ANNISOKAY: Aurora

ANNISOKAY flirten auf “Aurora” immer wieder mit dem Pop, was der Band eigentlich gar nicht so schlecht zu Gesicht steht. In letzter Konsequenz fehlt der Band auf Albumlänge aber der Biss, um nachhaltig zu begeistern.

„Ich möchte nicht mehr auf diesem Planeten leben“, ließ uns einst Professor Farnsworth in der Cartoon-Serie „Futurama“ wissen. Ein Luxusproblem. Denn geht es so weiter wie bisher, können wir das bald nicht einmal mehr. So prophezeien es ANNISOKAY wehmütig in „Bonfire Of The Millennials” – halb Hymne und halb Abgesang und damit ganz nah dran am Zeitgeist.

Die Band nimmt kein Blatt vor den Mund, während sie mit der Gesellschaft anno 2020 aufräumt: „I Saw What You Did“, „Face The Facts“ und „STFU“ benennen die besungenen Missstände ganz konkret, auch wenn Subtilität und Eleganz dabei auf der Strecke bleiben. Vielleicht aber untermauern ANNISOKAY damit nur die Dringlichkeit ihrer Anliegen, die sie in ein modernes Post Hardcore / Modern Metal-Gewand im erweiterten Umfeld der neueren THE AMITY AFFLICTION gepackt haben.

ANNISOKAY flirten immer wieder mit dem Pop, was der Band aber gar nicht so schlecht zu Gesicht steht

Das Quartett flirtet auf „Aurora“ mit den verschiedensten Stilrichtungen und orientiert sich dabei mehr noch als zuletzt am Pop. Das steht der Gruppe im Allgemeinen gar nicht so schlecht zu Gesicht und sorgt in „The Cocaines Got Your Tongue“ mit Sprechgesang und leichtfüßigem Refrain für frischen Wind im Band-Sound. Auch in „Bonfire Of The Millennials“ sind Drumcomputer und Synthesizer willkommene Stilmittel, wohingegen „The Tragedy“ mit ähnlichem Ansatz zu sehr in Kitsch und Zucker abdriftet.

In der Regel halten ANNISOKAY die Balance zwischen Synthesizern, Samples und härteren Spitzen aber in einem akzeptablen Maß, wenngleich hier und da die Postproduktion, gerade im gesanglichen Bereich, doch überhandnimmt. Das wird jedoch erst auf Albumlänge zu einem mittelschweren Problem, da es „Aurora“ bei rund 48 Minuten Spielzeit schlicht an Energie mangelt. Schnellere Tracks fehlen quasi vollkommen und selbst wenn Shouter Rudi Schwarzer und Gitarrist Christoph Wieczorek in „Under Your Tattoo“ oder später mit Djent-Attitüde in „I Saw What You Did“ die Zügel loslassen, wartet schon der nächste lieblich gesungene Refrain an der folgenden Ecke, um die Meute wieder einzufangen.

“Aurora” fehlt auf Albumlänge etwas der Biss

Zu selten zeigen ANNISOKAY richtig Biss, weshalb das Album in seiner Gesamtheit schwer und etwas behäbig wirkt. „Friend Or Enemy“ mit seinem mächtigen Breakdown, das rockig-groovende Riffing in “Face The Facts”, „Like A Parasite“ und sogar die eigentlich formelhafte Powerballade “Standing Still“ zeigen dagegen das Potenzial des hypermodernen Wegs, den die Formation mit „Aurora“ beschreitet. Kurzum, das Material ist prinzipiell stets solide bis gut, nur packt es uns viel zu selten.

Hat uns die Apathie angesteckt, die im eingangs erwähnten „Bonfire of the Millennials“ mitschwingt? Es wäre ein Jammer, denn eigentlich sollte uns „Aurora“ doch wachrütteln, damit wir irgendwann in ferner Zukunft wie Professor Farnsworth diesem Planeten aus freien Stücken abschwören können und nicht, weil wir keine andere Wahl haben.

Veröffentlichungstermin: 29.01.2021

Spielzeit: 47:58

Line-Up

Rudi Schwarzer – Vocals
Christoph Wieczorek – Gesang, Gitarre
Norbert Kayo – Bass
Nico Vaeen – Schlagzeug

Produziert von Christoph Wieczorek

Label: Arising Empire

Homepage: http://www.annisokay.com
Facebook: https://www.facebook.com/annisokay

ANNISOKAY “Aurora” Tracklist

01. Like A Parasite (Video bei YouTube)
02. STFU (Video bei YouTube)
03. The Tragedy (Audio bei YouTube)
04. Face The Facts (Video bei YouTube)
05. Overload
06. Bonfire Of The Millenials (Video bei YouTube)
07. The Cocaines Got Your Tongue (Video bei YouTube)
08. Under Your Tattoos
09. The Blame Game
10. I Saw What You Did
11. Standing Still
12. Friend Or Enemy
13. Terminal Velocity

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