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STRAPPING YOUNG LAD, END OF DAYS, FEAR MY THOUGHTS: Münster-Breitefeld, Live-Arena – 09.06.2005

Ich weiß wirklich nicht, ob es vielleicht daran gelegen haben könnte, dass die ganze Welt mit Spannung auf das neue Spielberg-Kinospektakel "Krieg der Welten" gewartet hat und die Nachricht daher ein wenig untergegangen war: Am 9. Juni diesen Jahres machte sich jedenfalls ein bitterböse gesinntes Alien auf den beschwerlichen Weg ins hessische Münster-Breitefeld und es schien derartig wenige Menschen zu interessieren, dass man fast schon ins Zweifeln geriet, ob so mancher Erdling die intergalaktische Drohung "Alien Invades Europe" im Vorfeld gar nicht ernst genommen bzw. panisch die Flucht ergriffen und sich im eigenen Keller verbunkert hatte…

Ich weiß wirklich nicht, ob es vielleicht daran gelegen haben könnte, dass die ganze Welt mit Spannung auf das neue Spielberg-Kinospektakel Krieg der Welten gewartet hat und die Nachricht daher ein wenig untergegangen war: Am 9. Juni diesen Jahres machte sich jedenfalls ein bitterböse gesinntes Alien auf den beschwerlichen Weg ins hessische Münster-Breitefeld und es schien derartig wenige Menschen zu interessieren, dass man fast schon ins Zweifeln geriet, ob so mancher Erdling die intergalaktische Drohung Alien Invades Europe im Vorfeld gar nicht ernst genommen bzw. panisch die Flucht ergriffen und sich im eigenen Keller verbunkert hatte. Vielleicht war der Termin auch ein wenig ungünstig gewählt, aber hätte das Alien denn wirklich wissen können, dass sich der Großteil der zivilisierten Erdbewohner an einem Donnerstagabend weit vor zwölf Uhr zur Ruhe legt, um am nächsten Tag einigermaßen ausgeruht wieder einer geregelten Tätigkeit nachzugehen? Hätte es denn ahnen müssen, dass eine Landung mit einem unbekannten Flugobjekt etwas mehr Aufmerksamkeit erregen würde als eine lapidare Anreise per Tourbus?

Die Gründe für dieses Fiasko werden wohl für immer im Verborgenen bleiben, Fakt ist aber, dass Alien, seines Zeichens der jüngste Output der Kanadier STRAPPING YOUNG LAD, eines der ganz großen Alben dieses Jahres darstellt und in jedem Falle genug allgemeines Interesse einfahren konnte. Auch die beiden Vorbands FEAR MY THOUGHTS und END OF DAYS werden als vielversprechende Underground-Acts gehandelt und trugen dazu bei, dass die wenigen Besucher an besagtem Abend ein musikalisches Programm der Extraklasse genießen durften und zu keiner Sekunde etwas anbrannte, dafür aber alles in Schutt und Asche gelegt wurde! Im Nachhinein wird sich jedenfalls keiner der Anwesenden darüber geärgert haben, dem Rufe des unheimlichen Immigranten gefolgt zu sein, jedoch kann man wirklich nur den Kopf darüber schütteln, dass der Großteil der Menschheit diesen vorgezogenen Independence Day einfach verschlafen hat!

FEAR MY THOUGHTS:

Fear
Konnten den Fans an diesem Abend leider nicht so recht einheizen: FEAR MY THOUGHTS

Die Freiburger FEAR MY THOUGHTS können getrost als die Leidtragenden des Abends bezeichnet werden, denn als das Quintett pünktlich um 21:00 den Konzertabend eröffnete, hätte man vor der Bühne problemlos noch eine Partie Hallenfußball spielen können. Leider konnten die Musiker ihre Enttäuschung über den gähnend leeren Saal nicht sonderlich gut verbergen, wodurch die Bühnenpräsenz etwas verkrampft und unausgegoren wirkte. Trotzdem konnte so mancher Besucher dem intensiven Deathcore einiges abgewinnen, auch wenn man sich die eigenen Kräfte lieber für den Headliner aufsparte und daher das Spektakel vorzugsweise im Sitzen oder aus sicherer Entfernung beobachtete. Doch die Band wusste diesen Auftritt trotzdem sinnvoll zu gestalten, so nutzte man die knapp 30 Minuten Spielzeit, um das für Anfang September angekündigte Album Hell Sweet Hell ein wenig zu promoten. So bot man die beiden neuen Stücke Windows for the Dead (Knaller!) und The Fighting dar und man gewann den Eindruck, dass die Band auf dem neuen Longplayer eine neue Marschrichtung eingeschlagen hat: Weg vom Metal- bzw. Deathcore und hin zum melodischen Death-Metal der Göteborger Schule – eine Entwicklung, die man gutheißen kann, denn die Band schafft es trotz offensichtlicher Parallelen zu AT THE GATES oder THE HAUNTED, eigene Akzente in die Songs einfließen zu lassen. Insgesamt muss man FEAR MY THOUGHTS in jedem Falle zugestehen, einen musikalisch hochwertigen und makellosen Auftritt geliefert zu haben, der so manchen der erschreckend wenigen Besucher wohl so richtig gierig auf die neue Langrille gemacht haben dürfte. Lediglich in puncto Bühnenpräsenz muss der sympathische Fünfer noch ein wenig zulegen, sonst wird es eng auf dem diesjährigen WITH FULL FORCE!

END OF DAYS:

End
Eigenständiger Stil und engagierte Musiker: END OF DAYS

Was die Deather END OF DAYS im Anschluss auf der Bühne ablieferten, machte die starre Performance von FEAR MY THOUGHTS schnell wieder wett: Sänger Kevin Otto stampfte auf der Bühne herum wie ein aufgescheuchter Derwisch, die Rhythmusfraktion ließ sich stets von den markerschütternden Grooves der Band mitreißen und auch im Publikum zeigten sich vereinzelnd kreisende Haarbüschel. Ich muss zugeben, dass ich im Vorfeld nur einen einzigen Song der Mannen aus Bottrop kannte, jedoch konnte mich der Dedicated to the Extreme-Titelsong schon auf Konserve ziemlich begeistern, bevor ich an diesem Abend von diesem Hassbrocken endgültig auf die Knie gezwungen wurde. Bemerkenswert ist sicherlich die abgefahrene Mischung aus Old-School Death-Metal der Marke OBITUARY (gerade beim Gesang fallen immer wieder Parallelen zu John Tardy auf) und modernen Metalcore-Anleihen, die der Band einen erstaunlich hohen Wiedererkennungswert beschert. Auch spielerisch überzeugte das Quintett voll und ganz, auch wenn sich der bullige Sänger mit der Ansage Verzeiht uns die Fehler – wir haben in der letzten Zeit kaum geprobt! ziemlich bescheiden gab. Die Band braucht sich jedenfalls nichts vorzumachen: Wenn das hohe Niveau von Songs wie dem erwähnten Dedicated to the Extreme oder auch Nothing but Disgust auf dem nächsten Album halten oder gar noch etwas steigern kann, bin ich mir jedenfalls ziemlich sicher, dass aus dieser Band noch etwas wird!

STRAPPING YOUNG LAD:

Trotz weniger Zuschauer herrschte eine verblüffend gute Stimmung: STRAPPING YOUNG LAD

Dann war also der Moment gekommen: Die kanadischen Extremisten um Mastermind Devin Townsend ließen sich zwar eine halbe Ewigkeit Zeit, bis sie endlich die Bühne betraten, als die vier Musiker aber schließlich im Rampenlicht standen, gab es in der schwach besetzten Live-Arena kein Halten mehr. Ob die Band nun ihre Alien-Songs Love? und Shitstorm (der Live-Hammer!) oder ältere Stücke á la Aftermath oder Relentless aus dem Ärmel schüttelte: Die emporgestreckten Hände und die fliegenden Haarmatten machten das Fotografieren der Musiker während der Songs nahezu unmöglich und man konnte eigentlich nur ungläubig mit dem Kopf schütteln (horizontal, versteht sich!), wie trotz derartig wenig verkaufter Tickets eine solch hervorragende Stimmung aufkommen konnte. Auch die Musiker auf der Bühne schienen nicht wenig überrascht und Devin kam das ein oder andere Mal auch nicht um ein zufriedenes Grinsen herum. Scheinbar hatte er seine weitgehend bekannten Depressionen einfach zu Hause gelassen, denn auf der Bühne war er am heutigen Abend nicht nur ein diabolisches Energiebündel, er sorgte während seiner filmreifen Ansagen auch immer wieder für den ein oder anderen unerwarteten Joke, ob er sich nun mit sympathischer Selbstironie pantomimisch nachahmte oder seine Songs mit sarkastischem Augenzwinkern ankündigte. Überraschend war ebenso ein kurzes Interlude, in dem der Flitzefinger die bekannten Melodien des MAIDEN-Songs Back in the Village performte, was ebenfalls ziemlich hohen Anklang bei den Zuschauern fand. Sein We are STRAPPING YOUNG LAD… and you are NOT! und die darauffolgende Zugabe Detox beendeten einen Auftritt, der durch eine überraschend durchdachte Performance bestach, einen kristallklaren Sound (der bei den rasanten Rhythmen dieser Combo schier unabdingbar ist!) bot und auch eine tadellose Setlist aufweisen konnte (besonders kleinliche Zuhörer hätten sich vielleicht noch das obligatorische Far Beyond Metal gewünscht), die bei den meisten Fans sehr hohen Anklang gefunden haben dürfte. Schade ist eigentlich nur, dass dieser Band augenscheinlich so wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird, sogar dann, wenn sie tatsächlich nur zwei Konzerte in Deutschland spielt und mit Alien ein Album in der Hinterhand hat, dass wohl zu den richtungsweisendsten Alben der nächsten Jahre zählen dürfte! Wer eines der beiden Konzerte besucht hat, wird jedenfalls ähnlich denken…

Setlist: STRAPPING YOUNG LAD

Imperial

Skeksis

Velvet Kevorkian

All Hail the New Flesh

Oh my Fucking God

SYL

In The Rainy Season

Love?

Relentless

Shine

Aftermath

Shitstorm



Detox

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