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BLUT AUS NORD: Lovecraftian Echoes

Mehr als nur eine Bonusrunde für „Disharmonium – Undreamable Abysses“ – BLUT AUS NORD suchen auf „Lovecraftian Echoes“ nach vollkommener Dissonanz und heben das Grauen auf das nächste Level.

“The oldest and strongest emotion of mankind is fear, and the oldest and strongest kind of fear is fear of the unknown” ist das berühmteste Zitat von H.P. Lovecraft, und genau das ist es, was Freunde des Übernatürlichen an der Welt, die er erschaffen hat, so fasziniert. Und dieser abstrakte Horror passt natürlich perfekt zu der Seite von BLUT AUS NORD, die uns schon seit Langem das Fürchten lehrt: Alben wie „The Work Which Transforms God“, „MoRT“ oder „Deus Salutis Meæ“ sind gelebte Abstraktion, kalt und hart wie ein Kuss von Shub-Niggurath. Dass sich Mastermind V. diesem Kosmos hingezogen fühlt, ist wenig überraschend. Und bedenkt man „Disharmonium – Undreamable Abysses“ aus dem Frühjahr, ist es so, als wären die Gebete erhöht worden.

Mit „Lovecraftian Echoes“ erweitern BLUT AUS NORD den Horrorkosmos, der mit „Disharmonium – Undreamable Abysses“ begonnen hat

Ein Sequel ist diese Veröffentlichung allerdings nicht. „Lovecraftian Echoes“ ist streng genommen Staffel zwei der „Lovecraftian Echoes“-Serie. Im Januar 2020 startete ein Forum namens Order of Outer Sounds, deren Mitglieder von BLUT AUS NORD fünf Songs geschenkt hat. Da das Konzept Label und Band so viel Freude machte, wurde es im Frühjahr 2021 neu aufgelegt, mit sechs weiteren Songs, und diese erfahren nun eine rein digitale Veröffentlichung, ausschließlich über Bandcamp. Ein Glücksfall für diejenigen, die nach dem vergangenen Album tiefer in dieses bizarre Universum eintauchen wollen.

„Disharmonium – Undreamable Abysses“ war verstörend und doch von einer seltsamen kosmischen Schönheit durchströmt. Von vorn bis hinten stimmig in Sachen Sounddesign und Konzept – und letzten Endes überraschend nachvollziehbar. „Lovecraftian Echoes“ hingegen wirft sein Publikum gnadenlos in die völlig lichtlose chaotische Schwärze. Das Material wirkt roher, experimenteller, improvisierter, ungezügelter und ist somit noch etwas verstörender als die Songs auf dem aktuellen Album. BLUT AUS NORD zeigen, dass Dissonanz zu den höheren Weihen zählt, und tatsächlich ist wenig im Œuvre der Band so dissonant wie das, was sich auf „Lovecraftian Echoes“ findet.

Chaos und Struktur als untrennbare Einheit: Mit „Lovecraftian Echoes“ kreieren BLUT AUS NORD einen atemberaubenden Trip.

Die Trademarks von „Disharmonium – Undreamable Abysses“ werden aus den Angeln gehoben, neue Elemente kommen zum Einsatz. Die Songstrukturen sind verschachtelt, komplex und verwirrend und nicht selten ist da diese kosmische Spirale, in welcher die Hörer straucheln und gefangen sind. Schon in „Nyarlathotep“ herrscht der Terror, „Hypnos“ schraubt den Wahnsinn immer weiter nach oben und explodiert am Ende geradezu. Wie eine Supernova, in der Chaos und Struktur untrennbar verwoben sind. Songs wie das chaotische und bizarre „The Abyss Between The Stars“, das den Boden unter den Füßen wegzieht, das außerweltliche „Weird Harmonies from Celephaïs“, der lichtlose Abgrund des doomigen „The Tomb“, das unheilvoll Fremde, angeführt von Death Metal-Riffs in „Grotesque Visions“, in jedem Stück betrachten BLUT AUS NORD den Horror auf andere Weise. Und auch V. experimentiert mehr in diesem Rahmen, als auf dem aktuellen Werk: Der häufige Einsatz des Fretless-Bass passt exzellent in diesen Rahmen und sorgt für Gänsehaut, ebenso wie die verfremdeten Vocals im Hintergrund, die nicht selten an TERRA TENEBROSA denken lassen.

Dass der zweite Teil von „Lovecraftian Echoes“ nun außerhalb des Forums veröffentlicht wird, ist ein Glücksfall für diejenigen, die nicht dabei waren. BLUT AUS NORD demonstrieren hier souverän, dass sie ihrem Publikum nicht nur die erhabensten Kompositionen schenken können, die es im Black Metal gibt, sondern, dass sie Champions im Bereich der maximal verstörenden Musik sind – und es nach oben hin keine Grenzen für sie zu geben scheint. Ein atemberaubender Trip.

VÖ: 30. September 2022

Spielzeit: 34:50

Line-Up:
BLUT AUS NORD

Label: Debemur Morti Productions

BLUT AUS NORD „Lovecraftian Echoes“ Tracklist:

1. Nyarlathotep
2. Hypnos
3. The Tomb
4. The Abyss Between The Stars
5. Weird Harmonies from Celephaïs
6. Grotesque Visions

Mehr im Netz:

https://blutausnord.bandcamp.com
https://www.facebook.com/Vindsval.official
https://www.instagram.com/blutausnord.official/

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