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GRAVE FLOWERS: Incarcerated Sorrows

Zerbrechlicher Gothic/Doom Metal, dem mehr Aggressivität nicht schaden würde.

Der hierzulande gebräuchliche Begriff der Stubenmusik kann mit Abstrichen auch auf die Schweden von GRAVE FLOWERS angewandt werden. Immerhin spielte die Band in der Vergangenheit als Duett auf und nahm für das nun erhältliche zweite Album zwei Sessionmusiker in Anspruch, wovon an den Keyboards die Gattin des Sängers und Bandgründers Matte Andersson (GODGORY) werkelt. Während das Album also im familiären Kreise eingespielt wurde, wird der losgetretene Schall von Incarcerated Sorrows sicherlich die heimeligen vier Wände der Familie Andersson verlassen und die Fanwelt romantisch, sentimental veranlagter Doom Metal-Anhänger heimsuchen.

Dabei werden die Doom-Brüder anfangs etwas vor den Kopf gestoßen, setzt doch der Opener At Night mit einer Suomi-Gothrock-Melodie ein, die erst nach eineinhalb Minuten dermaßen im Tempo gedrosselt wird, dass die Doomer aufatmen können. Doch auch das nur kurz, denn mit Lackrosy folgt eine zutiefst einfühlsame Nummer, die allzu offensichtlich das Knirschen der über die unverstärkten Gitarrensaiten gleitenden Fingerkuppen darbringt. Was dann schlussendlich wieder für den Doom Metal spricht, ist das stets schleppende Tempo, das sich vom Anfang bis zum Ende des Albums durchzieht.

Sehr gute Arbeit leisten die Gitarren, die zurecht den Ton angeben. So werden einige Soli mit viel Hingabe und trotzdem nicht zu schnell eingestreut, aber auch diverse Kleinigkeiten in die Songs eingebaut, die ihre applauswürdige Wirkung nicht verfehlen. Vor allem Sleep Demons Sleep (eines der Highlights des Albums) zeigt diesbezüglich unübersehbar auf. Was den Gesang betrifft, so hat Matte Anderson eine angepasste Stimme, die eigentlich gut zur Musik GRAVE FLOWERS passt: Wehvoll klagend und still vor sich hin sinierend begleitet er die instrumentale Grundstruktur der Songs. Doch ein bisschen mehr Abwechslung hätte diesbezüglich nicht geschadet, denn gerade ein solcher, zerbrechlich jammernder Gesangsstil läuft gerne Gefahr vor lauter Melancholie den Hörer einzulullen und für weitere im Album enthaltene Kostbarkeiten unempfänglich zu machen. Gut integriert sind schließlich noch die beinahe in jedem Lied eingestreuten Piano-Passagen, die der sentimentalen Grundstimmung des Albums zuträglich sind.

Was letztendlich dann doch ein wenig stört, ist die lauwarme Produktion. Nachdem sich die Songs an sich schon eher in ein Satinkleid hüllen, als einen kratzigen Jutesack überzustreifen, mengte die Produktion auch noch einen gefüllten Maßbecher Weichspüler bei. Somit gönnen die Schweden dem Hörer zwar eine gute Stunde voll ruhiger und melodischer Musik, die für puren Gothic Metal aber zu langsam und für Doom Metal zu kraftlos ist. Mit mehr Power und Härte hätte Incarcerated Sorrows ein echtes Must-Have-Album werden können. So jedoch bleibt es beim lediglich guten Longplayer für Romantiker mit Hang zur Langsamkeit.

Veröffentlichungstermin: 30.03.2005

Spielzeit: 67:03 Min.

Line-Up:
Matte Andresson – Vocals, Bass

Jason Janson – Guitars

Session-Musiker:

Elena Andersson – Keyboard

Jakob Bäckman – Drums

Produziert von GRAVE FLOWERS
Label: Firebox Records

Homepage: http://www.graveflowers.net

Email: graveflowers@graveflowers.net

Tracklist:
1. At Night

2. Lackrosy

3. Fear Of Future

4. Sleep Demons Sleep

5. Freeze The Time

6. Save Me Or Destroy Me

7. Erase/Delete

8. Cold Despair

9. Your Memory Lives On

10. My Final Night

11. Leaving The Warzone (COUNT RAVEN-Cover)

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