Veteranenalarm! ARKONA, eine der dienstältesten extremen Metalbands aus Polen, nach wie vor umtriebig, lassen sich von Trends und Strömungen nur wenig beeinflussen. Stattdessen liefern sie auf ihrem achten Album „Stella Pandora“ viel Traditionelles in einem zeitgemäßen Äußeren. Dabei fokussiert sich die Band um Gründer – und einzig verbliebenem Originalmitglied Khorzon – auf Atmosphäre und Tremolo-Melodien. ARKONA kreieren damit eine epische Atmosphäre, gerade weil es sie es verstehen, packende Harmonien über rasende Blast Beats und Doublebass-Gepolter zu legen. Es mag gemein klingen, aber mit diesen Sätzen ist eigentlich schon das Meiste zu „Stella Pandora“ gesagt.
Überraschend melancholisch, trotz allem Furor: ARKONA haben auf „Stella Pandora“ ein Händchen für packende Melodien
Und doch, Sorgfalt lassen ARKONA in Sachen Songwriting und Performance nicht missen. Der epische Startpunkt „Pandora“ zeigt dabei noch nicht ganz das, was das Album im Laufe der Dreiviertelstunde erreicht. Etwas zu verworren ist der neunminütige Song und greift nicht so richtig zu. Auch wenn „Altaria“ mit seinem Keyboard-Intro und Stampf-Rhythmus zu Beginn den Kitsch hochleben lässt, finden ARKONA ab der ersten Eruption ihre Form. Hier sind es die Tremolo-Riffs, die erhaben durch die Songs leiten. „Altaria“ ist dabei ein gutes Beispiel für Variation trotz simpler Ideen, clever abgewechselt baut der Song auch im Laufe seiner knapp acht Minuten Spannung auf.
Die weiteren Songs folgen demselben Prinzip, catchy Riffs mit atmosphärischen Keyboards zu garnieren, nur leider verlaufen die meisten Stücke nach ähnlichem Muster. Zwar schaffen ARKONA es, Dynamik-, Stimmungs- und Geschwindigkeitsvariationen in ihre Musik einzubauen, mehr Variation bei den Riffs wäre dennoch wünschenswert gewesen – oder eben eine Verknappung. Gerade „Necropolis“ funktioniert wegen einer subtilen Melancholie gut, gerät in letzter Konsequenz nur deutlich zu lange, allen packenden Harmonien und dramatischen Wendungen zum Trotz. Es wirkt so, als hätten ARKONA stellenweise ihr Songwriting aus den Augen verloren und als weigerten sie sich, auf den Punkt zu kommen. Doch dass Khorzon und seine Band in der Lage sind, Hits zu schreiben, zeigt „Prometeus“, das genau das richtige Verhältnis aus Aggression und Eingängigkeit besitzt.
Trotz routiniertem Songwriting kommen ARKONA nur in den wenigsten Songs von „Stella Pandora“ auf den Punkt
Immerhin: ARKONA wirken fünf Jahre nach „Age Of Capricorn“ trotz Blast Beats, klirrend kalter Riffs und harscher Screams zum Trotz geerdet und überraschend melancholisch. Unter der rauen Schale liegt auch überraschend viel Gefühl, das durch die getriggerten Drums leider totgeschlagen wird. Es ist somit schade, dass ARKONA ihr großes Potenzial im Songwriting nur selten gänzlich ausspielen können. „Stella Pandora“ hat so gute Ideen, so starke Riffs, dass hier mehr drin gewesen wäre. Statt auf Klassikerkurs à la 2000er-DARK FORTRESS zu gehen, statt STORMKEEP-artig auf der 90er-Retrowelle zu reiten oder sich im fragwürdigen Pomp von neuen Szene-Auswüchsen wie CARACH ANGREN zu suhlen, bleiben ARKONA etwas undefiniert und zu unaufgeregt dazwischen. Immerhin, ein handwerklich sauberes Genrewerk, mit wirklich sehr guten Ansätzen, ist „Stella Pandora“ geworden. Wer seinen melodischen, atmosphärischen Black Metal am liebsten pur genießt, darf ein Ohr riskieren.
Wertung: 3,5 von 6 Lehmwesen
VÖ: 27. September 2024
Spielzeit: 47:26
Line-Up:
Drac – Vocals & Bass
Khorzon – Guitars & Orchestrations
Kaamos – Guitars
Zaala – Drums
Label: Debemur Morti Productions
ARKONA „Stella Pandora“ Tracklist
1. Pandora
2. Altaria
3. Necropolis (Official Lyric Video bei Youtube)
4. Elysium
5. Prometeus (Official Video bei Youtube)
6. Aurora
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