nach sechs Minuten ist es ruhig – und dann eine cleane, einsame Gitarrenmelodie im zarten Windesgeheul, eine langsam lauter werdende Snaredrum, ein Herzschlag… und ein Abschluss, der so ergreifend ist, dass einem jedes Mal das Herz stillsteht und Gänsehaut den gesamten Körper überzieht. Wie ein Lufthauch nach einer blutigen Schlacht verebbt …and jesus Wept und schliesst Death To All perfekt ab. Was für ein atemberaubendes Kunstwerk!
Veröffentlichungstermin: 29.05.2009
Spielzeit: 45:03 Min.
Line-Up:
Tobias Sidegård (TRIDENT, ORDER OF ISAZ): Vocals
Sebastian Ramstedt (NIFELHEIM): Lead Gitarre
Johan Bergebäck (NIFELHEIM): Gitarre
Joakim Sterner: Drums
Alexander Friberg (TRIDENT, ORDER OF ISAZ): Bass
Produziert von NECROPHOBIC
Label: Regain Records
Homepage: http://www.necrophobic.net
MySpace-Seite: http://www.myspace.com/necrophobic
Tracklist:
1. Celebration of the Goat
2. Revelation 666
3. La Santisima Muerte
4. For Those Who Stayed Satanic
5. Temple of Damnation
6. The Tower
7. Wings of Death
8. Death to All