UNSANE und HARMFUL im Orangehouse München am 7. Dezember 2003

Als ich vor einigen Monaten hörte, dass UNSANE wieder leben ging die Sonne auf. Als ich hörte, dass die Noise Rock-Götter sogar wieder auf Europatour kommen würden, war ich hin und weg.

Als ich vor einigen Monaten hörte, dass UNSANE wieder leben ging die Sonne auf. Als ich hörte, dass die Noise Rock-Götter sogar wieder auf Europatour kommen würden, war ich hin und weg. Nach dem genialen letzten Album Occupational Hazard, das 1998 erschien, gab es kein Lebenszeichen des Trios mehr. Um die Tour zu promoten erschien kürzlich eine Best Of-CD inklusive DVD, die eine sehr schöne Retrospektive der Band zeigt und somit auch für Einsteiger bestens geeignet ist.

Den Anfang machten aber die Frankfurter HARMFUL, die Ladykiller-Like wie eh und je ihre leicht noisigen Alternative Rock-Songs mit unglaublicher Leichtigkeit und Präzision ihre Songs ins Publikum feuerten. Den Anfang machte Deliverance vom neuen Album Sanguine, danach wurden erstklassige Rocknummern wie Open End, Vault und No Matter äußerst professionell dargeboten, mit hoher Spannung, viel Spielfreude und engagiertem Stageacting. Sänger Aren beherrscht die verschiedensten Stimmlagen von gefühlvoll bis hin zu aggressiven Schreien perfekt, schreibt einmalige und originelle Riffs und hat immer ein schelmisches Augenzwinkern parat. Krönung dieser virtuosen Show war ein Johnny Cash-Coversong, der perfekt in den Stil von HARMFUL eingebettet wurde.

Dann wurde ich echt nervös. Auf dieser kleinen Bühne sollten die gleich die Größten des Noise-Rock spielen? Ja, bitte! Denn UNSANE sind erstens eh nur zu dritt und zweitens wirkten sie dadurch noch viel intensiver und viel lauter. Nach einem Intro, das verkündete, dass UNSANE nicht gewillt sind die Unterdrückung einer modernen Gesellschaft in Kauf zu nehmen begann ein Inferno, dass ich so noch nie gehört hatte. Der pure Lärm von gealterten Rebellen wurde mit dem ersten Song Over Me von der Bühne gespien, und mit dem gigantischen Sick wurde es noch eine Ecke heftiger. Was hier abging, war kein Rockkonzert sondern ein Erdbeben. Im Stil der Lambhouse-Compilation wurden zunächst die neueren Stücke gespielt und sich dann in Richtung der ersten Alben durchgekämpft. Dabei stach vor allem Drummer Vinny Signorelli heraus, der zwischen den Songs immer eiskalte und gelungene Improvisationen an den Tag legte. Ebenso Gitarrist und Sänger Chris Spencer, der zusammen mit Bassist Pete Shore einen hervorragenden Job ablieferte und sich die Seele aus dem Leib schrie. Das musste er auch, denn die Nervosität war dem Frontmann durchaus anzusehen. Doch die war unbegründet, mit sauber gespielten Songs wie Scrape, Body Bomb und all den anderen Klassikern, einer Band die sich wieder sehr gut versteht und mit einem Publikum, dass den Status dieser Band würdigt konnte auch gar nichts schiefgehen am Projekt UNSANE 2003.

Schön, dass UNSANE zum Schluss das Orangehouse fast zusammenfallen ließen, in dem sie zehn Minuten ihre Instrumente dröhnen ließen und die Schallwellen alles zermalmte. Schön, dass es noch ordentliche Beschäftigungen für Sonntagabend gibt. Schön, dass ihr nach der Tour mit Songs zum neuen Album beginnt. Schön, dass es noch Fans gibt, die UNSANE zu würdigen wissen. Schön, dass ihr wieder da seid.

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