ARCH/MATHEOS: Sympathetic Resonance

Im Gegensatz zur 2003er EP von JOHN ARCH fehlen hier die Keyboards und die Gitarrenriffs sind zerhackter. Tatsächlich ist der Progressive Metal dermaßen sperrig, dass die ersten Hördurchgange anstrengend sind und wenig konkret hängen bleibt. Insgesamt ist das Album kein bedingungsloser Klassiker geworden, aber doch ein hochwertiges Album für gewisse unruhige Stunden.

Das Album beginnt grandios mit der faszinierenden Zeile God, I pray for you. John Arch singt so beschwörend, dass man sich dem Sog nur schwer entziehen kann. Schnell wird klar, dass Sympathetic Resonance die logische Fortsetzung von A Twist Of Fate darstellt. Allerdings gibt es zwei wesentliche Veränderungen: Dieses Mal fehlen die Keyboards und die Gitarrenriffs sind zerhackter. Tatsächlich ist das Songmaterial dermaßen sperrig, dass die ersten Hördurchgange anstrengend sind und wenig konkret hängen bleibt. Erst ganz am Ende des Albums bei den letzten zwei Minuten von Incense And Myrrh berührt mich die Musik plötzlich wieder auf einer emotionalen Ebene. Hier funkeln die Harmonien und thront der Gesang erhaben über den Gitarren.

Sympathetic Resonance ist ein ziemlich hartes Album geworden, dessen Grundstimmung alles andere als fröhlich ausgefallen ist. Gerade die E-Gitarre agiert ungewöhlich aggressiv, weicht allerdings regelmäßig cleanen Einschüben. Manchmal kommen Erinnerung an die No Exit-Phase von FATES WARNING auf, manchmal klingen in den kantigen Riffs – beispielsweise im Mittelteil von Stained Glass Sky – OSI durch. Auch die unentschlossenen Harmonien von FWX schauen mal vorbei. Letztlich ist die Musik jedoch sehr stark auf progressive Finessen ausgerichtet. Besonders das gewohnt überragende Schlagzeugspiel von Bobby Jarzombek steckt voller Feinheiten, während es gleichzeitig kraftvoll und wuchtig die Songs nach vorne treibt.

Über all dem sucht John Arch, der nichts verlernt hat, mit seinem ausdrucksstarken Gesang nach Selbsterkenntnis. Wie schon bei A Twist Of Fate bestimmt eine selbstgegenwärtige, forschende Haltung die Stücke. Fantasy-Geschichten? Fehlanzeige. Die Gesangslinien sind gezeichnet von Hoffnung, Angst, Zweifel und Durchsetzungswille. Das musikalische Ergebnis klingt aufwühlend und nicht selten fast schon anstrengend. Man bekommt die einzelnen Fragmente nicht vorsortiert präsentiert, sondern wird stattdessen mit einer unsteten Mischung konfrontiert, die nur bedingt schlüssig wirkt.

Sympathetic Resonance würde prinzipiell problemlos als neues FATES WARNING-Album durchgehen. Die Namenswahl ARCH/MATHEOS passt jedoch insofern gut zur Musik, als dass häufig kein Bandfeeling aufkommt. Die Musik ist komplex, keine Frage. Doch wenn sich nur ein einzelner Gitarrenriff – unterstützt von einem sehr adaptiven Schlagzeugmuster und dem kaum wahrnehmbaren Bass – durch die unwegsamen Songstrukturen windet, wirkt die Musik geradezu kahl.

Es gibt freilich zwischendurch herausragende Momente wie den zurückhaltenden Refrain von Stained Glass Sky oder die an MIKE OLDFIELD erinnernden Obertöne im Mittelteil von On The Fence. Auch der relativ ruhige und besonnene Abschluss in Form von Incense And Myrrh weiß sehr zu gefallen, wobei hier leider das Schlagzeug mit einem stumpfen Geradeaus-Beat im Refrain die Stimmung stört. Die Gesangslinien, die Leadgitarren im Mittelteil und die Steigerung am Ende sind nichtsdestotrotz einfach grandios.

Manche Leute werden das Album freilich alleine schon wegen dem Gesang anhimmeln, so wie eingefleischte DIO-Fans dessen Solo-Werke genauso schätzen wie die RAINBOW-Alben, auf denen er einst sang. ARCH/MATHEOS wird den Teil der Hörerschaft, der auf klare Melodien angewiesen ist, mit Sympathetic Resonance allerdings vor den Kopf stoßen. Wer dagegen mal wieder eine wirre Progressive-Metal-Achterbahnfahrt unternehmen möchte, kann bei Longtracks wie Any Given Day (Strangers Like Me) eine spannende Mischung aus Heaviness und Komplexität genießen. Insgesamt ist das Album zwar kein bedingungsloser Klassiker geworden, aber doch ein hochwertiges Album für gewisse unruhige Stunden.

Veröffentlichungstermin: 09.09.2011

Spielzeit: 54:35 Min.

Line-Up:
John Arch: Gesang (ex-FATES WARNING)
Jim Matheos: Gitarre (FATES WARNING, OSI)
Joey Vera: Bass (ARMORED SAINT, FATES WARNING)
Bobby Jarzombek: Schlagzeug (HALFORD, SEBASTIAN BACH, FATES WARNING, RIOT)
Frank Aresti: Gitarre (FATES WARNING)

Produziert von Jim Matheos

Label: Metal Blade

Homepage: http://www.archmatheos.com

Tracklist:
1. Neurotically Wired
2. Midnight Serenade
3. Stained Glass Sky
4. On The Fence
5. Any Given Day (Strangers Like Me)
6. Incense And Myrrh

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