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MEGADETH, DIAMOND HEAD: München, Elserhalle – 20.02.2005

Eine der besten, wenn nicht sogar der Beste Auftritt der Band.

Endlich war es wieder soweit. Ich sollte MEGADETH seit der Cryptic Writings-Tour 1997 wieder in einer Halle live sehen können. Nichts gegen die Festivalauftritte 2001, aber ein ausverkaufter Hallengig bringt mir persönlich viel mehr, als ein Auftritt am frühen Abend um 18 Uhr und womöglich noch bei 30 Grad im Schatten.

Es war übrigens mein zehnter Gig den ich von der Band seit 1990 (Clash Of The Titans) gesehen habe. Ihr habt es in den folgenden Zeilen also mit einem echten Fan der Band zu tun, der sich zu folgender Äußerung hinreißen lässt. Der Auftritt war einer der besten, wenn nicht sogar der Beste!

Megadeth
Derzeit sehr gut bei Stimme – Dave Mustane

Warum? Es passte einfach alles. Zum einen fand man mit der Elserhalle in München genau die richtige Location vor. Große und hohe Bühne, geräumiger Saal und obwohl das Konzert ausverkauft war, hatte man wohl von allen Richtungen einen guten Blick zur Bühne. Zur Musik und zur Show kommen wir später.

Ihr habt übrigens richtig gelesen. Das Konzert war wirklich, wie fast alle Gigs der Europatour, ausverkauft. Hätte ich persönlich nie für möglich gehalten, da man ja diese Tage auch noch einige bekannte Kollegen im Tourbus über Deutschlands Autobahnen treffen wird.

Genug gequatscht. Los gings mit DIAMOND HEAD und was macht der Reviewschreiber? Er quatscht mit einem Bekannten, unterhält sich über Gott und die Welt und hat von der Vorband fast gar nichts mitbekommen. Die Engländer hatten einen astreinen Sound, welcher die Gitarrenläufe voll zur Geltung brachte. Auch wurden die Musiker abgefeiert, was wohl auch daran lag, das einen einige Songs bekannt vorkamen. Möchte nicht wissen wie viele Leute dachten, dass hier eine Band auf der Bühne steht, die METALLICA covern…

Umbaupause und los ging’s. Als die Musiker die Bühne betraten, fielen einem sofort zwei Dinge auf: Zum einen das sehr hoch und über den Köpfen der Vorderleute positionierte Schlagzeug und zum anderen, dass die Mitmusiker, die Angestellten, die Tourkollegen oder wie immer man sie nennen mag, endlich wieder nach Metal aussehen! Lange Haare, Tattoos und AC/DC-Shirt sehen halt definitiv cooler aus, als eine schicke Fönfrisur, Goldkette und rasierte Brusthaare. Trotzdem war ein ungewohntes Bild, dass neben Mustaine nicht mehr Ellefson stand.

Megadeth
Der neue Mann an der Gitarre: EIDOLONs Glen Drover

Blackmail The Universe war der Opener und ging im Soundbrei leider völlig unter. Schade um diesen tollen Song, aber zum Glück änderte sich dies bei Song Nummer zwei, dem seit Jahren nicht mehr live gespielten Set The World A Fire schlagartig. Endlich klang der Sound so, wie man ihn für 25 Euro Eintritt erwarten kann und Mustaine und Drover zelebrierten die ersten Soli. Bei Skin O My Teeth vom erfolgreichsten Album Countdown To Extinction kam richtig Bewegung in die ersten Reihen, bevor es mit dem livehaftigen Groovemonster und einem meiner Favoriten vom letzten Album, The Scorpion etwas ruhiger wurde. Wake Up Dead und In My Darkest Hour folgten. 80er-Metalherz was willst Du mehr? Weiter ging es mit She Wolf und seinem überragenden Abschlusssolo, sowie Something I Am Not, vor dem Mustaine nochmal an seine Armverletzung, welche zur langen Pause und dem vorläufigen Ende führte, erinnerte und daas er eigentlich keine Gitarre mehr spielen dürfte. Naja, die Leute jubelten. Ich jedenfalls kann die Story immer noch nicht so richtig glauben.

Dann kam so etwas wie der melodische Teil des Auftritts. Angry Again, A Tout Le Monde, dessen Refrain das Publikum übernommen hat, Die Dead Enough, bei dem Mustaine bewiesen hat, dass er derzeit sehr gut bei Stimme ist und Trust sorgten für etwas Erholung der Köpfe, dafür wurden die Stimmbänder des Publikums strapaziert. MEGADETH spielten definitiv vor ihren Publikum. Ich habe Leute getroffen und Autos gesehen, die aus Slowenien, Spanien und Polen stammten. Of Mice And Men wurde Dimebag gewidmet und bei diesen Song mit seinen melodischen Refrain, für den alle Musiker zuständig waren, merkte man dass definitiv eine Band, eine Einheit auf der Bühne stand.

Das Finale wurde mit dem Doppelschlag Hangar 18 und Return To Hangar eingeleitet. Immer wieder schön die schätzungsweise 25 Soli live zu hören. Bei Back In The Day stürmten die Musiker von DIAMOND HEAD auf die Bühne um die Band beim ohoh-Refrain zu unterstützen. Definitiv ein Highlight des Gigs. Nicht wegen des Auftretens der Vorband, sondern weil der Song einfach wie geschaffen für Liveauftritte ist. Sweating Bullets, auch eine Überraschung der Setlist, wurde sehr tight und gestenreich vorgetragen. Es fiel allgemein auf, dass Mustaine mit Gesten und Bewegungen seine Songs und Lyrics untermauerte, dabei so gut sang wie noch nie und natürlich auch hervorragend Gitarre spielte. Er ist definitiv in guter Form und Konzerte bei denen mal schnell 15 Songs runtergespielt wurden, gehören wohl der Vergangenheit an. Bei Symphony Of Destruction und Peace Sells war dann verständlicherweise am meisten Bewegung in den Reihen und der ein oder andere Moshpit entstand. Kick The Chair beendete den regulären Set und Holy Wars…The Punishment Due war die einzig Zugabe. Über diesen Song noch Wörter zu verlieren, wäre verlorene Zeit. Der perfekte Abschluss einer perfekten Show. Die Band ließ sich danach noch Minuten feiern und als die Kollegen schon unter der Dusche standen, Mustaine sein zwanzigtes Plektrum ins Publikum geworfen hat, sich vor dem Mikro positionierte und wie in den letzten 15 Jahren Please drive careful. Because we wanna see you again und das obligatorische You are great, we`ve been MEGADETH in die Menge rief, wusste ich wieder, Zeuge eines denkwürdigen Abends geworden zu sein. 21 Songs habe ich von der Band auch noch nie gehört.

Fazit: MEAGDETH sind im Jahre 2005 angekommen und gaben ihren zahlreichen Fans den perfekten Mix aus alt (in Köln wurde auch noch Meachanix gespielt) und neu. Immerhin fanden sechs Songs von The System Has Failed den Weg in die Setlist. Wenn Mustaine schon nicht mehr über METALLICA lästert, dann mach ich es halt jetzt: Stellt Euch mal vor, METALLICA hätten auf ihrer letzten Tour sechs Songs von St. Anger gespielt. Ein grauenhafter Gedanke…

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