SACRED STEEL: Releaseparty zu "Slaughter Prophecy" mit Ritual Steel und Wizard

SACRED STEEL im Bestform, begleitet von großartigen RITUAL STEEL und eher mäßigen WIZARD.

Gehen wir ohne großes Vorgeplänkel in die Vollen…

RITUAL STEEL sollten die Party an diesem Abend eröffnen und nachdem ich von dieser Band eigentlich schon wieder mehr gewollten als echten Kult erwartete war ich gleich mal sehr positiv überrascht. Denn schon allein an der Optik der Band konnte man recht schnell erkennen, dass hier nicht irgendwelche Typen eine Band gegründet haben, um möglichst schnell ein paar Chicks klarzumachen, sondern eher ein paar beinharte Metalfans zusammenfanden um mit ihrer Musik den eigenen Vorbildern Tribut zu zollen. Ich geb´s ja auch gerne zu, dass ich bislang nicht wusste, dass *der* Sir Lord Doom bei RITUAL STEEL das Mikro in der Hand hält und umso mehr war ich von dessen Gesangesleistung überrascht. Zwar alles andere als Treffsicher hatte der Frontmann die Lektionen in Eighties-Style-US-Metal bestens gelernt und überzeugte mit einem guten Gespür für coole Melodielinien und hohen Schreien zum richtigen Zeitpunkt.

Schade nur, dass der Rest der Band nicht ganz mit seiner Bewegungsfreudigkeit mithalten wollte und zum Teil doch recht steif auf der Bühne agierte. Beim im Breaker-Shirt gekleideten Bassisten bin ich mir im Nachhinein auch gar nicht mehr sicher, ob der Mann überhaupt selbst die Bühne verlassen hat, oder ob er letztendlich von einem Roadie von der Bühne getragen wurde (übrigens stellte unsere Vampi eine tatsächlich vorhandene gewisse Ähnlichkeit mit King Foley fest, Spekulationen blockte sie aber sofort wieder mit nee, wenn es der wäre, hätte er schon längst was sagen müssen ab). Auf jeden Fall waren RITUAL STEEL ein sehr guter Einheizer für diesen Abend, denn die Band konnte mit ihrem Metal mit deutlichem US-Einschlag ordentlich punkten und als sie dann auch noch Necropolis von MANILLA ROAD in einer wirklich sehr guten Version zum Besten gab, hatte sie eh alle Kultmetaller auf ihrer Seite. Abgeschlossen wurde der kurzweilige Auftritt mit den beiden Songs der Orchid Queen 7, Orchid Queen und Liquid Steel und ich kann wirklich nur von einer interessanten ersten Begegnung sprechen.

Als das Album Bound by Metal das Licht der Welt erblickte, war ich mir nicht so ganz sicher, ob ich die Band jetzt gut oder Scheiße finden sollte. Live haben mir die Jungs bei der letzten SACRED STEEL-Releaseparty im Forum jedenfalls gut gefallen, doch an diesem Abend konnte ich WIZARD wirklich kaum etwas positives abgewinnen.

Denn eingebettet in die sehr erdigen RITUAL und SACRED STEEL wirkten WIZARD unangenehm gestelzt und aufgesetzt. Irgendwie hatte die Band diese typische Teutonen-Metal-Rockstar-Ausstrahlung, die ich so gar nicht abkann und dementsprechend konnten mich auch die Songs nicht mitreißen. Sänger Sven D´Anna hat den Eric Adams inzwischen so was von Original drauf (es stimmt einfach alles, Statur, Kleidung, Bewegung), dass man gar nicht mehr hinschauen mag und auch die Joey DeMaio-mässigen Ansagen von Bassist Volker kommen irgendwo nur noch platt rüber. Dennoch war die Stimmung im immer zahlreicher werdenden Publikum mehr als gut und vor allem konnte die Band auf eine große Schar an Fans bauen, die gar die kompletten Texte drauf hatten und dementsprechend lautstark mitsangen. Und ich will auch gar nicht leugnen, dass Songs der Marke Hammer, Bow, Axe and Sword live ziemlich cool rüberkommen und wenn die Band dann auch noch mehrere Fans zum Mitgröhlen von Bound by Metal auf die Bühne holt, ist das Metallerherz eh seelig. Nichtsdestotrotz wirkten WIZARD an diesem Abend eher wie ein Fremdkörper auf mich und so bleibt mir nur das Urteil verzichtbar auszusprechen. Dementsprechend wenig unglücklich war ich, als dieser Auftritt mit Enemy Die sein Ende fand.

