DREAM THEATER, OPETH: Arena Berlin 29.09.09

Prog-Götter mit Einschränkungen

Die Progressive Nation 2009-Tour mit den Bands UNEXPECT, BIGELF, OPETH und DREAM THEATER macht Station in Berlin und die Prog Metal-Gemeinde strömt zu Tausenden, um die Arena zu füllen. Nun, nicht ganz so viele werden es sein, was wohl der Tatsache geschuldet sein könnte, dass erstens Dienstag ist und zweitens der Preis für eine Eintrittskarte bei schlappen 50 Euro liegt. Heißt also, die Arena ist höchstens halb voll, als ich gerade noch rechtzeitig zum OPETH-Gig, die Halle betrete. Der vorangegangene Arbeitstag und die zweistündige Anfahrt nach Berlin machten es mir unmöglich, die beiden anderen Bands im Billing anzusehen.

Da man vor der Bühne ein Halbrund aus drei Tribünenblöcken zum Sitzen zusammen geschoben hat, ist es doch recht heimelig und die Fans verlaufen sich so nicht in der großen Halle. Dennoch muss ich vorerst zum Tresen, ein Pils ordern, um mich dann in Richtung rechten Bühnenrand zu begeben.

OPETH beginnen mit dem ruhigen Windowpane und erzeugen bereits im ersten Song ihres Sets eine fast magische Anziehungskraft, was sich in einem gebannt zusehenden Publikum widerspiegelt.

The Lotus Eater ist da freilich von anderem Kaliber und die Schweden geben den OPETH-Anhängern nun die Möglichkeit, die Matten zu drehen, und es kommt einiges an Bewegung in die Zuhörerschaft, Circel Pits sind hier freilich dennoch nicht zu erwarten 😉

 

 

Aber das ist auch nicht das Anliegen der Gäste, hier geht es in erster Linie um das Musikhören und das Gebotene ist allererste Güte, selbst in dann ruhigen Passagen, die manchmal nur von einem Instrument getragen werden, herrscht gespenstische Stille bis zum Ende eines Songs, erst dann gibt es Applaus und wieder die Möglichkeit, den lockeren Sprüchen Åkerfeldt´s zu lauschen, der sich als sehr sympathischer Frontmann mit noch sympathischerer Sprechstimme zeigt.

Die präzise Macht, mit der OPETH ihren Sound zelebrieren, zeigt sich vor allem bei Reverie/Harlequin Forest, bei dessen Stakkato Hackbrett zum Ende des Songs reihenweise Münder offen stehen, ob der schieren Akkuratesse dieser Darbietung, ich bin begeistert. Als die Band mit Hex Omega enden, endet auch ein von Spielfreude getragenes Konzert einer grandiosen Band.

Sicherlich schwer zu toppen, ich machte mir jedoch keine großen Sorgen, dahingehend, ob DREAM THEATER diesen Standard halten werden können, also noch mal ein Bier geholt und sich an den Merchandise Ständen umgeschaut. Leider war nichts für mich dabei, also das Angebotene war durchaus reizvoll, die Preise hingegen wie erwartet exorbitant, für das Shirt galt es 30 Euro, für ein Sweatshirt 50 Euro über Tisch zu schieben …nee…!

Nach einer ziemlich langen Umbaupause war es dann endlich soweit, die Musiker der Prog Metal-Ikone DREAM THEATER betraten die Bühne, vor der es nun deutlich enger geworden ist.

A Nightmare To Remember bildet das Eröffnungsstück, sowohl hier und heute als auch auf dem aktuellen Album der New Yorker. Die abwechslungsreiche 15-minütige Nummer erfordert denn auch erstmal alle Aufmerksamkeit der Enthusiasten, so hat man Zeit, sich zu orientieren und das Bühnenbild ebenso auf sich wirken zu lassen, wie die hammergeile Lichtshow und die vier nagelneuen Mesa Boogie Fullstack Mark V von John Petrucci.

 

John

 

Nach diesem ersten musikalisch-technischen Schmankerl wummert das ebenso neue A Rite Of Passage gegen die Gehörgänge, nach anfänglicher innerer Euphorie machen sich bei mir erste Bedenken breit, was ich da eigentlich für eine Band sehe. James LaBrie ist nur (und ich meine wirklich nur) zum Singen auf der Bühne zu sehen, macht – wenn überhaupt – sehr spartanisch Ansagen und versprüht auch sonst kaum Ehrgeiz. Man hat den Eindruck, der Sänger fühlt sich unter diesen Spitzenmusikern und teils langen instrumentalen Passagen fehl am Platze. So habe ich LaBrie absolut nicht in Erinnerung, auch wenn mein letztes DREAM THEATER-Konzert schon ein paar Jahre zurück liegt. Nach dieser, meiner Feststellung schaue ich mir die anderen Mucker auch etwas genauer an und komme zum Schluss, hier stimmt etwas nicht. Vielleicht ist man ausgebrannt, schlecht gelaunt ob der nicht vollen Halle, war das Essen schlecht oder gab es Krach, ich habe keine Ahnung. Fakt ist aber, dass DREAM THEATER an diesem Abend einfach nicht wie eine Band rüberkommen. Jeder zieht seinen – ohne Zweifel technisch hoch professionellen – Part durch, mehr aber auch nicht, kaum bis gar keine Kommunikation untereinander, auch die Interaktion mit den Fans wirkt auf mich aufgesetzt und universell. Leider.

 

Dream

 

So spielen sich die Prog Götter recht teilnahmslos durch eine Setlist, die viel zu oft ruhig und balladesk daherkommt, ich vermisse einfach ein paar Kracher und damit meine ich jetzt nicht unbedingt Pull Me Unter. Daraus wird aber nichts, die Anwesenden, welche um mich herum auch nicht gerade dem typischen langlodigen, bärtigen Prog Freak entsprechen, stört all dies nicht und Männlein wie Weiblein trällern zu allem Übel auch noch hinter mir die schnulzigen Gesangspassagen mit, die mich sonst bei DREAM THEATER nie gestört haben, was für ein Jammer. Lichtblicke bleiben, rein musikalisch, unter anderem Erotomania, wenngleich hingegen das Keyboard-Solo meinen Ansprüchen an diese Band nicht gereicht wird, und der Hut von Jordan Rudess war einfach nur lächerlich.

Ich hoffe und glaube nicht, DREAM THEATER in solcher Verfassung noch einmal zu sehen, dazu sind sie einfach ZU GUT! An diesem Abend allerdings müssen sie sich OPETH klar geschlagen geben.

Setlist OPETH

  • Windowpane

  • The Lotus Eater

  • Reverie/Harlequin Forest

  • Hessian Peel

  • Deliverance

  • Hex Omega

Setlist DREAM THEATER

  • A Nightmare To Remember

  • A Rite Of Passage

  • Hollow Years (Extended Instrumental)

  • Keyboard Solo

  • Erotomania

  • Voices

  • In The Name Of God

     

  • The Count Of Tuscany

     

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