UP IN SMOKE-ROADFESTIVAL III: MY SLEEPING KARMA, THE MACHINE, SAMSARA BLUES EXPERIMENT, LONELY KAMEL und GRANDLOOM – Groovestation Dresden

Ein rundum gelungenes Konzert, an dem sich alle Bands von einer sehr guten Seite präsentierten und damit wieder einmal den vortrefflichen Geschmack der Veranstalter untermauerten. Keine Frage, wer nur etwas mit Stoner/Psychedelic-Rock anfangen kann, der wurde nicht enttäuscht.

Die UP IN SMOKE-ROADFESTIVAL-Tour steht für Qualität – ohne Wenn und Aber. Auch in der diesjährigen, bereits dritten Ausgabe schafft man es erneut, namenhafte Bands in einen Tourbus zu stopfen und diese durch die Republik zu schicken, so dass der Besuch in der Dresdner Groovestation quasi zum Pflichtprogramm eines jeden ansässigen Wüstenrockers gehören sollte. Als ich den Club kurz nach 20 Uhr betrete, sind schon die ersten Pilger eingekehrt, um sich ein kühles Nass zu genehmigen und es sich in der atmosphärischen Location bequem zu machen.

Doch lange Zeit zum Erholen von den ganz und gar nicht wüstenähnlichen Temperaturen am heutigen Abend bleibt nicht, LONELY KAMEL aus Oslo, Norwegen entern die Bühne! Die Band spielte bereits auf der ersten Ausgabe der Tour einige Gigs (mit COLOUR HAZE, ROTOR, SUNGRAZER) und hat es seitdem geschafft, ihre Popularität um einige Stufen zu steigern. Dies merkt man vor allem daran, dass für die erste Band des Abends die vorderen Reihen schon gut gefüllt sind, also heißt es ab nach vorn und sich einen guten Platz sichern. Was sich definitiv nicht als Fehler herausstellt, denn hier wird wieder einmal eine erstklassige energiegeladene Stoner/Blues-Show geboten. Die Musiker geben von der ersten Minute an alles und überzeugen mit einer Spielfreude und Professionalität, die man bei Bands dieser Größenordnung nur selten findet. Der Frontsänger, der sich auch bei einem Dave Grohl-Doppelgängerwettbewerb gute Siegeschancen ausrechnen könnte, versteht es, das Publikum zum Beispiel mit gelegentlichen Headbang-Ausflügen Richtung erste Reihe zum Mitfeiern zu animieren. Doch dies sollte bei weiten nicht die einzige Einlage an diesem Abend sein, der Pizzabote Luigi (dahinter verbirgt sich der Gitarrist der später folgenden THE MACHINE) betritt die Bühne, um den letzten Song des Abends für LONELY KAMEL mitzuspielen. Daran zeigt sich mal wieder das authentische familiäre Feeling der Bands untereinander, welches man ihnen durch solche Aktionen tatsächlich abnimmt. Die letzten Töne verklingen, und der Drummer freut sich anscheinend so sehr über das Bewältigen der Tour, dass er seine Sticks in bester Rockstarmanier kurzerhand kopfüber in die Snare rammt. Ein würdiger Schluss für einen klasse Auftritt!

Nach kurzer Umbaupause legen SAMSARA BLUES EXPERIMENT los, die mit ihrem letztjährigen Debütalbum Long Distance Trip bereits ein dickes Ausrufezeichen in der  Stonerszene hinterlassen konnten. Ob sie den Vorschusslorbeeren auch gerecht werden können? Ja, das können sie völlig und enttäuschen mit Songs wie For The Lost Souls, Army Of Ignorance oder Center Of The Sun zu keiner Sekunde. Ihr Sound, der mich stellenweise immer wieder an ELECTRIC WIZARD oder die doomenden Prototypen von BLACK SABBATH erinnert, nimmt die Leute mit auf eine ausufernde psychedelische Reise, der man sich nur schwer entziehen kann. Als sich der Gig allerdings auf das Ende hin zu bewegt, merkt man der Band, insbesondere dem Frontmann, die Strapazen des Tourens etwas an. Es sei ihm verziehen, dass seine Stimme etwas schwächelt, denn schließlich ist Dresden die letzte Station auf dem zweiwöchigen Non-Stop-Roadtrip. Auch das Publikum lässt sich nicht beirren und feiert die Band frenetisch mit lauten Zugaberufen ab, denen freundlicherweise auch noch nachgekommen wird. Nach der außerplanmäßigen Dreingabe vom SAMSARA BLUES EXPERIMENT ist aber wirklich Feierabend, die anderen Bands wollen ja schließlich auch noch spielen, auch wenn der ein oder andere sicherlich sein Highlight für heute bereits erlebt hat.

Spielen wollen auch MY SLEEPING KARMA aus Aschaffenburg, die laut Tourposter eigentlich als regulärer Headliner ausgewiesen sind, woran sich aber niemand stört. Schnell wird klar: hier wird es meditativer als bei den Bands zuvor – gerade durch den ungewöhnlichen Einsatz eines Synthesizers im Stonergenre erlangt die Band einen eigenen psychedelischen Sound, der zum Träumen anregt. Doch nicht alles läuft an diesem Abend glatt, bereits im ersten Lied reißt eine Saite der Gitarre und führt damit die bedauerliche Tradition der vorherigen Bands des Abends fort, die allesamt mit ähnlichemn Materialschwund zu kämpfen hatten. Zum Glück steht die Ersatzklampfe in Reichweite, sodass nicht viel Zeit vergeht, bis der Sound wieder komplettiert ist. Die Band lässt sich von dieser kurzen Unterbrechung allerdings nicht aus ihrem Konzept bringen und fasziniert das Publikum durchgehend mit Songs der Marke genial (Tamas, Lakshmi). Manche reißt es sogar soweit, dass sich tatsächlich so etwas wie ein Pogo einstellt, der jedoch meiner Meinung nach so gar nicht zur Musik passen mag. Fairerweise muss man sagen, dass das Zusammenspiel der Musiker tadellose ist, und so verwundert es kaum, dass die Fans nach dem regulären Set noch lange nicht genug haben und euphorische Laute Richtung Backstage feuern. Jedoch lässt sich MY SLEEPING KARMA nicht lange bitten, um den Wünschen der Fans nachzukommen, und gibt zum Schluss noch einmal wirklich alles. Der Gitarrist schwenkt dabei mit dem Hals seines Instrumentes dermaßen wild umher, dass die vorderen Reihen ernsthaft aufpassen müssen, um nicht unliebsame Bekanntschaft mit ihm zu machen. Jedoch kommt es glücklicherweise nicht dazu – Erwartungen erreicht, Mission erfüllt.

Die Zeit ist bereits etwas voran geschritten, doch Spuren von Müdigkeit wissen THE MACHINE aus Rotterdam zu verwischen. Die Band schickt erst mal einen  viertelstündlichen Wachmacher mit dem Namen First Unique Prime in die Runde, um klarzumachen, dass jetzt noch lange nicht Schlafenszeit ist. Dabei schaffen sie es tatsächlich, in solchen Giganten von Songs nie langweilig zu werden und immer den Spannungsbogen in den Jams bis zur nächsten Groove-Explosion aufrecht zu erhalten. Und diese Riffs verdienen wirklich das Wörtchen Explosion, wenn man einmal schaut, wie sich die geballte Haarschüttelenergie im Publikum plötzlich entlädt. Größtenteils wird Material vom aktuellen Album Drie dargeboten wie das straight rockende Medulla, was Vergleiche zu alten QUEENS OF THE STONE AGE / KYUSS- Zeiten zulässt. Doch auch neues Material findet seinen Platz in die Setlist wie Knetter!, was niederländisch so viel wie irre heißt, ein Stück des kommenden Album, was bereits jetzt schon Appetit auf mehr macht. Das abschließende Highlight der regulären UP IN SMOKE-ROADFESTIVAL stellt Jam no. Phi dar, bei dem die Band zeigt, zu welch ausufernden Improvisationen sie in bester HENDRIX-Manier fähig ist. Ein großer Auftritt, der das vorgelegte Niveau der anderen Bands locker erreichen konnte.

Setlist THE MACHINE:
First Unique Prime
Solar Corona
Medulla
Knetter!
Aurora
X
Jam no. Phi

Normalerweise wäre das Konzert jetzt schon beendet. Doch nicht an diesem Abend, denn man hat als Special Guests GRANDLOOM aus Cottbus für die Aftershowparty eingeladen. Obwohl die Band wahrscheinlich den meisten eher unbekannt sein dürfte, bleibt der ganz große Zuschauerschwund aus, und die Band kann noch vor einem Publikum ordentlicher Größe loslegen. Doch bereits beim ersten Ton pfeift dem Bassisten sein Topteil ab und auch dem Gitarristen seine höchste Saite entzieht sich später der Verantwortung. Aber wer erwartet schon, dass alles nach Plan verläuft bei einem Livekonzert? Leider verlassen mich so langsam die Kräfte, was auch daran liegt, dass ich den Eindruck habe, die einzelnen Stilelemente bei den vorherigen Bands schon in einer besseren Darbietung gehört zu haben. Konsequenterweise verziehe ich mich an die Bar und lasse den Abend ruhig ausklingen.

Somit bleibt ein rundum gelungenes Konzert zu verzeichnen an dem sich alle Bands von einer sehr guten Seite präsentierten und damit wieder einmal den vortrefflichen Geschmack der Veranstalter untermauerten. Keine Frage, wer nur etwas mit Stoner/Psychedelic-Rock anfangen kann, wurde nicht enttäuscht. Dazu trug auch der vorzügliche Live-Sound bei, der alle Instrumente übersteuerungsfrei und druckvoll ins Rampenlicht rückte. Viel Lob, wenig Kritik! Danke UP IN SMOKE-ROADFESTIVAL-Tour für diesen tollen Abend – bis zum nächsten Mal.

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