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BLOTTED SCIENCE: The Machinations Of Dementia

BLOTTED SCIENCE = SPASTIC INK mit leichtem Death Metal-Einschlag

Nachdem Otto uns einst auf sehr anschauliche Weise die Funktionsweise des menschlichen Körpers erklärte, möchte ich heute das menschliche Gehirn vorstellen:

Ohr an Großhirn, Ohr an Großhirn: Ich vernehme schräge Töne, abgefahrenes Gitarrengefrickel und vereinzelte Death Metal-Riffs.
Großhirn an Ohr: Das muss die The Machinations Of Dementia-CD sein.
Auge an Großhirn: Ich bestätige: The Machinations Of Dementia von BLOTTED SCIENCE. Hey, da bist du auf dem Cover.
Kleinhirn an Großhirn, Kleinhirn an Großhirn: Wie sind die denn an Nacktfotos von uns gekommen?
Großhirn an Kleinhirn: Ich weiß auch nicht.
Ohr an Großhirn, Ohr an Großhirn: Das klingt doch wie SPASTIC INK.
Bauch an Ohr: Die Mucke hier hat mehr Wucht!
Hippocampus an Großhirn: Das haben wir doch alles schon mal gehört.
Bauch an Hippocampus: Nicht mit diesen tiefen Frequenzen.
Milz an Großhirn, Milz an Großhirn: Was ist denn das für ein Lärm da draußen?
Großhirn an Milz: Ruhe da. Dich hat niemand nach deiner Meinung gefragt.
Hippocampus an Großhirn: Ist dem Ron Jarzombek nichts Neues eingefallen?
Kleinhirn an Hippocampus: Jetzt seid doch mal ruhig und lasst uns arbeiten.
Großhirn an Hand, Großhirn an Hand: Review tippen.
Milz an Großhirn: Willst du tippen, wann das Mathematics-Album von WATCHTOWER rauskommt?
Kleinhirn an Milz: Kein illegales Glücksspiel in meinem Kopf!
Bauch an Großhirn: Ich habe Hunger.
Großhirn an Bauch: Jetzt wird erst mal die CD zu Ende gehört.
Bauch an Großhirn: Wieso denn? Ist doch völlig eintönig. Null Abwechslung.
Ohr an Großhirn, Ohr an Großhirn: Kommt da denn kein Gesang?
Großhirn an Ohr: Nein, das ist komplett instrumental.
Hippocampus an Großhirn: Mir ist laaaangweilig.
Großhirn an alle: Wie soll ich mich auf die Musik konzentrieren, wenn ihr hier ständig dazwischen labert?
Hand an Großhirn, Hand an Großhirn: Ich will auch so gut Gitarre spielen können.
Großhirn an Hand: Dann musst du eben mehr üben.
Hand an Großhirn: Geht nicht, ich muss ja ständig Reviews tippen.
Hippocampus an Hand: Kannst du mal vorspulen?
Großhirn an Hippocampus: Nichts da.
Milz an Großhirn: Warum macht nicht mal jemand ein Konzeptalbum über die inneren Organe?
Großhirn an Milz: Wenn du nicht auf der Stelle ruhig bist, sorge ich dafür, dass wir die nächste ANTHRAX-Platte besprechen.
Hippocampus an Großhirn: Das Stück eben habe ich doch gerade schon anders herum gespielt gehört.
Großhirn an Hippocampus: Ich glaube, das gehört so.
Ohr an Großhirn, Ohr an Großhirn: Stille ist eingekehrt.
Nase an Großhirn: Ich rieche Pizza.
Großhirn an alle: Review ist fertig. Zeit fürs Mittagessen.
Amygdala an Großhirn, Amygdala an Großhirn: Sorry, ich war die letzte Stunde irgendwie weggetreten. Habe ich was verpasst?

