A STORM OF LIGHT: Forgive Us Our Trespasses

Ein bittersüßes Endzeitszenario von beachtlicher Tiefe.

Cormack McCarthys Endzeitepos Die Straße ist mit seiner reduzierten Sprache, seiner geringen Gesten und seiner endlosen Schwärze eines der intensivsten Bücher, das ich jemals gelesen habe. Als hätte Josh Graham dieses Meisterwerk US-Amerikanischer Gegenwartsliteratur an nur einem Abend verschlungen, klingt Forgive Us Our Trespasses, das zweite Album seiner neuen Band A STORM OF LIGHT, das nur anderthalb Jahre nach dem monströsen Debütalbum And We Wept The Black Ocean Within erscheint. Und obwohl die Musik nun breiter arrangiert ist und viel mehr Facetten zu bieten hat als in der Vergangenheit, wirkt es dramatischer, fatalistischer, finaler.

A STORM OF LIGHT bewegen sich konsequent heraus aus der Tristesse, die sie sich von Anfang an aufgebürdet haben. Zwar liegen die monolithischen Riffs immer noch schwer im Magen, das fast schon monotone Drumming zehrt an den Nerven, darüber hinaus definieren sich A STORM OF LIGHT nicht selten neu, sehr zur Freude derer, die ihre Probleme mit dem Debüt hatten. Denn nicht nur Josh Grahams Stimme ist besser eingesetzt als früher, und auch wenn sie nicht arg melodisch ist, hier herrschen mehr Harmonien, was deutlich mehr Atmosphäre einhaucht und nicht selten Gänsehaut erzeugt. Die Armada an Gastmusiker, die A STORM OF LIGHT auf Forgive Us Our Trespasses verpflichtet haben, liest sich wie ein Traum. Nicht nur die talentierte Sängerin Nerissa Campbell, die schon die Songs auf der Split Primitive North verschönert hat, auch die Independent-Lyrikerin und Schauspielerin Lydia Lunch bietet in den drei Intros, beziehungsweise Interludes eigene Texte auf verzerrte, intensive Art und Weise dar. Und nicht zuletzt die Ikone JARBOE verzaubert die Hörer mit ihrem Gesang auf zwei der zehn Tracks.

Aber auch die Stammbesetzung, erweitert um den alten Bekannten Joel Hamilton an Gitarre, Synthesizer und Wurlitzer, lässt sich einiges einfallen, um nicht im Sumpf der Langeweile zu versinken. Dass die Songs dennoch von einer beachtlichen Wucht und Heaviness gezeichnet sind, bedeutet, dass A STORM OF LIGHT sich schlicht und ergreifend nicht zu sehr auf Experimente einlassen, sondern sie rein zur Gesaltung ihrer Stücke verwenden. Forgive Us Our Trespasses glänzt somit mit enorm starkem Material wie Amber Waves Of Grey, Tempest und Across The Wilderness. Davon abgesehen haben sich mit dem sehr atmosphärischem Instrumenten The Light In Their Eyes, dem teilweise stark nach RED SPAROWES klingenden Midnight und dem abschließenden Übersong Omega auch echte Genre-Highlights eingeschlichen.

Durch die teilweise fehlende Dynamik und fehlendes Abwechslungsreichtum im Geschwindigkeitsbereich verhindern A STORM OF LIGHT allerdings, dass sie zu den neuen Genre-Helden werden, für die NEUROT RECORDINGS sie halten, auch wenn Forgive Us Our Trespasses mit jedem Mal tiefer geht und besser wird. Es liegt schon noch ein wenig Arbeit vor Josh Graham, Domenic Seita und Andy Rice, keine Frage, die Entwicklung von A STORM OF LIGHT als kometenhaften Aufstieg zu bezeichnen, wäre doch ein wenig übertrieben. Aber darum geht es auch gar nicht, es geht um eine düstere Welt, eine Aufzeichnung der Dummheit unserer menschlichen Rasse, wie sie ihren Planeten zerstört, und das bietet man nun einmal nicht mit verspielter, progressiver Gitarrenpoesie dar. Insofern haben A STORM OF LIGHT musikalisch und natürlich auch durch das sagenhafte Artwork ganze Arbeit geleistet und zeigen schon, dass sie eigentlich bereit wären, in die Ruhmeshalle des Post Metal aufzusteigen, selbst wenn sie dieses Klassenziel verfehlt haben.

Aber durch die Intensität, Heaviness und das teilweise überirdische Material machen es A STORM OF LIGHT doch allen leicht. Denn hier herrscht unterm Strich die Kaufpflicht, die man im Vorfeld erwartet, auch wenn nicht sofort das ganze Potenzial dieser monströsen, recht eigen produzierten Stunde zu erkennen ist. Aber das war ja bei And We Wept The Black Ocean Within nicht anders.

Veröffentlichungstermin: 18. September 2009

Spielzeit: 59:33 Min.

Line-Up:
Josh Graham – Guitar, Vocals, Synthesizers, Banjo, Piano
Domenic Seita – Bass, Backing Vocals, Percussion
Andy Rice – Drums, Percussions
Joel Hamilton – Guitar, Modular Synth, Wurlitzer, Percussion

Gastmusiker:
Nerissa Campbell – Vocals
JARBOE – Vocals
Lydia Lunch – Spoken Word
Carla Kihlstedt – Vocals, Violin
Marika Hughes – Cello
Aaron Lazar – Backing Vocals
Marc Alan Goodman – Backing Vocals

Produziert von Joel Hamilton und Josh Graham
Label: Neurot Recordings

Homepage: http://www.astormoflight.com

MySpace: http://www.myspace.com/astormoflight

Tracklist:
1. Alpha (Law Of Nature Pt. 1)
2. Amber Waves Of Grey
3. Tempest
4. The Light In Their Eyes
5. Trouble Is Near
6. Arc Of Failure (Law Of Nature Pt. 2)
7. Midnight
8. Across The Wilderness
9. Time Our Saviour (Law Of Nature Pt. 3)
10. Omega

Total
0
Shares
WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner