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DEATH SS: The 7th Seal

Wer seine Scheuklappen ab und an ablegt, bekommt mit dem neuen DEATH SS-Werk ein stilistisch interessantes und songwriterisch starkes Album serviert, welches an punkto Kreativität und Eigenständigkeit 95% der momentan erscheinenden Releases locker hinter sich lässt.

Die Horrormetaller DEATH SS haben und hatten es außerhalb Italiens nie leicht. Erst gab es vor allem hier in unserem Lande Diskussionen aufgrund des Bandnamens, (nochmal für alle: DEATH SS ist die Abkürzung von In Death of Steve Sylvester, Name des Sängers und Gründungsmitglied der seit 1977 existierenden Formation), außerdem ist die Band dann aber auch noch stetigen musikalischen Wandlungen unterzogen und entwickelt sich unverschämterweise stilistisch von Platte zu Platte weiter. Konnten die Italiener in den 80ern und Anfangs90ern also noch mit verstärktem Support aus dem traditionellen Lager rechnen, haben sie allerspätestens mit dem sehr starken 2000er Album Panic mit diesem Stil abgeschlossen und verstärkt industrialartige Elemente eingebaut. Der alte gruselige Charme hingegen blieb trotzdem erhalten und die typischen, merkwürdigen Melodien, vorgetragen von Mr. SS´s charismatischer Stimme, gingen ebenfalls nicht verloren. Beim letzten, etwas schwächeren Album Humanomalies firmierte man dann tatsächlich unter dem harmloseren Banner IN DEATH OF STEVE SYLVESTER, nachdem das aber wohl auch keine seither abgeschreckten Fans zog, gibt es nun wieder ganz simpel DEATH SS.
Das neue Album The 7th Seal ist erwartungsgemäß kein Schritt zurück und wird äußerst modern mit dem mir fast etwas zu plakativen Give Em Hell eingeläutet. Das nachfolgende Venus Gliph ist dann wesentlich melodischer, glänzt mit einem sehr eingängigen Refrain und einem stimmungsgeladenen, an alte Hammer-Produktionen erinnernden Outro. In Der Golem gibt´s dann sphärische Keyboardklänge garniert mit etlichen Loops zu hören, spätestens hier fällt auch auf, dass DEATH SS wieder verstärkt auf Melodien setzen, trotzdem aber keineswegs weniger modern klingen als auf dem letzten Album.
Insgesamt könnte das Riffing für meinen Geschmack etwas mehr vom Spirit der älteren Alben atmen, ich muss aber zugeben, dass es zu den wie immer äußerst faszinierenden Rummelplatz meets Sci-Fi Keyboardlines von Oleg Smirnoff (ex-ELDRITCH) passt wie die Faust aufs Auge.
Auffallend ist, dass DEATH SS spürbar um Abwechslungsreichtum bemüht sind. Durch unzählige verschiedene Intros, Zwischenspiele oder Sprachsamples werden immer wieder unerwartete Überraschungen eingebaut, um den Hörer bei der Stange zu halten.
An Highlights wird außer dem bereits Erwähnten noch einiges geboten, allen voran die wunderschöne und keineswegs kitschige Ballade Another Life, das fast schon melancholische und sehr unterschwellige S.I.A.G.F.O.M. (steht lustigerweise für Satan is a good friend of mine) und der abschließende Titeltrack, der mit gut acht Minuten schon epische Ausmaße vorweisen kann, u.a. auch mit abgefahrenen Querflötenparts versehen wurde und für eine gelungene Gruselatmosphäre mit wohligen Schauern sorgt. Sollte man in jedem Fall gehört haben!
Auf der Promo gibt es mit The Four Horsemen noch ein Cover von APHRODITE´S CHILD, welches hier fast schon TYPE O-Flair verbreitet. Da der Song als European Bonustrack angekündigt ist, wird er wohl hierzulande auch auf dem offiziellen Album auftauchen, wäre schade wenn nicht.
Mit Psychosect oder etwa Heck of Day haben sich natürlich auch einige wenige Songs eingeschlichen, die nicht so ganz überzeugen, bei insgesamt 63 Minuten Spielzeit ist das aber locker zu verkraften.

Leider bin ich mir nach wie vor nicht so ganz sicher, welche konkrete Zielgruppe mit The 7th Seal nun eigentlich erreicht werden kann, bzw. ob überhaupt neue Fangruppen erschlossen werden können. Für Industrial-Fans ist die ganze Chose evtl. zu melodisch, während Traditionalisten sich mit absoluter Sicherheit an der äußerst zeitgemäßen Gesamtausrichtung stoßen werden.
Wer seine Scheuklappen ab und an ablegt, bekommt mit dem neuen DEATH SS-Werk jedenfalls ein stilistisch interessantes und songwriterisch starkes Album serviert, welches an punkto Kreativität und Eigenständigkeit 95% der momentan erscheinenden Releases locker hinter sich lässt. Bleibt zu hoffen, dass einige Interessierte auf die Italiener aufmerksam werden und man die Jungs vielleicht endlich mal auf einer Deutschlandtour bewundern darf – wäre allerhöchste Zeit!

GastautorGastautor: Markus Ullrich

Veröffentlichungstermin: 23.06.06

Spielzeit: 63:25 Min.

Line-Up:
Steve Sylvester – Vocals
Emil Bandera – Guitar
Glenn Strange – Bass
Freddy Delirio – Keyboards
Dave Simeone – Drums
Label: Regain Records / Soulfood

Homepage: http://www.deathss.com

Tracklist:
1. Give Em Hell
2. Venus Gliph
3. Der Golem
4. Shock Treatment
5. Absinthe
6. Another Life
7. Psychosect
8. Heck Of A Day
9. S.I.A.G.F.O.M.
10. The Healer
11. Time To Kill
12. The 7th Seal
13. The Four Horsemen (Bonustrack)

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