Auf keinen Fall missen möchte ich jedoch die Erinnerung an SACRED STEEL. Denn die Band war an diesem Abend einfach nur schweinegeil! Die wahren Thronerben des deutschen Metal bewiesen einmal mehr aus welchem Stahl sie geschmiedet sind und brachen mit Metal is War mit einer derartigen Wucht auf die Fans ein, dass man von der ersten Sekunde an voll im Geschehen dabei war. Sorry Leute, aber was Ausstrahlung, Echtheit und Enthusiasmus angeht, gibt es derzeit einfach keine echte Konkurrenz in deutschen Landen. Und auch wenn SACRED STEEL schon früher bei ihren Live-Auftritten absolut überzeugen konnten, so bin ich immer wieder überrascht, dass man bei der Band nach wie vor echte Steigerungen erleben kann. Die Band wirkte tight wie nie zuvor, schien besser aufeinander eingespielt zu sein, als es in der Vergangenheit der Fall war und mit einem guten Sound ausgestattet knallte die Sache so richtig derbe los.

Gerrit Mutz lebte seine neu gewonnene Freude an thrashig/deathigen Grunzern in vollen Zügen aus, ließ seine alten Fans mit gewaltig hohen Schreiern aber niemals wirklich im Stich. Was die Songauswahl betrifft, so gab es keinen einzigen Ausfall zu verzeichnen. Insgesamt wurden die Lieder der vier bisher veröffentlichten Alben bunt durcheinandergewürfelt, wodurch sich Sachen wie Faces of the Antichrist übergangslos mit Battle Angel, Army of Metalheads oder Dark Forces lead me to the brimstone Gate vermischten. Zur Freude der vielen aus ganz Deutschland angereisten Die-Hard-Fans griff die Band auch immer wieder auf das Debütalbum zurück und hatte mit In the Mouth of Madness gar einen Song am Start, den SACRED STEEL schon seit Jahren nicht mehr live gebracht haben. Weitere Höhepunkte hatte die Band aber auch mit Tonight the Witches Ride oder Master of thy Fate am Start, denen die neuen Kracher Sacred Bloody Steel und Raise the Metal Fist in nichts nachstanden. Eine kleine Stimmungsunterbrechung gab es lediglich mit dem getragenen Lay me to my Grave – hervorragend gespielt, aber leider nicht ganz nach dem Geschmack des Großteils des Publikums – schade.

Und so verging die Zeit viel zu schnell, als Gerrit Mutz bei Army of Metalheads nach einer starken Stunde Spielzeit den Mikroständer gen Publikum richtete, die Fans den Rest des Songs singen lies und die Bühne verließ. Wie? Etwa schon Ende? Kann ja wohl nicht sein.

Von wegen! Während die Meute noch lautstark nach einem Basssolo schrie, stimmte Jörg Knittel die ersten Töne von CANDLEMASS´ Solitude an, worauf Gerrit in Mönchskutte gekleidet die Bühne stürmte. SACRED STEEL machten es tatsächlich wahr, was bei den ersten Tönen wohl kaum einer zu träumen gewagt hätte und spielten den ganzen Song, was totales Ausrasten zur Folge hatte. Geil!

Dieser Song konnte eigentlich nur noch eine Steigerung erfahren und das war die Live-Version von Slaughter Prophecy. Hammer! Von wegen wir müssen uns die Vocals wohl zu dritt aufteilen, oder so. Gerrit grunzte den gesamten Song in völliger Euphorie durch und schaffte sogar völlig ohne Probleme den Übergang vom Grunt zu den hohen Schreien im Refrain. Wow!

Dass die Band nach einem solch furiosen Erlebnis natürlich danach auch nicht lange mit einer Zugabe auf sich warten lassen konnten, dürfte klar sein. Und so betraten die Jungs schon nach kürzester Zeit wieder die Bühne und während Schlagzeuger Matze noch kräftig mit Blutspucken beschäftigt war, hatte sich Gerrit inzwischen mit seinem Schwert bewaffnet um zu verkünden, dass SACRED STEEL noch immer nicht gelernt haben und noch immer auf Klischees bis zum Umfallen abfahren um dann mit Blood on my Steel noch mal ein richtiges Brett zu fahren.

Ich denke, dass ich nicht der einzige wahr, der bedauerte, dass der Gig dann mit Wargods of Metal (bei dem die Bühne einmal mehr mit mehr Fans als Musikern bevölkert war) schon viel zu früh zu Ende war. Das ganze hätte wirklich noch ewig dauern können und auch wenn es während des gesamten Konzerts über teilweise recht derbe im Publikum ab ging schien noch keiner die Schlappe machen zu wollen. Das sagt wohl alles.

Fierce

Fotos: boxhamster

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