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DRITTE WAHL: Fortschritt

Auch wenn es kitschig klingt: Der verstorbene Basser Busch´n wäre mit diesem Album der momentan wohl besten deutschen Punkmetal-Band sehr, sehr zufrieden gewesen.

Wahrlich ein schwieriges Album für DRITTE WAHL, da Mitte Januar 2005, während der Arbeiten an dieser Scheibe, Bassist Marko Busch´n Busch nach achtzehn gemeinsamen Jahren einem Krebsleiden erlag. Aber eine Auflösung der Band aufgrund dieses Schicksalsschlages kam nicht in Frage und wäre dem Verstorbenen gegenüber – meiner Meinung nach – auch eine derbe und unentschuldbare Respektlosigkeit gewesen.

Also ziehen die Rostocker ihr Ding weiter stur und konsequent durch. Das heißt, es gibt weiterhin die bekannte stilistische und mit einem brettharten Sound versehene Mischung aus Punk und Metal, die mal an die DIMPLE MINDS, mal an SLIME, mal an die DIE TOTEN HOSEN oder – auch wenn das Fans/Bandmitglieder vielleicht nicht gerne hören – an die BÖHSE ONKELZ erinnert.

Aber, und das spricht für die Band bzw. eigentlich gegen den Vergleich mit den gerade genannten Kapellen, es wurden an stets passender Stelle Sounds aus Instrumenten wie Akustikgitarre, Dudelsack, Viola, Flöte, Sackpfeife, Marschtrommel, Posaune oder Saxophon in den Gesamtsound integriert, wodurch das Ganze hörbar aufgelockert wird.

Textlich fährt man dagegen eine gänzliche andere Schiene, gibt sich nie prollig, plumb und platt, dafür allerdings oft politisch (aber nicht politisch korrekt), fuchelt dabei aber nicht die ganze Zeit besserwisserisch und Klugscheißer-like mit erhobenen Zeige- und meinetwegen auch Mittelfinger durch Songs wie Feige Helden, Plakativ und SAS Beluga.

Sehr gelungen finde ich neben den gerade genannten Stücken auch und besonders Auf der Flucht – das traurige, Kitschklischee-freie und fast wie ein Shanty klingende Abschiedslied für ihren verstorbenen Freund. Großes Gefühlskino!

Der absolute Höhepunkt ist aber der getragene und mit Onkelz-Flair versehene Titelsong, der weniger starke oder zumindest gewöhnungsbedürftige Tracks wie Rastermann (Klar, dass hier ein Reggae-Feeling herrscht, oder?) oder Wir Kaufen Uns Ein Kleines Stück (HipHop/Rap auf einer DRITTE WAHL-Scheibe. Bei aller Sympathie für die Band, das geht gar nicht…) deutlich in den Schatten stellt.

Zu den weiteren Höhepunkten zählen auch das flotte Weißes Boot bzw. das nicht minder flinke und auf plattdeutsch vorgetragene Hoch in´n Norden.

Auch wenn es kitschig klingt. Busch´n wäre mit diesem Album der momentan wohl besten deutschen Punkmetal-Band sehr, sehr zufrieden gewesen.

Veröffentlichungstermin: 23.09.2005

Spielzeit: 45:38 Min.

Line-Up:
Gunnar – Vocals, Guitar

Krel – Drums, Vocals

Stefan – Bass

Produziert von Uwe Golz, Dirk Grabow & Dritte Wahl
Label: Dritte Wahl Records

Homepage: http://www.dritte-wahl.de

Tracklist:
Feige Helden

Unschreibbar

Wo?

Zeit bleib stehen!

Wir kaufen uns ein kleines Stück

Willst du?

Plakativ

Auf der Flucht

Fortschritt

SAS Beluga

Alle Tage – alles gleich

Rastermann

Wie viel Leid

Weißes Boot

Hoch in´n Norden (up Platt)

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