Coverbild - ein gezeichnet Roboterball mit einem Auge schwebt im stilisierten Raum

H.E.A.T: Welcome to the Future

Mehr denn je spürt man bei H.E.A.T den Drang nach Eingängigkeit, durch den der Melodic Rock frisch und mitreißend klingt. Über allem strahlt der grandiose Gesang von Kenny Leckremo.

Die 80er sind inzwischen eine ganze Weile her. BON JOVI machen belanglose Popmusik. Mutt Lange hat schon lange kein Rock-Album mehr produziert. Doch H.E.A.T halten die Fahne des Melodic Rock nicht nur hoch, sie haben sie zuvor in einen Eimer mit Hookline-Suppe eingetaucht und mit Haarspray gefestigt. Der Opener „Disaster“ beginnt stilecht mit Synthies, die klingen wie 1987, und sich dann zu einem Refrain steigert, in dem das „Disaster“ schonungslos mit „Faster“ gereimt wird. Doch sorgt euch nicht! „Welcome to the Future“ hat mehr zu bieten, als Klischees. „Bad Time for Love“ bietet im mittleren Tempo einen echten Kracher, der ganz offensichtlich nur darauf wartet, live gespielt zu werden. Wer (wie ich) flottere Sachen gut findet, bekommt mit „Running to You“ und „Children of the Storm“ zwei äußerst gelungene Songs, die zum Air-Drumming und Kopfschütteln einladen.

Die 80er haben angerufen, sie wollen ihre Keyboards zurück

Die Musik hat Groove und eine wuchtige Produktion. Dabei wird auch mit Keyboards nicht gegeizt, ohne dass das Sound völlig verwässert. Wie es sich für melodischen Hardrock gehört, steht aber freilich der Gesang im Mittelpunkt der Songs. Ich habe H.E.A.T 2023 live gesehen und kann nun das neue Album mit dem Wissen genießen, dass Frontmann Kenny Leckremo die Sachen live nicht nur stimmlich 1a rüberbringt, sondern dazu auch noch eine erstklassige, mitreißende Show abliefert. Zu seinen Stärken gehört so ziemlich alles. Kraftvoll? Sicher. Gefühlvoll? Wo immer es nötig ist. Hoch? Ja. Mittlere Lagen? Ja. Songdienlich? Ja. Auch mal an die Grenze gehend? Ja, aber ohne, dass es nervt.

Der melodische Hardrock von H.E.A.T besticht durch Eingängigkeit und tollen Gesang

Bei der Midtempo-Nummer „The End“ werden Erinnerung an CUTTING CREWs Hit „(I Just) Died in Your Arms“ wach – satte Keyboards, sanfte Melancholie, straightes Schlagzeug, wunderbar! Mit „Rock Bottom“ und „Tear It Down (R.N.R.R.)“ hat das Album auch zwei groovende Rock-Songs in der Tradition von früheren Werken wie „Rock Your Body“. H.E.A.T bleiben sich auf „Welcome to the Future“ treu, keine Frage. Man spürt den Drang nach noch mehr Eingängigkeit und die Freude am Klangbild der späten 80er. Kompositorisch ist das schwedische Quintett zwar nur bedingt originell. Doch gerade in der zweiten Albumhälfte bei Songs wie „Paradise Lost“ spielt die Band so eigenständig, dass sie eben genau nach H.E.A.T klingt und nicht so sehr nach ihren Vorbildern. Ich will das live hören! Ich ertappe mich jedenfalls, dass ich nach dem formidablen Rausschmeißer „We Will Not Forget“ das Album gleich wieder von vorne starte.

„Welcome to the Future“ funktioniert als ganzes hervorragend, auch wenn sich zwischendurch ein, zwei schwächere Tracks eingeschlichen haben („Call My Name“). In der Band-Diskografie rangiert das Album jedenfalls sehr weit oben. Das einfallslose Cover und der ziemlich glatt gebügelte Schlagzeug-Sound fallen da nicht ins Gewicht – in diesen Bereichen gab und gibt es bei H.E.A.T keine nennenswerten Veränderungen. Unterm Strich bleibt somit eine Sammlung grandioser Melodic-Rock-Songs ohne unnötigen Ballast und mit reichlich musikalischer Leidenschaft.

Veröffentlichungsdatum: 25.04.2025

Spielzeit: 45:40

Line-Up:
Kenny Leckremo: Gesang
Dave Dalone: Gitarre
Jimmy Jay: Bass
Jona Tee: Keyboards
Don Crash: Schlagzeug

Label: earMUSIC

Homepage: https://www.heatsweden.com

H.E.A.T „Welcome to the Future“ Tracklist:

  1. Disaster (3:46) (Video bei YouTube)
  2. Bad Time for Love (3:01) (Video bei YouTube)
  3. Running to You (3:04) (Video bei YouTube)
  4. Call my Name (4:16)
  5. In Disguise (3:37)
  6. The End (4:25)
  7. Rock Bottom (3:30)
  8. Children of the Storm (4:01)
  9. Losing Game (4:07)
  10. Paradise Lost (3:50)
  11. Tear It Down (R.N.R.R.) (4:31)
  12. We Will Not Forget (3:26)

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