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Snakepit Magazine #14 oder: Die ANVIL CHORUS-Bibel!

Wahnsinn! 18 Seiten ANVIL CHORUS! *sabber* ANVIL wer?! ANVIL CHORUS; Mensch! Vermutlich DIE unterbewertetste Heavy Metal-Band schlechthin! Dieses Interview ist einfach der Hammer! Die 14. Ausgabe enthält zudem zahlreiche weitere Interviews mit alten und uralten Bands (z.B. DESTRUCTION, TROUBLE, MERCYFUL FATE, SATAN) über die guten alten Zeiten.

Wie gewohnt enthält auch die 14. Snakepit-Ausgabe zahlreiche Interviews mit alten und uralten Bands über die guten alten Zeiten. Während Bands wie DESTRUCTION (6 Seiten), TROUBLE (7 Seiten) und MERCYFUL FATE in Heavy Metal-Kreisen keine Unbekannten sind, dürften Namen wie FARSCAPE oder CRYSTAL KNIGHT in den meisten Ohren schon wesentlich exotischer klingen. Sämtliche Interviews bestechen durch ihre Ausführlichkeit sowie beeindruckendes Hintergrundwissen auf Seiten der Interviewer. Außerdem gibt es noch ein Megaforce-Label-Special und eine Reihe polarisierter Plattenkritiken. Wie üblich ist das Magazin komplett in englischer Sprache verfasst und von der Aufmachung her recht spartanisch. Was zählt, sind die obskuren Gruppen und die längst verloren geglaubten Erinnerungen an die Anfänge des Heavy Metals.

Der einsame Höhepunkt dieser Ausgabe – und der einzige Grund, warum ich das Magazin überhaupt wahrnahm – ist zweifellos das ANVIL CHORUS-Interview. Wer die Band nicht kennt – und das dürften die meisten sein -, wird meine Euphorie darüber vermutlich nicht nachvollziehen können. Leider lässt sich dagegen auch nur wenig unternehmen, da die Band lediglich eine Single veröffentlicht hat. Ansonsten kursieren lediglich diverse Demo- und Live-Aufnahmen mit oftmals wirklich üblem Sound. Da die Musik von ANVIL CHORUS in erster Linie durch ihre Eigenständigkeit besticht, ist es äußerst schwierig, sie zu beschreiben. Ähnlich wie beim DREAM THEATER-Vorläufer MAJESTY werden RUSH-Einflüsse mit Metal angereichert. Gleichzeitig klingt Sänger Aaron Zimpel stellenweise wie Paul Di´Anno auf den ersten beiden IRON MAIDEN-Alben und verleiht der Musik dadurch bei allem Anspruch eine gewisse Bodenständigkeit. Natürlich hinken diese Vergleiche gewaltig. Aber auch nach vielen Jahren will mir nichts Besseres einfallen. (Mit ein Grund, warum ich bislang noch nicht ausführlich über die Band geschrieben habe)

Nach diesem leicht verwirrenden aber unbedingt notwendigen Exkurs nun zurück zum eigentlichen Interview: Um es mit knappen Worten zu sagen: Die Herren Vermeiren (Herausgeber des Den Of Iniquity-Zines) und Ramadier sind verrückt! Je mehr ich darüber nachdenke, desto wahnsinniger erscheint mir das Interview. Es ist 18 Seiten lang und in 6-Punkt-Schrift gesetzt. Nur sporadisch unterbrechen kleine Bilder den Textfluss. Nun sind derart ausführliche Bandgespräche an sich nicht unbedingt etwas Besonderes. Immerhin gibt es Bücher wie die beeindruckende Anthology der Beatles oder den Ärzte-Brocken Ein überdimensionales Meerschwein frisst die Erde auf, in denen die jeweilige Bandgeschichte bis ins kleinste Detail erzählt und kommentiert wird. Doch eine derart ausführliche Abhandlung über eine Band, die nicht einmal ein reguläres Album veröffentlicht hat, hat es in dieser Form sicherlich noch nicht gegeben! Akribisch werden sämtliche Stationen der Bandgeschichte rekapituliert. Außerdem erhält man einen tiefen Einblick ins Bandgefüge, da jedes Bandmitglied zu Wort kommt!

Bereits 1998 gab es ein umfassendes ANVIL CHORUS-Interview im Snakepit #4, das nun sieben Jahre später nicht nur ergänzt sondern definitiv weit übertroffen wurde. Gierig habe ich jeden Satz aufgesogen und die ein oder andere Überraschung erlebt. So waren Bassist Bill Skinner und Keyboarderin Geré Fennelly für den Großteil des Songmaterials verantwortlich. Das erklärt auch, warum Doug Piercys spätere Band HEATHEN auf anderen musikalischen Pfaden wandelte als ANVIL CHORUS. Sehr amüsant sind auch die zahlreichen Anekdoten aus den Anfangstagen der Bay Area-Szene, als Bands wie EXODUS, METAL CHURCH und natürlich METALLICA ihre ersten Gehversuche machten. Die Bandgeschichte entbehrt dabei nicht einer gewissen Tragik, da ANVIL CHORUS wie erwähnt noch nicht einmal ein Album veröffentlichten und auch die Bemühungen von Monster Records, diesen Fehler nachträglich zu korrigieren, leider im Sand verliefen.

Zum Abschluss bleibt noch die Frage, was am 7. April 2004 geschah. Während ich an diesem Tag einen Kurs über multivariate Datenanalyse besuchte und erfuhr, dass der Lieblingsfriedhof des Dozenten der von der Burg Hohensyburg ist, trafen sich auf der anderen Seite des Globus ANVIL CHORUS in einem Studio zu einer Reunionsprobe! Vor einem super lucky Publikum, das aus einem Dutzend alter Bekannter bestand, spielten sie ihre alten Lieder, darunter so unvergleichliche Perlen wie Phase To Phase, The Silent Equation, On The Ground und natürlich Once Again. Als ich das erste Mal davon las, erfüllten mich zugleich Freude und Neid. Leider – und ich schreibe das mit dem größten Bedauern – bleibt ein ANVIL CHORUS-Auftritt auf europäischem Boden trotz einiger Bestrebungen aus finanziellen Gründen traurigerweise unwahrscheinlich und somit eher ein Wunschtraum.

Das Snakepit-Magazin ist für 5 Euro erhältlich bei:

Snakepit Magazine

c/o Laurent Ramadier

La Calloterie

72210 Voivres Les Le Mans

Frankreich

Eine Inhaltsübersicht sowie Laurents Editorial über die Möglichkeit eines ANVIL CHORUS-Konzerts in Europa gibt es auf http://www.truemetal.org/snakepit

Einen äußerst lesenswerten Bericht von Ian Kallen über die Reunionsprobe 2004 gibt es auf Anvil Chorus – Once Again (2004-04-07)

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