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EARTHBEND: Serenity

Der Beweis für die Ungerechtigkeit im Musikbusiness. Das vielleicht letzte EARTHBEND-Album ist dennoch gefüllt mit enorm starken Rocknummern.

Manchmal will es verdammt nochmal einfach kein Happy End geben, da kann auch der Titel von EARTHBENDs viertem Album nicht darüber hinweg täuschen. Nach AttackAttackAttack mit seinen makabren, zeitlosen Alternative Rock-Hits voller Seele und Power hätten EARTHBEND eigentlich die großen Bühnen rocken, sich große Häuser kaufen und mit Fuffis nur so um sich werfen müssen. Aber dieses Business ist eben nicht fair. Für EARTHBEND ging es bergab, keine Touren, der Schlagzeuger weg, alles Scheiße außer Mutti. Und jetzt kommt Serenity nicht mal als richtige CD raus, einfach weil man nicht weiß, ob es überhaupt weitergeht im Hause EARTHBEND. Das aufgenommene Material, auch wenn es nicht mit AttackAttackAttack mithalten kann, wäre viel zu schade gewesen, um ungehört zu bleiben. Das hätte Serenity nicht verdient, das haben EARTHBEND nicht verdient.

Und irgendwie geht diese getrübte Stimmung einher mit der Musik. Statt fröhlich über geköpfte Nachbarn inmitten einer Zombieapokalypse zu singen, wirken EARTHBEND nachdenklich, bedrückt, verlieren sich dann, wie aus einem Schutzreflex heraus, in ein paar ausufernden Stellen. Aber diese Momente werden dann auch wieder melancholisch, und so können sich EARTHBEND nur an ihren eigenen Haaren, sprich mit knallenden Riffs, satten Grooves und sofort zündenden Hooks aus dem Elend ziehen. Serenity hat viele Gesichter, Gypsy Queen, Serenity, Jitter Jive und Blood sind coole, fordernde Nummern, vielleicht ein wenig ernster als zuletzt, aber mit allem, was EARTHBEND ausmacht. Dass Wax, Steamers und Muscle Shoals recht nachdenklich und ein wenig düster sind, überrascht zunächst, die Stücke wirken aber authentisch, echt und leidenschaftlich und lassen dabei nicht das nötige Quäntchen Epik missen. Hier sind auch die besten Momente des Albums versammelt.

Serenity ist eine dreiviertelstündige Rockplatte, die verwurzelt ist in den erdigen Siebzigern, in den grungigen Neunzigern, überall dort, wo Gitarren mit Seele gespielt werden. Die Riffs sind hervorragend, dass Olli Wong von GODS OF BLITZ EARTHBEND zum Quartett macht, ist ein Gewinn – die Gitarren interagieren wundervoll, André Kunze hat nun mehr Raum, um seine Gesangslinien auszubauen. Daraus entstehen große Momente, Muscle Shoals klingt nach einem der großen Songs von Definitly Maybe von OASIS, Airplane und Aftermath bleiben bei allen Twists doch nahbar. Auch wenn EARTHBEND auf Serenity nicht so gute Laune verbreiten, wie auf AttackAttackAttack, der neueste Streich der Band ist ein tolles Rockalbum, eines das auf Trends scheißt, eines, das einen eigenen Kopf und Charakter besitzt. Da muss nicht einmal Produzent Kurt Ebelhäuser viel machen, der muss einfach die Jungs spielen lassen.

Nein, das darf nicht alles gewesen sein, gerade nicht zum zehnten Geburtstag der Band aus Finsterwalde. EARTHBEND bringen Farbe in die deutsche Rocklandschaft, solche Formationen braucht das Land. Auch wenn AttackAttackAttack ein gutes Stück besser war, auch wenn es das Album nur zum Download gibt – Label und Musiker, denkt nochmal über eine physische Veröffentlichung nach, ja? – EARTHBEND verdienen alle Aufmerksamkeit, die sie kriegen können.

Veröffentlichungstermin: 13. Januar 2013

Spielzeit: 44:46 Min.

Line-Up:
André Kunze – Guitar, Vocals
Christian Heinrich – Bass, Organ, Vocals
James Schmidt – Drums
Olli Wong – Guitar

Produziert von Kurt Ebelhäuser
Label: Noisolution

Homepage: http://www.earthbend.de

Mehr im Netz: http://www.facebook.com/earthbend

Tracklist:
1. Gypsy Queen
2. Serenity
3. Jitter Jive
4. Airplane
5. Wax
6. Blood
7. Steamers
8. Muscle Shoals
9. Aftermath

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