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Iron Maiden & Megadeth , Essen, Grugahalle, 20.09.1999

Iron Maiden sind wichtig genug, das man ihnen zwei Livereviews widmen sollte. Hier kommt also der erste Augenzeugenbericht vom gelungensten Comeback des Jahres!

Manchmal zahlt es sich eben doch aus, mal früher auf ein Konzert zu kommen, als ständig auf den letzten Drücker dort zu erscheinen. So stand ich dann schon um halb sieben vor der Essener Gruga-Halle, die schon seit längerer Zeit komplett ausverkauft war. Nachdem ich mich durch die wilden Horden der Kartensuchenden mit einem fröhlichen Lächeln geprügelt hatte ;-), stellte ich mich pünktlich zum Beginn des Einlaßes in die noch verhältnismäßig kurze Schlange der Wartenden in der Hoffnung noch einen guten Platz zu erwischen. Gesägt tuen getan (copyright by Onkel Hotte), dank der hereinströmenden Massen und der danach überfüllten Bierstände, war auch kein ernsthafter Gedanke an eine kühle Erfrischung zu verschwenden, es konnte also losgehen.

Den Anfang machten, wie gewohnt zwiespältig, Megadeth. Einerseits sind Megadave und seine Jungens an den Instrumenten eine geballte Macht, andererseits macht Daves Gesang auch ziemlich viel wieder zunichte. Es macht einfach keinen Spaß einen Kracher der Marke Symphony of Destruction in eine Menge von zerhackten Vokale serviert zu bekommen, man versteht wirklich nur „uuu….aaaa….oooo wobei die aaa´s wohl zahlenmässig vorne liegen. So gilt immer noch, das Megadeth auf Platte grundsätzlich besser sind. Das er aber auch anders kann bewies Mr. Mustaine bei A Tout le Monde, die er clean sang und so neben der Verständlichkeit auch noch einen Gänsehautschauer erzeugen konnte.

Weiterer Vorschlag den man immer wieder so hörte war, Dave sollte doch bitte alle Texte vom Publikum singen lassen, das wäre für alle lustiger. Tja, hat was für sich der Gedanke. Ganz ungewiß war vor dem Konzert sicher noch, ob Jimmy DeGrasso die Lücke füllen könnte, die Nick Menza hinterließ. Die Antwort lautet ja, auch der der Drumhocker ist noch in guten Händen (oder besser gesagt Backen). Nachdem also Megadeth einen unterm Strich durchschnittlichen Gig ablieferten und mit einem gelungenen Peace sells…but who´s buying? die Bühne verließen, sollte die Band die Bühne entern, auf die man in dieser Besetzung schon immer gewartet hat.

Nachdem eher fragwürdigen Computergraphik-Intro, indem wieder mal alle Schwachpunkte des unsäglichen EdHunter-Spieles präsentiert wurden, brauchte es nur die ersten Klänge von 2 Minutes to Midnight um die Menge in einen kochenden, bangenden Pit zu verwandeln. Wer sich fragte, ob drei Gitarren auf der Bühne nicht zu viel sein würden, wurde in dieser Hinsicht mit einer eindeutigen Antwort beschieden, denn die Maidensche Gitarrenwand klingt nun fetter denn je und bei Stellen, die wirklich keine drei Gitarren vertragen, sieht man halt einen Gitarristen der den Rhythmuspart dahin ausnutzt mit seiner Gitarre Kunststückchen zu machen.

Mich würde es auf keinen Fall wundern, wenn die Tour vorzeitig abgebrochen werden müßte, weil Janick Gers zufällig Bruce Dickinson mit seiner Klampfe beim herumwirbeln erschlagen hat, oder Adrian Smith sich beim herumtanzen den Sechsaiter in den Wanst rammt. Das Gitarrentrio ist eindeutig ein Highlight der Show, ein weiteres ist Zehnkämpfer Bruce Dickinson. Ob beim (unsäglichen) fechten, posen, springen oder einfach zum hundertsten Mal über die Bühne rennen, der Mann ist fit wie ein Joghurt und zeigt es auch. Ich frage mich woher der Kerl noch die Luft zum atmen, geschweige denn zum Singen nimmt. Denn Singen kann er und keiner paßt besser als Bruce zum Sound von Iron Maiden, so daß im nachhinein sogar Songs wie Falling Down ihren Schrecken verlieren.

Die Songauswahl war wahrscheinlich die schwierigste Aufgabe der ganzen Show, denn beim Backkatalog von Iron Maiden ist wohl die größere Frage, welche Songs man NICHT spielt. Ich hätte mir beispielsweise noch The Prisoner gewünscht und dafür den Song The Truth (oder so ähnlich) vom Ed Hunter-Album gestrichen, aber irgendwas ist ja immer… Auf jeden Fall gab´s Kanonenschläge wie Wrathchild, Aces High, Powerslave, Killers, The Evil that Men do, Iron Maiden, Fear of the Dark noch viele mehr, und einen guten Song vom EdHunter-Album namens The Clansman der beweist das auch zur Milleniumswende mit Iron Maiden zu rechnen sein wird, welches sie auch deutlich machten. Denn wie sagte Bruce Dickinson: Some say that Metal is over, that´s bullshit, Metal is the king of the world, kann man es kürzer und besser machen?

Nachdem im Zugabenteil noch Number of the Beast und Rhyme of the Ancient Mariner gezockt wurde, hatten Maiden nach guten zwei Stunden Spielzeit die Zuschauer endgültig bis zur Erschöpfung gespielt und entließen die Metaller mit Run to the Hills in die Nacht.

So bleibt am Ende festzustellen das a.) man die Veranstaltung vielleicht in die Westfahlenhalle hätte verlegen sollen, um der Kartennachfrage Herr zu werden b.) Steve Harris den Trick mit dem Baß ins Publikum zu zielen bei Lemmy geklaut hat c.) Eddie noch genau so trashig wie in den Achtzigern wirkt d.) die Dia-Background-Projektionen nur ganz nett sind e.) Iron Maiden wieder mal geil sind!

Photos hab ich keine gemacht, die sind erst vom Boxi und seinem Bericht zu erwarten 😉

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