Ursprünglich 1973 als fünfteilige Serie im „Sounds“ erschienen
Diese Serie liegt nun wieder vor, erschienen in der „Kopfkiosk“ Reihe im Andreas Reiffer Verlag. Zum Vorwort von Herausgeberin Gabriele Werth habe ich nur mal wieder anzumerken, dass durchgängig gegendert wird. Für mich entwertet das jeden Text sprachlich und ästhetisch, setzt die praktische Lesbarkeit herab und ist für mich ein Verbrechen an der deutschen Sprache. Glücklicherweise hat man aber bis auf einige korrigierte sachliche Fehler Schobers Text unbearbeitet gelassen. Ihre Schreibe kennen einige ältere Semester noch aus dem erwähnten „Sounds“ oder den hervorragenden „Rock Session“ Büchern, die es leider nur noch antiquarisch zu erwerben gibt. Ingeborg Schober hat dabei einen eigenständigen, sehr persönlichen und sofort erkennbaren Schreibstil entwickelt, der zwar sehr subjektiv, aber auch sehr authentisch ist.
Eine Zeitreise in die Sechziger und Siebziger Jahre
Und gerade darin liegt die Stärke dieses Buches. Man kann einige Stunden lang eine Zeitreise in die Sechziger und Siebziger Jahre machen, die Atmosphäre jener Jahre und Gegend geradezu spüren.
Und auch wenn mich vieles der Westcoast-Musik nicht sonderlich interessiert, ist man erstaunt, wieviel mehr als die bekannten Chartbreaker aktiv waren: Grateful Dead, Creedence Clearwater Revival, Janis Joplin with Big Brother & The Holding Company, CSN & Y, Blue Cheer, Sir Douglas Quintet, It’s A Beautiful Day, die Byrds, die Turtles, Buffalo Springfield, Country Joe & The Fish und viele mehr werden beschrieben, neben großen Namen wie den Beach Boys oder den Beatles, deren Musik in den Kontext gesetzt wird.
Ein atmendes Zeitporträt, authentisch und eigenständig
Vieles kannte ich gar nicht, ich habe aber Dank Streaming einen ausführlichen Westcoast Ausflug unternommen. Musikalisch hat mich allerdings davon recht wenig überzeugt. Überraschend ist auch, wie politisch und geschäftlich naiv ein großer Teil der Szene der Beschreibung und ihrer Lyrics nach gewesen sein mag.
Insgesamt überzeugt das Buch, das neben Schobers Originaltext Faksimiles einiger „Sounds“-Seiten sowie zwei leicht gekürzte Kapitel aus ihrem Buch „Tanz der Lemminge“ (1979) über die Band Amon Düül II enthält, als atmendes Zeitporträt, das sich deutlich interessanter liest, als man vermutet.
Klappenbroschur: 160 Seiten
Verlag: Verlag Andreas Reiffer, 1. Auflage (2022)
ISBN 978-3-945715-76-5
Größe: 11,0 x 18,5 cm
11,50 Euro