ELLENDE: Lebensnehmer

Puh, also, hier ist der Titel wirklich Programm. Angekündigt als epochales Post-Black-Metal-Meisterwerk, braucht “Lebensnehmer” nach dem Intro lediglich zwei gleichförmig dahin wabernde Stücke aus dem Post-Metal-Malen-nach-Zahlen, um seinem Titel alle Ehre zu machen und sämtliches Leben aus meinen Gefäßen rauszusaugen.

Puh, also, hier ist der Titel wirklich Programm. Angekündigt als epochales Post-Black-Metal-Meisterwerk, braucht “Lebensnehmer” nach dem Intro lediglich zwei gleichförmig dahin wabernde Stücke aus dem Post-Metal-Malen-nach-Zahlen, um seinem Titel alle Ehre zu machen und sämtliches Leben aus meinen Gefäßen rauszusaugen.

Dabei ist Komponist und einziges Bandmitglied “L.G. (“Life is Good”?) bestimmt gar kein Vampir! Stück vier heißt “Ein Stück Verzweiflung” und könnte ebenfalls nicht passender betitelt sein: ein “atmosphärisches” Instrumental, das vermutlich Abwechslung suggerieren soll, tatsächlich aber nur noch mehr langweilt als die Riff-Elegien zuvor. Lied fünf: “Der Blick wird leer”. Also, jetzt will er mich aber verarschen, oder?

Ne, das ist schon ernst gemeint. Auch “Der Blick wird leer” ist “Post-Black-Metal” wie man ihn sich nie hat vorstellen wollen, zum Glück wenigstens ohne anderen Musikstilen entlehntem Gebölke, dafür mit einer ganzen Armee an vorhersehbaren Harmonien, dem immer gleichen Schlagzeug-Takt und charakterlosem Gekeife, eine Art AMESOEURS ohne die Hooks. Wer es bis hier hin ausgehalten hat, freut sich auch auf die Wartezeit beim Psychiater.

“Lebensnehmer” ist trotz lieb gemeinter Komplimente Post-Black-Metal nach Schema F

Und was dann? “Liebkosung des Eiswinds” bricht das Muster, statt eintöniger Gitarrenmusik liebkost uns nun der eisige Hauch eines Synthesizer-Demo-Tracks. Das kann nicht wahr sein! Ist es aber. Hilfe, ich will zurück ins Leben, rufe ich, doch ELLENDE kennt keine Gnade: “Du wärst eine schöne Leiche” (?!) lautet die knallharte Ansage, und das Stück kann durchaus was: Nicht nur fühle ich mich geschmeichelt, auch bietet es in Ansätzen interessantes Schlagzeugspiel und eine etwas andere, dezent aggressive Schlagseite.

Immerhin, der Patient ist nicht völlig tot; es folgt noch ein “Atemzug” mit Piano-Intro, und der kann dann tatsächlich mal sowas wie wehmütige Black-Metal-Atmosphäre aufkommen lassen, aber das reißt es auch nicht mehr raus, ich bin längst zu Tode gelangweilt, und sowieso ist das Stück nach drei Minuten wieder in der dumpfen Vorhölle der Post-Bürokratie angelangt. Mehr Leben, bitte! Mehr Leben!!

Spielzeit: 50:45 Min.
Veröffentlicht am 29.3.2019 auf AOP Records

ELLENDE “Lebensnehmer” Tracklist:

1. Intro (instrumental) (1:57)
2. Augenblick (7:02)
3. Die Wege (7:07)
4. Ein Stück Verzweiflung (instrumental) (5:03)
5. Der Blick wird leer (6:41) (Audio bei YouTube)
6. Liebkosung des Eiswinds (instrumental) (4:54)
7. Du wärst eine schöne Leiche (8:24) (Audio bei YouTube)
8. Atemzug (9:35)
9. Die Welt brennt und ich lieg hier nur (instrumental) (Bonustrack)

 

Total
0
Shares
WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner