SOULFLY: 27. Mai 2004 – Nürnberg, Löwensaal

Zumindest der Titel ist schon mal cool: "Planet Max Tour 2004"! Ob´s denn auch was getaugt hat, Mr. Cavaleras Gastspiel in Nürnberg? Der gnadiator hat sich unauffällig unter´s Nu Metal Jungvolk gemischt…

Manchmal rückt erst die Zeit ein paar Dinge zurecht. Als die brasilianischen Heavy Metal-Superstars SEPULTURA 1996 ihre „Roots“-CD veröffentlichten, war die Enttäuschung allerorts riesig: Viel zu experimentell war das Album für den Geschmack der meisten hungrigen Banger, denen der Sinn einfach nur nach blitzschnellem schnörkellosen Thrash Metal stand. Jahre später erst wurde klar, wie wichtig und einflussreich dieses Album für die längst erstarrte Szene war.

Doch da hatten sich nach der „Roots“-Welttour ohnehin bereits die Wege getrennt. Während SEPULTURA seither in einem Kreativloch feststecken, gründete Sänger und Gitarrist Max Cavalera sein eigenes Projekt SOULFLY, mit dem er den auf „Roots“ eingeschlagenen Weg konsequent weiterverfolgte. Mit Erfolg: Ob Punk, HipHop, Reggae oder Weltmusik – längst gibt es in der musikalischen Welt von Max Cavalera weder Grenzen noch Regeln.

Live auf der „Planet Max Tour 2004“ im trotz satter 28 Euro Eintritt anständig gefüllten Nürnberger Löwensaal verschwimmen all die spannenden Feinheiten und Spielereien der Soulfly-Studioalben. Der vielschichtige nuancenreiche Ethno-Metal verwandelt sich zurück in einen fiesen, finsteren Wutklumpfen. Heftig und hasserfüllt prügelt das Quartett seine räudige Melange aus Punk, Metal und Hardcore in die tobende Menge, gleichsam aus einem offenen Grab (portugiesisch: Sepultura) schreit der Chef im Trikot des 1. FC Nürnberg(!) seine angestaute Wut über die Ungerechtigkeiten dieser Welt heraus.

100 Minuten rast eine gnadenlose Achterbahnfahrt quer durch das Lebenswerk des Max Cavalera: Fünf Lieder aus alten Sepultura-Tagen („Roots Bloody Roots“, „Territory“, „Inner Self“, „Mass Hypnosis“ und das urige „Troops Of Doom“, bei dem das fette Nu-Metal-Kid fassungslos beide Mittelfinger gen Bühne reckt; überhaupt kommen die ollen Sepultura-Klassiker nur mäßig bei einem Publikum an, das deutlich zu jung ist, um die große Zeit der brasilianischen Thrasher noch miterlebt zu haben), eine kurze Lärmerruption von seinem 1994er-Nebenprojekt Nailbomb sowie satt Stoff von den bislang vier Soulfly-Alben. Der Saal verwandelt sich in ein einziges zuckendes Knäuel aus schlingernden, schwitzenden Menschenleibern – bis irgendwann alles nur noch Rhythmus, nur noch ein post-archaischer Kriegstanz vor dem mächtigen Groovemonster ist. Fett!

Total
0
Shares
WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner