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LUSTRE: A Thirst For Summer Rain

Acht Alben hat das “Ambient Black Metal”-Projekt LUSTRE bereits auf dem Buckel. Dieses hier hat das schönste Cover.

LUSTRE ist ein Phänomen: Das Soloprojekt eines Mannes namens “Nachtzeit” ist mir vor einigen Jahren durch die Single “The First Snow” bekannt geworden, einem simplen, aber geradezu magisch effektiven Stück mit einer traumhaften Melodie, veredelt durch ein bezauberndes Artwork, das ich mir damals sogar, ohne lange zu zögern, mit horrenden Versandkosten aus Lapland habe liefern lassen, als T-Shirt. Das habe ich bis heute nicht bereut, aber jetzt liegt mir das neue Album des Projekts vor, das erste “in einem richtigen Studio” aufgenommene, und ich komme nicht umhin langsam festzustellen, dass LUSTRE wohl ein One-Hit-Wonder und es eigentlich eine Frechheit ist, was der Mann uns hier zumutet.

Wer einen LUSTRE-Song kennt, kennt alle: Schwülstige Keyboards spielen die gleiche Melodie in einem fort, dazu gibt’s schleppenden Drumcomputer, Krächzen im Hintergrund und Blackgaze-Gitarren. Das kann großartig sein, man denke an SUMMONING, aber leider, leider, leider hat außer den großartigen CALADAN BROOD (und in Ansätzen dem Projekt BELORE) es noch niemand geschafft, diese Musikrichtung in auch nur annähernd so guter Qualität auf Tonträger zu bannen wie eben diese.

“A Thirst For Summer Rain” ist eine einzige leere Versprechung

Stattdessen: bodenlose Langeweile; Melodien, für die sich jeder 90er-Happy-Rave-Komponist schämen würde; keinerlei Varianz im Keyboard-Klang. Gut, das Werk heißt “A Thirst for Summer Rain”, und in etwa so fühlt es sich auch an: Ich warte die ganze Zeit auf die nicht zuletzt vom unfassbar schönen Cover-Artwork (Benjamin König/Sperber Illustrationen) versprochenen großen Gefühle – allein, jedes Stück lässt mich durstiger zurück als das vorherige.

Eine besondere Unverschämtheit leistet sich “Nachtzeit” in “Faith”: Nach fünf Minuten klingt das elend langweilige Gedudel unspektakulär aus… um dann noch über zwei Minuten lang einfach Keyboard-Flächen angehängt zu kriegen! Was soll das? Wie bekifft muss man sein, um das gut zu finden? Das hat doch mit Komposition nichts zu tun! Ein kurzer Blick auf die Spielzeiten der Stücke – ach so, die müssen alle halt um die acht Minuten lang sein. Verstehe…

Ne, also wirklich, ich verstehe es nicht. Ich hatte gehofft, dass LUSTRE an “The First Snow” würde anknüpfen können, dass es dem Artwork und der größeren Produktion irgendwie gerecht würde. Aber nichts da: Dieses Album klingt wie ein altes Casio, das irgendwelche Demos abspielt, während in der Nähe ein depressiver Typ auf seine Gitarre einschlägt und dabei gelegentlich gutturale Laute ausstößt. Es ist ein Jammer.

Spielzeit: 33:34 Min.

Veröffentlichung am 26.8.2022 auf Nordvis

LUSTRE “A Thirst for Summer Rain” Tracklist

1 – Quiescence
2 – Faith
3 – Thirst (Audio bei YouTube)
4 – Alleviation

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