KARMAKANIC: Wheel Of Life

KARMAKANIC haben ihre absolut eigene Identität im progressiven Rock und legen ein klasse Album vor.

KARMAKANIC ist noch ein recht unbeschriebenes Blatt der Prog Szene. Kennern wird das 2002er Debüt „Entering The Spectra“ vielleicht bekannt sein. Ein Blick auf die Gastmusiker verrät einem schon so etwa, mit was man sich hier auseinandersetzen muss. Roine Stolt und Thomas Bodin (beide THE FLOWER KINGS) wollen auf „Wheel Of Life“ ihre Einflüsse unterbringen und das bedeutet NeoProg.

Diese Musik ist nicht immer einfach und so ist die Freude schon sehr groß, wenn die ersten Takte von „Masterplan pt. 1“ erklingen. Schöne Harmonien eröffnen als kleines Intro, die dann in eine progressive Passage münden, für die es nicht unbedingt aufdrängende Referenzen gibt. Schnell wird klar, dass KARMAKANIC Eigenständigkeit besitzen. Piano, Keyboard, Akustik Gitarren und E-Gitarren erzeugen einen interessanten Sound, der ab und zu Keyboardtexturen oder mal mehr Akustik bietet. Die spielerische Leichtigkeit und Dynamik der Protagonisten ist zu jeder Zeit zu hören. Der Gesang von Goran Edman, der in den Entspannungsmomente des Tracks einsetzt, ist sehr harmonisch und bietet ebenfalls vielfältige Einflüsse. „Alex in Paradise“ ist dann ein sehr gelöster Song mit einigen Jazz-Anleihen zum Ende hin. In „At The Speed Of Light“ sind dann zu Beginn eher die Referenzen der Gastmusiker rauszuhören. Überzeugend ist der mehrstimmige Gesang. Auch die allseits geliebte Orgel bekommt hier ihren Raum.

„Excuse Me, Do You Tango? – I Want To Dance“ lautet dann die mehr oder weniger charmante Aufforderung einer stimmlich leicht artifiziell wirkenden Dame, die den Track „Do U Tango?“ einleitet. Tatsächlich ist hier das Thema Tango mit wundervollen Bassläufen von Jonas Reingold umgesetzt. Ein Instrumentaltrack, in dem nur das Sample der Tanzpartnerin und ein Taktzählen, das an die Tanzschule erinnert, eine Ausnahme bilden. Wunderbar ist auch an der Akustik-Gitarre das Thema Tango bearbeitet und alles in ein progressives Gewand steckt.

„Where Earth Meets The Sky“ ähnelt dann musikalisch wieder mehr dem Opener. Schöne Harmonien, die teilweise auch etwas ins Liebliche abrutschen sind hier Beispiele für die NeoProg Einflüsse. Zwischendurch bietet der Track aber auch Atmosphärisches und etwas Lounge-Flair. „Hindby“ ist dann ein gefühlvolles Gitarrensolo mit etwas Percussion, Bass und einigen Effekten – wirklich sehr stilvoll.

„Wheel Of Life“ beginnt mit Flöten und transportiert eine sehr fröhliche Grundstimmung. Man hat teilweise das Gefühl sich in einem Musical zu befinden. In „Masterplan pt. 2“ kann ich persönlich dann lediglich namentliche Ähnlichkeiten zum Opener feststellen.

Es ist nicht ganz einfach die Musik von KARMAKANIC zu beschreiben. Stilistisch befindet man sich irgendwo zwischen THE FLOWER KINGS und DREAM THEATER. Die Parallelen zu Letzteren kommen vor allem durch die teilweise sehr vertrackten Instrumental-Passagen zustande, in denen es auch odd times und unisono Linien zu hören gibt. Gerade der mittlere Teil von „Masterplan pt. 1“ erinnert instrumental heftig an DREAM THEATER, aber absolut im positiven Sinne – das ist die instrumentale Masterclass. Von THE FLOWER KINGS gibt es dann eher die NeoProg Einflüsse. Charakteristisch sind die Harmonien, die sich zwischen psychedelisch und lieblich bewegen, wobei KARMAKANIC selten eines der beiden Extreme wirklich erreichen. Auch die Orgel, die teilweise eingesetzt wird, geht dann wieder eindeutig in die NeoProg Ecke. So könnte man in dieser Richtung auch SPOCK`S BEARD als Einfluss nennen. KARMAKANIC kopieren allerdings keine dieser Bands und klingen absolut eigenständig im Rahmen dieser Eckpunkte.

Überzeugend ist diese Mischung aus langen und kurzen Tracks mit viel Abwechslung und einigen großartigen Ideen, wie „Do U Tango?“. Die Scheibe bietet schöne Harmonien, die kein Stückwerk sind, sondern Songthemen, die auch in längeren Tracks immer wieder aufgegriffen werden. Die instrumentale Seite kann genauso wie die harmonische Seite überzeugen. Das macht diese CD so eingängig und gut hörbar. Ich kann nur jedem Prog-Fan nahe legen, mal in KARMAKANIC reinzuhören. Lange ist es her, dass mich eine Prog-Scheibe auf Anhieb so überzeugt hat. Für mich persönlich stellen KARMAKANIC die positiven Elemente der genannten Referenzen dar, aber das liegt im Ohre des Zuhörers. Die instrumentale Klasse ist hingegen objektiv feststellbar.

Veröffentlichungstermin: 01.06.2004

Spielzeit: 65:36 Min.

Line-Up:
Goran Edman – Vocals

Jonas Reingold – Bass

Krister Jonsson – Guitars

Zoltan Czorsz – Drums

Produziert von Jonas Reingold
Label: Regain Records

Homepage: http://www.reingoldmusic.com/

Email: mail@reingoldmusic.com

Tracklist:
01. Masterplan Pt. 1

02. Alex In Paradise

03. At The Speed Of Light

04. Do U Tango?

05. Where Earth Meets The Sky

06. Hindby

07. Wheel Of Life

08. Masterplan Pt. 2

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