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LIS ER STILLE: The Collibro

Eine Cartoon-Version von PINK FLOYD: Leicht verdrehter, vielleicht auch einfach nur humorvoller Progressive Rock und Artrock-Mix.

Ist das Artrock mit Humor, oder sind LIS ER STILLE einfach nur ein wenig verdreht? Wie dem auch sei, das dänische Kollektiv wildert dort, wo sich schon genügend andere bedient haben und hat außerdem einen Narren an QUEEN und MUSE gefressen, bringt das aber auf eine schräge Artrock und Postrock-Ebene, wie eine Cartoon-Version von PINK FLOYD. Leicht verständlich ist The Collibro also rein gar nicht, es dauert seine Zeit, bis LIS ER STILLE mit ihrem Material zumindest ein wenig beim Hörer hängen bleiben. Anfangs scheinen sie überambitioniert zu sein, sie verlieren sich in ihren Kompositionen, ihnen ist es egal, ob der Hörer folgen kann, oder nicht. So oder so, ausgearbeitet ist das Material dieses Drittwerks wirklich liebevoll.

Und genau hier setzt die Faszination an. LIS ER STILLE mögen nicht die kompositorisch reifste Band der Welt sein, sie mögen nicht die originellste Band der Welt sein, aber sie sind schlau, hochkreativ und geben einen Dreck darum, ob du ihnen folgen kannst oder nicht. Und das ist immerhin der einzige Weg, irgendwann wirklich bahnbrechende Musik zu liefern. So gesehen sind LIS ER STILLE auf dem absolut richtigen Weg. The Collibro bietet, dank seinen teils ausufernd langen Stücken, die auf kurze Interludes treffen, keine Hits, keine Nummern, die heraus stechen. Viel mehr ist das ein Einstündiges, sehr eigenbrötlerisches Kopfkino, bei dem sich gewisse Themen immer wiederholen.

Vor allem die Pianopassagen und der vielschichtige Gesang, der sowohl tief und beschwörend ist, aber auch im Bereich der Kopfstimme liegen kann, aber immer zur Musik passt, sind das Beste an The Collibro. Frontmann und Keyboarder Martin Byrialsen erschafft mit seiner Band hier allerdings auch oftmals gelungene Kontraste, so dass es gerne etwas melancholisch wird. Das Rockfundament, Gitarre, Bass und Schlagzeug, spielt so, wie es bei diesen Songs klingen muss. Sie bilden eine Einheit, lassen dem Gesang, Klavier und Synthesizer dezent den Vortritt, haben aber dennoch ihre Auftritte. Die Riffs, Leadgitarren und Bassspuren sind oft schräg eingesetzt, fallen aber nie aus dem Rahmen und die Rhythmen von Jon Gotlev sind kreativ und fordernd, aber nicht von der Marke Schleudersitz.

Hier fällt also trotz den abenteuerlichen Arrangements und dem fordernden Songwriting auf, dass die Tugenden der Siebziger eingehalten werden, eine Weiterentwicklung des Genres trauen sich LIS ER STILLE nicht zu, das muss aber auch gar nicht sein. Viel mehr finden sie mit ihrem sehr ansprechend produziertem Album The Collibro mehr als eine Stunde ihre eigene Nische in dem buntem Genre. Klar ist, hier durchzusteigen ist harte Arbeit, The Collibro nebenbei zu hören ist so sinnlos wie eine Reise durch das Weltall ohne Handtuch. Die gute Nachricht lautet: Freunde von alternativ geprägtem, modernem Progressive Rock und Artrock sollten sich darauf einstellen, dass die nächsten Wochen nichts anderes als LIS ER STILLE laufen wird.

Veröffentlichungstermin: 10. September 2010

Spielzeit: 66:28 Min.

Line-Up:

Martin Byrialsen – Vocals, Piano, Keyboards
Tue Schmidt Rasmussen – Guitars
Asbjorn Helboe – Bass, Synthesizer
Jon Gotlev – Drums

Label: VME / Brutal But Sentimental Records

Homepage: http://www.liserstille.dk
MySpace: http://www.myspace.com/liserstille

Tracklist:

1. All The Blood
2. Send In The Scouts
3. Recalling The Color
4. Like A Common Wave
5. Shards Of The Ending
6. Through The Quest Of Your Designs
7. Break Or Seal
8. The Real Children
9. The Painted
10. Behold The Remnant Parts Of Me
11. In The Seed
12. Beneath The Unbroken Country

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