blank

ANTIMATTER: Saviour

Selbst ein finsterer Song wie "Holocaust" hat Momente, in denen die Hoffnung sich allen Rückschlägen, Niederlagen und Frustrationen zum Trotz ihren Weg bahnt und dem Hörer das Licht am Ende des Tunnels ein Stückchen näher bringt.

Bislang war von ANTIMATTER eher als einer Randepisode in einer ANATHEMA-Seifenoper die Rede, während man auf ein erstes musikalisches Lebenszeichen des neuen Projekts von Ex-ANATHEMA-Bassist Duncan Patterson vergeblich wartete. Nun, da Saviour vorliegt, sollten die Diskussionen, ob ANATHEMA-Gitarrist Danny Cavanagh denn nun im Streit mit seinem Bruder zu ANTIMATTER gewechselt ist oder sich doch wieder in seine ursprüngliche Band zurückgebiedert hat, in den Hintergrund treten und den Blick freigeben auf ein äußerst gelungenes, auf eigenen Füßen stehendes Debütwerk. Duncan begeht nicht den Fehler, seinen alten Arbeitgebern musikalisch nachzutrauern, sondern beschreitet eigene Wege, die nur noch äußerst sporadisch mit den ANATHEMA-Alben, an denen er beteiligt war – also alle bis Alternative Four – zu tun haben. Lediglich Angelic erinnert noch in seiner spartanischen Instrumentierung mit Akustikgitarre und weiblichem Gesang an Everwake und J´ai Fait Une Promesse, während Going Nowhere eine Collage vieler ANATHEMA-Melodieversatzstücke von Destiny über A Dying Wish bis hin zu Eternity in einem neuen Kontext darstellt, gewissermaßen eine Reminiszenz an ein abgeschlossenes Kapitel. Ein neues hat nämlich begonnen, und das beinhaltet relaxte, trippige Beats, zarte Akustikgitarren sowie hervorragende Leistungen von Michelle Richfield und Hayley Windsor, die für den Gesang zuständig sind. Michelle variiert zwischen engelsgleichen und kräftigen Vocals, während Hayley fast schon in der Tradition großartiger britischer Sänger wie David Gilmour und Roger Waters seine Einsätze mit Bravour meistert.

Musikalisch hat all dies nun mehr mit Bands und Künstlern wie EMILIANA TORRINI, MASSIVE ATTACK und PORTISHEAD zu tun denn mit von PINK FLOYD beeinflussten Heavies. Auch fühle ich mich stark an THE THIRD AND THE MORTALs gerade erst erschienenen Geniestreich Memoirs erinnert. ANTIMATTER vergraben sich nicht in Düsternis und Selbstmitleid, sondern spielen vielmehr mit einer leichten Melancholie, während sie einem das Gehirn vom alltäglichen Informationsmüll und Eindruckswirrwarr reinigen, um Platz zu machen fürs Reflektieren über das Leben an sich. Und ebenso geheimnisvoll und vielschichtig wie unser Leben uns mit all seinen Freuden und Tiefschlägen begegnet, zaubern ANTIMATTER mit einfachsten Mitteln eine äußerst dichte, ergreifende Atmosphäre hervor, die einen auch in den Stunden nach dem Hörgenuss noch verfolgt, oder besser: umhüllt. Denn Saviour geht jegliche Negativität ab; eher positiv wirkt die Ausstrahlung von Songs wie The Last Laugh und dem perfekten Over Your Shoulder, selbst ein recht finsterer Song wie Holocaust hat solche Momente, in denen die Hoffnung sich allen Rückschlägen, Niederlagen und Frustrationen zum Trotz ihren Weg bahnt und dem Hörer das Licht am Ende des Tunnels ein Stückchen näher bringt. Mit Saviour meldet sich Duncan definitiv in der Szene zurück, zumindest in dem Teil, der den Schwenk in Richtung Trip Hop nachvollzogen hat.

Veröffentlichungsdatum: Juli 2002

Spielzeit: 47:56 Min.

Line-Up:
Duncan Patterson

Michael Moss

Danny Cavanagh

Michelle Richfield

Hayley Windsor

Les Smith

Produziert von Mags
Label: Prophecy Productions/Sony

Tracklist:
Saviour

Holocaust

Over Your Shoulder

Psalms

God Is Coming

Angelic

Flowers

The Last Laugh

Going Nowhere

Over Your Shoulder (acoustic)

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner