ACROSS TUNDRAS: Sage

Drei Retro-Rock-Jungs, die sich ihre Messlatte selbst ein wenig zu hoch hängen.

Manchmal glaube ich, die Reiter der Apokalypse sind nur zu dritt. So wie HIGH ON FIRE, TOMBS, THE HIDDEN HAND, VALBORG, UNSANE, TOTENMOND und viele weitere, aus jeder erdenklichen Sparte der Heavy Music zu Werk gehen, stellt man sich nicht selten berechtigt die Frage, ob weniger Bandmitglieder nicht doch manchmal mehr Lautstärke und Heaviness bedeuten. ACROSS TUNDRAS aus Nashville, Tennessee riffen wie die Weltmeister, grooven beherzt und haben eine Fülle an Ideen, die sie auf ihrem fünften Full Length-Album Sage ausspielen. Irgendwo zwischen BARONESS, THE SWORD, WINO und ihren Labelkollegen US CHRISTMAS, aber mit einem recht authentischen Retro-Feeling und originalgetreuen Basslinien von BLACK SABBATH wühlen sich ACROSS TUNDRAS durch sieben Songs, die sich durch starke Momente auszeichnen, aber ebenso viele Längen aufzeigen.

Das Eröffnungsstück In The Name Of Rifer Grand betrifft das jedoch noch nicht, das in seinen acht Minuten zu einem grandiosen Retro-Rock-Stück mit Doom-Einflüssen wird, mit jeder Menge gelungener Hooks, mächtiger Riffs, bizarren modularen Synthesizern, einer schönen Posaune und dem Gesang von Tanner Olson, der die Weite der amerikanischen Landschaft voller Leidenschaft einfängt. Hier legen ACROSS TUNDRAS die Messlatte ein wenig zu hoch an, denn mit Ausnahme des bitteren The Book Of Truth finden die Südstaatler diese Form auf Sage nicht mehr. Außer vielleicht mit Buried Arrows, das als Countrysong stark aus dem Rahmen fällt und ein Duett mit Sängerin Lilly Hiatt bietet. Das ist auf krude Art und Weise zwischen den DIXIE CHICKS und 16 HORSEPOWER, irgendwie gut, irgendwie jedoch geschmacklich grenzwertig. Daneben stehen mit Hijo De Desierto und Tchulu Junction ordentliche Retro-Rock-Songs, die in diesem Genre keine neue Akzente setzen können, aber zumindest gute Unterhaltung mit Tiefgang bieten. Längen schleichen sich allerdings gegen Ende von Sage ein, weshalb die ausufernd langen Stücke Mean Season Movin´ On und das Instrumental Shunka Sapa mit der Zeit, auch trotz der eingesetzten Dynamik und gelegentlich schöner Momente, nicht wirklich mitreißen können.

ACROSS TUNDRAS haben auf Sage eine Menge zu sagen, aber nicht alles hat wirklich Hand und Fuß. Dank zwei grandioser Songs hinterlässt dieses Album einen guten Eindruck, der nicht darüber hinweg täuschen kann, dass hier noch viel mehr drin gewesen wäre. Die Instrumentalisten sind wundervoll eingespielt, den Bass zu hören ist eine wahre Freude, die krachenden, dissonanten Gitarren und den rohen Gesang zu hören ebenso. Alles ist von der rohen Produktion schön eingefangen, alles klingt echt, ohne doppelten Boden. Wenn sich ACROSS TUNDRAS aber in ihren Jams verlieren, lassen sie den Hörer an ihrer Reise nicht teilhaben, und das ist der große Nachteil an Sage. Wem BARONESS und Co. aber zu zugänglich sind und wer viel Abwechslung braucht, der könnte hier fündig werden. Von NEUROT RECORDINGS sind wir dennoch qualitativ anderes gewohnt.

Veröffentlichungstermin: 27. Mai 2011

Spielzeit: 53:20 Min.

Line-Up:
Tanner Olson – Guitars, Lead Vocals
Big Jim Shively – Bass, Guitars, Backing Vocals
Nathan Rose – Drums, Percussion, Backing Vocals

Produziert von Mikey Allred und ACROSS TUNDRAS

Label: Neurot Recordings

Homepage: http://acrosstundras.blogspot.com

Mehr im Netz: http://www.myspace.com/acrosstundras

Tracklist:
1. In The Name Of River Grand
2. Hijo De Desierto
3. Buried Arrows
4. The Book Of Truth
5. Tchulu Junction
6. Mean Season Monvin´ In
7. Shunka Sapa

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