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MESSA: Close

MESSA sind für mich immer wieder eine unerwartete Reise. Also nicht nach Bella Italia, da war ich schon viel zu lange nicht mehr. Aber musikalisch nehmen mich Sara und ihre Jungs halt immer mit seit ihrem Debüt-Album „Belfry“ von 2016. Auch gerne live, auch viel zu lange her, zuletzt beim DOOM IN BLOOM und beim letzten HAMMER OF DOOM. Aktuell sind sie ja unterwegs, um ihr neues Album live vorzustellen. Aber erst mal ist als Dauergast das neue, dritte Album „Close“ angesagt.

MESSA laden mit „Close“ wieder zu einer musikalischen Reise ein

So haben MESSA mich mit „Suspended“ auch gleich wieder. Gar zart kommt der Song daher, psychedelisch anmutend, der Doom wird nur punktuell mit einem fetten Riff spendiert. Gefangen ist man auch sofort von Sara´s Gesang, energisch und kraftvoll, aber nie vergleichbar mit traditionellen Metal-Sängerinnen. Wenn sie dann immer wieder ganz zart schnurrt und einem mit eisigen Fingern den Nacken krault ist man gefangen. Bis die Jungs dann nach gut fünf Minuten einen Ausflug machen in relaxte Jazz-Gefilde, dann ist das eine wahre Freude. Sara schnurrt wieder kurz, dann wird es zerrig und laut, der Doom wird nach oben geschraubt. Dann ist man eh schon weit weg vom Alltag und gefangen in den Sound-Landschaften von MESSA.

Zappelig, fast punkig wird nach vorn gerockt, und natürlich bricht „Dark Horse“ immer wieder ein, um zarten Vocals Raum zu lassen. 70er Rock klingt durch, ohne sich faul in den Sattel der angesagten Retro Rock-Bands zu setzen. Es bleibt immer MESSA. Irgendwann geht der stattliche Gaul mit ihnen durch und prescht durch den Wüstensand. Dann geht es direkt in den Orient, „Orphalese“ nimmt einen bei der Hand, es riecht nach Opium, der ruhige Song malt Bilder, sehr schön. Auch gut, dass hier der übliche erwartete Ausbruch nicht kommt. Auch damit sinnvoll zu spielen haben MESSA hörbar verfeinert. Wenn Sara bei „Rubedo“ ihre Stimme durch allerlei Höhen schraubt ist das für manchen sicher etwas fordernd, als Fan der Band lässt man sich eben davon treiben und swingt entrückt mit bei Flamenco-Elementen, bis der Song fast Black Metalig alle Besinnlichkeit wegfegt. Bis der Song mit einem schönen Solo mit LED ZEPPELIN-Touch ausklingt.

Der Stilmix von MESSA ist schön schräg und doch stimmig

Ein klares Meisterwerk ist natürlich das vorher ausgekoppelte „Pilgrim“ mit tollem Video. Wieder geht es in den Wüstensand Nord-Afrikas, wieder werden musikalisch Bilder gemalt, wieder tragen einen die Vocals davon. Die Oud, eine orientalische Laute, meldet sich, und dann steppt das Dromedar. Kraftvoll, wütend, heavy, im Video begleitet von einem tunesischen Nakh-Tanz. Sphärischer Singsang zu zarten Klängen schieben sich ein, um dann wieder in einem fetten Doom/Stoner-Part zu wüten. Wieder herrlich ruhig das mit über 10 Minuten „O=2“ als längste Epos des Albums. Hier kommt wieder ein Hauch spät-60er/früh-70er Psychedelic Rock auf. Sara schiebt nur ein paar Melodien ein, ebenfalls mit viel Hippie-Flair, der Song gehört dann weitestgehend den Jungs. Die lassen es zum Ende hin wieder heavy krachen. Herrlich auch das Solo-Duell zwischen Saxophon und Synthesizer. Allerdings wirkt das Werk zu gestreckt, hier hätte man etwas ausfegen können.

Mit Sara hat man eine Sängerin, die man aus dem Pool der entsprechenden Bands sofort raushört

Dann nimmt einen das verträumte, soulige „If You Want Her To Be Taken“ bei der Hand. Sara´s Vocals umschmeicheln den Zuhörer, die Jungs bringen immer wieder Verzweiflung zum Ausdruck. Hippies horchen auf, eine gute Portion PINK FLOYD, wabbernde Gitarren, zum Ende wird wieder das Tempo dezent angezogen bis man sich aus dem Song blastet. Klingt nach „wie immer halt“, wird aber schlau eingesetzt und nicht zu sehr nach Reißbrettplan eingeschoben weil man das so macht. Der Kartoffel-Ghul „Leffotrak“ wütet kurz aus den Boxen, bevor „Serving Him“ nochmals zum Zurückziehen einlädt. An mehreren Stellen erinnert mich der aktuelle Stil von MESSA auch an THE GATHERING, speziell deren „Mandylion“, das kürzlich mal wieder im Player war. Aber egal, wo man Querverweise sucht, MESSA machen immer schon ihr ganz eigenes Ding, und das ist klasse.

So gut wie auf „Close“ waren MESSA noch nie!

Egal wohin die Reise aber gerade geht, der gute alte Doom wird zum Glück immer wieder ausgepackt oder auch mal ein staubiges Stoner-Riff. Mit ihrer Art, dies mit ganz anderen Elementen zu mischen wie Jazz, auch mal Blues, Ambiente (weniger als bisher), 70er Psychedelic/Progressive Rock, harsche Ausbrüche in fast Blackie-Regionen, dann wieder eine Portion schweren Sludge, das ist schon schräg und doch stimmig. Und so gut wie hier auf „Close“ waren sie noch nie! Und über allem die wirklich schöne, abwechslungsreiche Stimme von Sara, die man aus dem Pool der entsprechenden Bands mit Sängerin sofort raushört. Dass man ihr auch live gerne zuschaut, das nützt uns hier nichts. Da besucht man besser eine ihrer Shows.

23.04.2022 – Braunschweig – Jugendkirche
25.04.2022 – Berlin – Urban Spree
29.04.2022 – Leipzig – Soltmann
30.04.2022 – Karlsruhe – Dudefest
01.05.2022 – Basel – Hirscheneck

Veröffentlicht am 11.03.2022

Spielzeit: 64:46 Min.

Lineup:
Sara B. – Vocals, Percussions
Alberto Piccolo – Guitar, Oud, Mandolin, Vocals, Moog Bass, Rhodes Piano, Synths, Percussions
Marco Zanin – Bass, Acoustic Guitar, Vocals, Synth, Dulcimer
Rocco – Drums, Percussions, Screams
Special Guest: Giorgio Trombino – Duduk, Saxophone

Label: Svart Records

Mehr im Web: https://www.facebook.com/MESSAproject

Die Tracklist von “Close”:

1. Suspended
2. Dark Horse (Video bei YouTube)
3. Orphalese
4. Rubedo
5. Hollow
6. Pilgrim (Video bei YouTube)
7. 0=2
8. If You Want Her To Be Taken
9. Leffotrak
10. Serving Him

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