Wenn es eine dunkle Grabeskammer gibt, die so vermodert ist, dass man erstickt, so dunkel, dass man nie wieder etwas sieht, in der es einen derartigen Hall gibt, dass man sofort taub wird, dann hat in dieser Kammer Wrest sein LURKER OF CHALICE-Album aufgenommen. Der Solokünstler, der auch unter LEVIATHAN schon die ein oder andere pechschwarze Greueltat verrichtet hat, zeigt, dass er auch anders kann und mehr zu bieten hat als bloße Raserei.
LURKER OF CHALICE ist ein Projekt, das zwar auf Black Metal basiert, aber viel weiter geht. Mit einer Genre-typischen Instrumentierung entsteht ein pechschwarzes Werk, das jedoch deutlich mehr dem Ambient zugewandt ist, als Standard-USBM. Es klingt eher wie hypnotische, schwarze Schallwellen, die knapp 70 Minuten konsequent auf den Hörer losgelassen werden. Während Piercing Where They Might und Vortex Chalice noch mit einem flotten Beat und verwaschen klingenden Gitarren unter dem ganzen Rauschen einigermaßen nah am Black Metal sind, so geht dies beim restlichen Material fast vollständig verloren. Dennoch, das schräge Gegurgel, die immer wieder auftretenden Gitarren und der im Hintergrund stampfende Drumcomputer suchen jedes der zehn Stücke heim.
Lurker of Chalice ist ein unglaublich atmosphärisches Album, eines, das dich in Angst und Schrecken versetzt und gleichzeitig entspannt. Seltsam. Aber es kommt auf die Situation an. Nachts beim Autofahren hinterlässt Spectre as Walkerie is das Gefühl des Schwebens und beruhigt ungemein. Das Gegenteil ist der Fall, wenn man Songs wie Minions und This Blood Falls as Mortal im Dunkeln über Kopfhörer hört. Paranoia? Herein spaziert! Denn so hört man auch die vielen Details heraus, die Wrest in die Songs eingebaut hat, Details die ansonsten gerne untergehen. Keyboard-Spuren, hintergründige Gesänge, Gitarren, all das verstärkt die Atmosphäre.
Hier und da driftet Wrest auch gerne in Richtung Folk ab, weshalb Fastened to the Five Points auch sehr rituell klingt. Die Sternstunden dieses Albums sind jedoch, wenn die Gitarren harmonisch mit den Keyboards interagieren. Das könnte poetisch sein, wäre es nicht derart furchteinflößend. Zwischen LEVIATHAN, der letzten BURIAL HEX und sogar einem Schuss FIELDS OF THE NEPHILIM angesiedelt ist dies einzigartig und originell. Produziert ist Lurker of Chalice selbstverständlich grauenvoll, aber nur so wirkt die Scheibe authentisch und so entfaltet sich die kranke Atmosphäre am besten.
Auch wenn das Material bereits vor sechs Jahren aufgenommen wurde, bisher gibt es keine andere Band, die so etwas verbrochen hat. Dieses Re-Release im ordentlichen Digipack mit einem leider sehr lieblosen Booklet ist allen zu empfehlen, die wissen, dass Düsternis und das Böse mehr zu bieten hat als kalte Raserei. Ein stellenweise absolut grandioses Werk, das hoffentlich noch eine Fortsetzung findet.
Veröffentlichungstermin: 27. Juni 2008
Spielzeit: 68:27 Min.
Line-Up:
Wrest – Instruments, Vocals
Produziert von Wrest
Label: Southern Lord Records
Homepage: http://www.myspace.com/lurkerofchalice
Tracklist:
1. I
2. Piercing Where They Might
3. Spectre as Walkerie is
4. Minions
5. Paramnesia
6. This Blood Falls as Mortal (Part III)
7. Granite
8. Vortex Chalice
9. Fastened to the Five Points
10. Wail