CANNIBAL CORPSE: Torture

Kalkulierter Genickschmerz: CANNIBAL CORPSE auf dem Weg in Richtung old-school Death Metal. Und wie gut ihnen das steht…

Irgendwie ist es so, dass ich jedes zweite Album von CANNIBAL CORPSE seit zehn Jahren verpasse. So als hätten die Alben Gore Obsessed und Kill eine doppelte Haltbarkeitsdauer gehabt. Dass ich weder The Wretched Spawn noch Evisceration Plague gehört habe, finde ich nicht schlimm, hätte ich hier und heute Torture nicht, wäre das ein ernstes Problem für mich. Ein Gefühl, so seltsam wie der ganze CANNIBAL CORPSE-Kosmos an sich. Seit Jahren sorgt die Band aus Florida für technisch und songschreiberisch hochwertige Musik, die so kompromisslos und humorlos ist, wie von wenigen anderen Bands der Welt. Ein Erfolgsrezept, dass bis in die Details hinein durchdacht ist und nicht im geringsten verändert werden darf. Das mag einseitig sein, ist aber ebenso erfolgversprechend. Immerhin, auch auf Torture schaffen CANNIBAL CORPSE den Spagat, keinen Millimeter vom Kurs abzuweichen und gleichzeitig mit guten, frischen Songs zu punkten.

Torture ist also kein Überraschungserfolg, sondern ein kalkulierter Genickschmerz. CANNIBAL CORPSE spielen alle ihre Stärken aus, schreiben Knallersongs mit Hitpotenzial und musikalischem Niveau. Das mag wenig sein für die, die Neues fordern, wer aber ein typisches CANNIBAL CORPSE-Album will, der bekommt via Torture genau das, was er braucht. Eine Einbahnstraße muss also nicht zwingend etwas Schlechtes sein, ein (stilistischer) Frontalzusammenstoß kann hier beispielsweise nicht passieren. Torture besticht also vor allem durch das Songmaterial. Mit pfeilschnellen Songs wie Demented Aggression, Enceased In Concrete und Caged… Contorted, sowie groovigen und etwas langsameren Nummern wie Scourge Of Iron, Followed Home Then Killed und Torn Through ist genügend Abwechslung geboten, und manchmal wird es sogar recht düster dabei. Das spielerische Niveau stimmt auch, selbst wenn CANNIBAL CORPSE in dieser Hinsicht doch etwas überbewertet sind. Immerhin Bassist Alex Webster liefert etwa in The Strangulation Chair und Rabid eine irre Leistung, und der Corpsegrinder scheint ein abermals gesteigertes Lungenvolumen zu haben. Und der Rest der Band? Naja, mittlerweile wurden CANNIBAL CORPSE in Sachen Technik von ein, zwei Generationen junger Bands rechts mit Lichthupe überholt.

Das macht aber gar nichts, denn der Spagat zwischen Technik und Songwriting wird von den Musiker auch auf ihrem zwölften Album so gut gehalten, wie von nur wenigen sonst. In einer Dreiviertelstunde gibt es keine Ausfälle, stattdessen eine Menge starker Songs, die vielleicht mit Ausnahme von As Deep As The Knife Will Go nicht das Hitpotenzial von Hammer Smashed Face, The Spine Splitter oder Hatchet To The Head enthalten, aber immerhin mit einem hohen Anteil an thrashigem Riffing und wenig hektischen Blast Beats, dafür flotten Moshparts überraschen. Überhaupt, CANNIBAL CORPSE scheinen zu wissen, dass sie nicht mehr so innovativ wie junge Bands a la ULCERATE sind, daher klingt Torture wie ein durchaus würdevoller Schritt in etwas altmodischere Gefilde. Alles in allem, auch durch die abermals von Erik Rutan ordentliche Produktion, zementieren CANNIBAL CORPSE durch das verdammt gute Album Torture ihren Ausnahmestatus in der Death Metal-Szene und dürften im Zentralnervensystem der Fans für Alarmstufe Rot im Nackenbereich sorgen.

Veröffentlichungstermin: 9. März 2012

Spielzeit: 43:51 Min.

Line-Up:
George Corpsegrinder Fisher – Vocals
Patrick O`Brien – Guitar
Rob Barrett – Guitar
Alex Webster – Bass
Paul Mazurkiewicz – Drums

Produziert von Erik Rutan
Label: Metal Blade

Homepage: http://www.cannibalcorpse.net

Mehr im Netz: http://www.facebook.com/cannibalcorpse

Tracklist:
1. Demented Aggression
2. Sarcophagic Frenzy
3. Scourge Of Iron
4. Enceased In Concrete
5. As Deep As The Knife Will Go
6. Intestinal Crank
7. Followed Home Than Killed
8. The Strangulation Chair
9. Caged…Contorted
10. Crucifier Avenged
11. Rabid
12. Torn Through

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