Ach so, ja, das Review:

BLOTTED SCIENCE = SPASTIC INK mit leichtem Death Metal-Einschlag (alias CANNIBAL CORPSE-Bassist Alex Webster). Es gibt hier und da Blastbeats und einige Riffs sind tiefergelegt, aber der Gesamteindruck ähnelt dem, den einst Ink Complete hinterließ. Sperrige Gitarrenriffs werden mit wirren Gitarrenmelodien garniert. Die Rhythmusgruppe absolviert den Taktwechselparcours tadellos, wenngleich es in dynamischer Hinsicht keinerlei Abwechslung gibt. Zwischendurch gibt es zur Würze dissonante Einwürfe, die angesichts des ohnehin schrägen Harmoniegefüges prima ins Bild passen. Die eigentliche Veränderung im Vergleich zu vor zehn Jahren hat auf der Seite des Publikums stattgefunden. Zumindest kann ich bei mir nicht mehr die Euphorie entdecken, mit der ich anfangs Ron Jarzombeks Post-WATCHTOWER-Projekte verfolgte. Dabei ist The Machinations Of Dementia in vielerlei Hinsicht das bisherige Meisterwerk des texanischen Fingerakrobaten. Aufnahmetechnisch stellt die CD mit ihrem fetten und trotzdem differenzierten Sound alle seine früheren Werke in den Schatten. Die Songstrukuren sind überwiegend komplex ausgefallen und werden erst nach vielen Hördurchgängen ansatzweise nachvollziehbar. BEHOLD… THE ARCTOPUS, die Hauptband von Schlagzeuger Charlie Zeleny, hat freilich gezeigt, dass instrumentaler Progressive Metal mittlerweile noch wesentlich abgefahrener gespielt werden kann. Gerade in dieser Hinsicht haben BLOTTED SCIENCE den Punkt erreicht, an dem die Musik Gefahr läuft, angesichts der vielen Töne eintönig zu klingen.

Um die vornehmlich auf 12-Ton-Skalen und ähnlichen Musik nach Zahlen-Rezepten basierenden Nummern zugänglicher zu machen, drehen sich die Songtitel und das Inlay um Konzepte der Gehirnphysiologie und -psychologie. Ich bin über diese Themenwahl sehr erfreut. Die Zusammenhänge zwischen der Musik und der Hirnmasse sind allerdings sehr lose. Die letzten beiden Stücke offenbaren schließlich das eigentliche Dilemma der Musik: Adenosine Breakdown vertont Aufwachen, Adenosine Buildup vertont Einschlafen. Der Clue dabei ist, dass beide Stücke identisch sind, jedoch in unterschiedlicher Richtung eingespielt wurden. Das ist ausgesprochen faszinierend, offenbart aber auch die Beliebigkeit der Kompositionen. Diese Anzeichen von Stagnation überschatten die beeindruckende Leistung des Trios auf The Machinations Of Dementia. Wer die wunderbare Welt des Ron Jarzombek bisher noch nicht kennt, bekommt freilich die Vollbedienung in Sachen Fingerverknotung. Denn so wie MESHUGGAH ihrer Hörerschaft komplexe Bauch- und Nacken-Frakturen bescheren, so bearbeiten BLOTTED SCIENCE die grauen Zellen, an die die jeweiligen Hörnerven angeschlossen sind.

Veröffentlichungstermin: 18.09.2007

Spielzeit: 57:23 Min.

Line-Up:
Ron Jarzombek: Gitarre
Alex Webster: Bass
Charlie Zeleny: Schlagzeug

Produziert von Ron Jarzombek
Label: Eclectic Electric

Homepage: http://www.ronjarzombek.com

Tracklist:
1. Synaptic Plasticity
2. Laser Lobotomy
3. Brain Fingerprinting
4. Oscillation Cycles
5. Activation Synthesis Theory
6. R.E.M.
7. Night Terror
8. Bleeding In The Brain
9. Vegetation
10. Narcolepsy
11. E.E.G. Tracings
12. Sleep Deprivation
13. The Insomniac
14. Amnesia
15. Adenosine Breakdown
16. Adenosine Buildup

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