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MOTHLITE: The Flax of Reverie

"The Flax of Reverie" ist wie ein verzauberter, schöner, aber auch sehr gefährlicher Wald, den es zu entdecken gilt. Da drin verläuft man sich gerne und findet nur schwer wieder raus. Und wer nicht ganz abgestumpft ist, nimmt davon etwas in die reale Welt mit.

Es gibt so einige Bands, die sich im Laufe ihrer Karriere im Underground oder auch darüber hinaus einen großen Namen gemacht haben, durch den unbedingten Willen ausschweifend zu komponieren, sich weiter zu entwickeln und konsequent zu experimentieren. Die Vision wahr werden zu lassen. Wohlklingende Namen wie GUAPO, ENABLERS, COIL und so weiter fallen einem da ein. Aber auch die Urväter des Ganzen, PINK FLOYD, dürfen bei einer solchen gedanklichen Aufzählung nicht fehlen.

Was das nun mit MOTHLITE zu tun hat? Es dürfte nicht schwer zu erraten sein, dass diese Band sich in diesen illustren Zirkel einreiht. Das Besondere daran ist, dass The Flax of Reverie ihr Debütalbum ist. Vom Label als Avant-Drone-Pop bezeichnet, ziehe ich einfach Psychedelic Rock vor. Mit großer orchestraler, epischer, leicht progressiver und jazziger Schlagseite. Das klingt immer noch nach nichts? Nun, versuchen wir es folgendermaßen. Eine zugänglichere Version von GUAPO, die experimentelle Melancholie von ULVER, die ruhigen Stellen von MIASMA & THE CAROUSEL OF HEADLESS HORSES sowie die psychedelischen Elemente von PINK FLOYD vermengen sich zu etwas völlig Eigenem, das nicht nur Gänsehaut verschafft, sondern den Hörer unter seiner Haut vor Spannung schier explodieren lässt.

Das geschieht vor allem dann, wenn man auf dem Sofa, mit Köpfhörern bewaffnet, diesem Werk, in irrer Lautstärke ausgeliefert, folgt. Hier trifft viel Piano, dezente, schöne Gitarrenarbeit, kreatives Drumming und toller Gesang aufeinander und vermengt sich zu einer kleinen Herausforderung, die allerdings nicht als solche wirkt. Stücke wie Riverside, The Untouched Dew und Neverbegoodwood ziehen den Hörer in eine avantgardistische Welt, in das Licht zwischen den Szenen einen Film Noirs. Dunkler, experimenteller wird es gegen Ende, aber auch hier, im fantastischen Hypnogogue wirkt die Musik eher beruhigend denn stressend.

Das Songwriting und die Produktion sind sensationell, dadurch entstehen Welten im Kopf des Hörers, alles hat Stil und ist dennoch radikal und anders. Wenn sich zur Musik von MOTHLITE noch die Violinen und Klarinetten gesellen, ist das wie ein gleißendes Licht, immer stärker werdend, aber niemals schmerzend. Die Teils überlangen Songs sind fernab von jeglichen gewöhnlichen Songstrukturen, der Fluss der Stücke macht dennoch immer Sinn und ist hörbar, sowohl für die Band als auch für den Zuhörer enorm fordernd.

Diese großartigen 50 Minuten sind jedem zu empfehlen, der experimenteller, psychedelischer Musik auch nur ein kleines bisschen abgewinnen kann. The Flax of Reverie ist wie ein verzauberter, schöner, aber auch sehr gefährlicher Wald, den es zu entdecken gilt. Da drin verläuft man sich gerne und findet nur schwer wieder raus. Und wer nicht ganz abgestumpft ist, nimmt davon etwas in die reale Welt mit.

Veröffentlichungstermin: 6. Juni 2008

Spielzeit: 48:55 Min.

Line-Up:
Daniel O´Sullivan – Vocals, Guitars, Keys
Antii Uusimaki – Production, Engineering, Keys

Gastmusiker:
Gilad Atzmon – Saxophone, Clarinet
Chlow Herington – Bass
Sara Hubrich – Violin
Jamie Gomez Arrellano – Drums

Label: Southern Records

Homepage: http://www.mothlite.com

Tracklist:
1. Riverside
2. The One in the Water
3. The Untouched Dew
4. Neverbegoodwood
5. Cauldron
6. Hypnogogue

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