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CRYPTS: Coven of the Dead

Auf “Coven of the Dead” wird technisch astreines Handwerk mit dem nötigen Songwriting kombiniert. Im Rahmen der im Old School Death Metal üblichen Stilmittel wird sich hier in allerfeinster Weise ausgetobt und wer (alte) ENTOMBED und DISMEMBER mag, ist hier richtig.

Die Münsteraner CRYPTS treiben unter diesem Namen seit 2018 ihr Unwesen. Der Name ist Programm, denn die Platte „Coven of the Dead“ klingt tatsächlich so, als wäre sie direkt in einer Gruft entstanden – so fies stinkt sich dieses Old School-Brett aus den schmierigen Poren eines verwitterten alten Gemäuers.

Es ist ein wahres Fest, wie sich die Jungs (mit den illustren Künstlernamen L. Gore, F.ortex, S.gt Deat & F.rantic) durch die sieben Songs in 33 Minuten holzen. Dabei wird nur beim Rausschmeißer “Paudra” die Marke von knapp sieben Minuten erreicht – ansonsten bewegt man sich im genretypischen drei bis vier Minuten-Rahmen.

CRYPTS zelebrieren Old School Death Metal

Doch der Reihe nach:

Der Opener “Hallucinations” stampft direkt los, als hätte man AUTOPSY im Kindergarten die Rasseln geklaut. Mid-Tempo, energisch und strukturiert – nach 30 Sekunden lässt L.Gore seinen Süßholzraspler knarzen – und der Oldschool Fan verdrückt voller Entzücken ein Glücks-Eitertränchen.

Der AUTOPSY-Vergleich soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier ganz klar die Handschrift skandinavischer Größen zu erkennen ist.

Die Stimme ist kräftig, druckvoll und herrlich virulent und passt damit perfekt in den Gifthauch von Klangwand. Apropos Klang: Authentischer kann man diese Musik nicht präsentieren. Wer nur “Nuclear Blast”-Bands und deren Produktionen gewohnt ist, wird wohl ein wenig Zeit brauchen, aber der Sound klingt nicht nur extrem erdig und klassich HM2-sägend, sondern er transportiert direkt Proberaum-Feeling. Man schmeckt fast schon die Gerstenkaltschale, den Mief alter Teppiche und schlecht gelüftete Räume – und fühlt sich direkt 20 Jahre jünger.

“Deathking Coronation” startet fast schon hymnisch knarzend und ich ertappe mich wie ich rhythmisch die Rübe kreise und immer wieder eine Faust bilde. Ganz großer Song – man kann sich direkt vorstellen wie diese Granate live im Pit einschlagen wird.

“Nuclear Vengeance” startet einfach mal mit einem Solo, bevor Blast Beats über den Hörer herfallen wie Impfskeptiker über das RKI – frech, aber geil! Der Song ist eine richtige High-Speed-Wumme – thrashig, stampfend und immer wieder von feinsten Gewaltausbrüchen durchzogen.

“Final War” ist ein traditioneller Mosher mit starker Lead-Melodie – größtenteils im Midtempo – aber mit Biss. Der Thrash-Part in der Mitte ist so dermaßen auf den Punkt, dass man kurz davor ist, im Homeoffice vom Schreibtisch zu stagediven. Selbst wenn CRYPTS kontrollierter und langsamer zugange sind, haben sie immer noch mehr Bums in der Hose als etliche große Kapellen, die in der Belanglosigkeit aus Met-Hörnern und Violinen versunken sind.

“Hypothermia”, der fünfte Song, startet schön mit Uffta-Uffta Rhythmus, bevor es wieder räudig schleppend wird – Erinnerungen an ENTOMBED & DEATHBREATH tauchen auf.

Der Titelsong startet überraschend ruhig mit stimmungsvollen Ambient-Elementen im Hintergrund und baut sich langsam auf. Akkustikguitarre und getragene Passagen flankieren die ersten drei Minuten und bauen eine unheilvolle Stimmung auf, bis – wer hat damit rechnen können – wieder die Double Bass einsetzt. Der Titelsong sticht aus den übrigen Songs auf jeden Fall durch seine morbide Atmosphäre hervor.

Im Rausschmeißer “Paura” werden noch einmal alle Trademarks in einem fulminanten Death Metal-Finale gezündet. Groove, Atmosphäre, Blasts, Hymnenhafte Passagen – Chapeau! CRYPTS beherrschen nicht nur alle Stilmittel aus dem FF sondern der Übergang gelingt immer.

“Coven of the Dead” ist ein echter Genre-Leberhaken!

Hier wird technisch astreines Handwerk mit dem nötigen Songwriting kombiniert und man hört natürlich, dass hier Musiker am Start sind, die schon ein paar Jährchen ihre Instrumente malträtieren. Im Rahmen der in diesem Genre üblichen Stilmittel wird sich hier in allerfeinster Weise ausgetobt – Innovation ist anders, aber sind wir ehrlich – wer Old School Death Metal mag, der mag Old School Death Metal, weil er eben keine Innovation bietet, sondern uns seit 20 Jahren porentief die Schneidezähne poliert. Wer (alte) ENTOMBED und DISMEMBER mag und sich nicht daran stört, dass auch schleppende Morbidität mit abspritzt, der soll sich den 19. März 2021 im Kalender dick giftgrün anstreichen.

VÖ: 19. März 2021

Label: This Charming Man Records

Line-Up:
L.Gore – Vocals
F.ortex – Guitars
S.gt Death – Bass
F.rantic – Drum

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CRYPTS “Coven Of The Dead” Tracklist

01 Hallucinations
02 Deathking Coronation
03 Nuclear Vengeance
04 Final War
05 Hypothermia
06 Coven of the Dead
07 Paura (Video bei YouTube)

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