MOLOTOV: live am 20. Oktober 2003 im Nürnberger Hirsch

Vier Schlitzohren machen uns die schnellste Maus von Mexiko …

Der Hirsch ist in dieser Nacht fest in spanischer Hand. MOLOTOV aus Mexiko City geben sich die Ehre, und im gutgefüllte Saal geht die Post ab. Nur dumm, wenn man kein Spanisch spricht – außer „Danke“ und „Prost“ ist für den tanzwilligen Teutonen hier und heute nicht viel zu holen.

Ergo muss es die Musik mal wieder im Alleingang richten. Gottlob funktioniert Punk ja weltweit, und als Global Player schlagen sich MOLOTOV recht wacker. Wobei es hier genau genommen der längst totgeglaubte Crossover ist, der fröhliche Urständ’ feiert: Vier Schlitzohren machen uns querbeet die schnellste Maus von Mexiko. Ein unspektakulärer wenngleich nicht uninteressanter Mix aus H-BLOCKX, DOG EAT DOG, RAGE AGAINST THE MACHINE und den BEASTIE BOYS, mit kehligem Gesang, reichlich verrückten Arrangements und immer ordentlich Schmackes auf der Pfanne, aber irgendwie auch zehn Jahre zu spät. Kraftfutter für Ausdruckstänzer und solche, die es werden wollen.

Angetrieben von einem entfesselten Schlagzeuger, schleicht sich recht bald Eintönigkeit in den aufpeitschenden RapRockLatinoMixmax. Die Legende erzählt, dass der freche Vierer, der in seiner Heimat als eine Art Stimme des Volkes gehandelt wird, sein Debütalbum weiland vor den Plattenläden verkaufen musste, weil’s drinnen keiner ins Regal zu stellen wagte. Tatsächlich scheinen Väkalakrobaten hier auf ihre Kosten zu kommen: Intensives Studium der versauten Molotov-Texte, und man kann richtig viel Spaß haben im nächsten Spanienurlaub.

Die Band hat den schon heute. Live in Nürnberg bittet MOLOTOV die hübschesten Besucherinnen auf die Bühne, freut sich über Damenunterwäsche als Geschenk und scherzt in einem fort mit dem Publikum, aber wie gesagt: Als Nicht-Spanier kriegt man da nicht viel mit. Munter werden die Instrumente durchgetauscht, man schreddert QUEENS „Bohemian Rhapsody“ (nennt sich hier „Rap Soda y Bohemia“), bevor auch schon wieder Schicht ist. Nette Party, mehr soll’s ja auch gar nicht gewesen sein.

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner