Was die dann allerdings erstmal zu hören kriegen, ist so ungewohnt für das Jahr 2025, dass es mir durchaus schwer fällt da rein zu finden. Denn „The Harrow Of The Lost“ ist nicht nur inhaltlich eine Beschäftigung mit dem Vergangenen (u.a. der Tod des früheren Sängers Steven Black), sondern auch klanglich, und zwar geht die Produktion nicht nur zehn, sondern bis zu dreißig Jahre zurück in die Vergangenheit: Wir haben es mit atmosphärischem Black Metal zu tun, in dem Synthesizer eine große Rolle spielen, die Gitarren eher in den Hintergrund gemischt sind und das Schlagzeug recht dünn klingt.
Interessanterweise geht diese Herangehensweise nicht zu Lasten des Basses, so dass wir uns nicht vollständig im Norwegen der 90er befinden, sondern auch Einflüsse aus dem amerikanischen Raum jederzeit spüren können. Ja, AHAMKARA sind eine eingängige und äußerst gefällige Mischung aus dem sog. Cascadian und dem norwegischen Black Metal der 90er (insbesondere der Marke EMPEROR), und dank Lunns Schlagzeugspiel (seine Fills und seine Varianz in den Blast Beats sind einfach einzigartig) ist das Ganze selbst dann spannend und hörenswert, wenn die Melodieinstrumente doch ein bisschen zu vertraute Sachen spielen.
„The Harrow Of The Lost“ ist vor allem eines: wunderschön!
Aber nicht nur das: Auch die atmosphärischen Zwischenspiele mit klarer Gitarre funktionieren bestens und lassen AHAMKARA anno 2025 glänzen. Mastermind Michael Blenkarn ist neben der hervorragenden Gitarrenarbeit nun auch am Mikro zu hören und macht mit seinem fiesen Krächzen einen prima Job, und seine Frau Alexandra an den Synths unterstützt das Ganze mit sphärischen Harmonien, auch wenn sie etwa in der Mitte des Albums es dann doch etwas übertreibt mit den New-Age-Sounds. Das Dranbleiben aber lohnt sich, denn die zweite Hälfte des Albums überrascht u.a. mit melancholischen Melodien gespielt vom Bass und proggigem Rhythmus: wunderschön!
Ja, solche Vokabeln muss man hier verwenden, denn „The Harrow Of The Lost“ ist von vorne bis hinten trotz des ganzen Geballers von Herrn Lunn eine regelrecht sanfte, meditative Erfahrung, und in diesem Sinne erschließt sich mir dann auch die Produktion: Mit kräftigen Gitarren würde man diesem Werk und dem, was es vermitteln will, nicht gerecht werden. Manche könnten, auch angesichts des leider zu sehr ins Generische reichenden Cover-Artworks, gar von Kitsch sprechen, aber Kitsch ist Kunst, und Kitsch muss man sich auch erstmal trauen. Der zutiefst persönliche Hintergrund des Albums indes lässt jeden Spott im Keim ersticken, und so bleibt mir nur, dieses sympathische Trio allen Fans atmosphärischen (Black) Metals wärmstens ans Herz zu legen.
Spielzeit: 42:40 Min.
Veröffentlichungsdatum: 25.04.2025
Label: Bindrune Recordings
AHAMKARA „The Harrow of the Lost“ Tracklist
1. The Circle of Remembrance
2. Our Scars Shall Abide in the Thaw (Audio bei Bandcamp)
3. Channelling Grief
4. Ordeal of Ascension