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ANATHEMA: Weather Systems

ANATHEMA legen weiterhin genügend Experimentierfreude, Wehmut und progrockige Verschrobenheit an den Tag, um auch ohne Whisky in der Stimme und voll aufgedrehte Marshall-Amps Rockfans zu begeistern.

Ketzerische Frage meiner Frau: Würden wir bei vampster als Metalmagazin Weather Systems überhaupt besprechen, wenn ANATHEMA nicht früher mal mit dem Doomdeath der Anfangstage den Rüpel raushängen gelassen hätten? Einerseits ist die Frage durchaus berechtigt, denn bis auf ein paar vorsichtig ins Klangbild trapsende E-Gitarren in Lightning Song weisen ANATHEMA wie schon seit weit mehr als einer Dekade keine Spurenelemente härterer Musik mehr auf. Andererseits legen ANATHEMA weiterhin genügend Experimentierfreude, Wehmut und progrockige Verschrobenheit an den Tag, dass sie auch ohne Whisky in der Stimme und voll aufgedrehte Marshall-Amps zu 666 Prozent vampster-relevant sind. Wie schon auf We´re Here Because We´re Here basieren viele Lieder auf einem einzelnen variierten Grundmotiv, über dem sich an- und abschwellende Wellen leidenschaftlicher Melodien und atmosphärisch dichter Harmonien ausbreiten können. Gleich Untouchable Part 1 fällt mit einem flotten, folkigen Akustikgitarren-Arpeggio auf, ohne in verstaubte Seventies-Rauchwolken zu entschwinden. Auch in der Folge darf man immer wieder selig in der wohlig-warmen Melancholie, wie sie nur von ANATHEMA hervorgezaubert werdenn kann, schwelgen. Nur selten geraten die Melodiebögen und Keyboardsounds dann doch zu schwülstig, die Pianoklänge zu klimperig. Doch spätestens ab dem fast zehnminütigen The Storm Before The Calm, das mit seinen elektronischen Einsprengseln eine äußerst beschwörende Stimmung erzeugt, nur um dann in PINK FLOYD-Bombast umzuschlagen, kann man sich einmal mehr der Magie von ANATHEMA nicht entziehen. Von Album zu Album haben ANATHEMA die Kunst perfektioniert, große Spannungsbögen mit sanfter Dynamik und überaus eingängigen wie eindringlichen Melodien zu erzeugen. A Fine Day To Exit mag als – subjektiv betrachtet – absoluter Höhepunkt emotional packender Songs unerreichbar bleiben, doch als Songschreiber beweisen die Cavanagh- und Douglas-Geschwister inzwischen höchste Perfektion hinsichtlich nahtlos ineinander fließender Arrangements, die auch die überlangen Stücke auf Weather Systems stets interessant halten. Und selbst wenn die Esoterik-Note bei Internal Landscapes etwas zu penetrant wird, kommt man doch nicht umhin, sich von der Musik von ANATHEMA bezirzen und in einen Zustand fernab aller Weltlichkeit entführen zu lassen, so man sich in Zeiten der 30-Sekunden-Snippets und Shuffle-Playlists eine Stunde lang voll und ganz auf Weather Systems einlässt.

Veröffentlichungstermin: 20.04.2012

Spielzeit: 55:50 Min.

Line-Up:

Vincent Cavanagh – Gesang, Gitarre
Daniel Cavanagh – Gitarre, Gesang, Keyboards 
Jamie Cavanagh – Bass
John Douglas – Schlagzeug
Lee Douglas – Gesang

Produziert von Christer-André Cederberg
Label: Kscope/Edel

Homepage: http://www.anathema.ws

Mehr im Netz: http://www.facebook.com/weareanathema

Tracklist:

1. Untouchable Part 1 
2. Untouchable Part 2 
3. The Gathering Of The Clouds 
4. Lightning Song 
5. Sunlight 
6. The Storm Before The Calm 
7. The Beginning And The End 
8. The Lost Child 
9. Internal Landscapes
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