DE/VISION, GREENHAUS und SUPERIKONE: Bielefeld, Triebwerk – 21.09.2004

Pünktlich zum Herbstanfang bewiesen DE/VISION in Bielefeld erneut, dass sie weiterhin in der Lage sind aus ihren synthetischen Musiksträngen mehr als die Konkurrenz rauszuholen.

Was für ein Tag. Vormittags duster, verregnet und windig, ab Mittag dann wechselnd blauer und grauer Himmel mit auf- und abziehenden Wölkchen und dazwischen ne Sturmbrise mit vereinzelten Hagelkörnchen. Wer konnte oder musste blieb zuhause, allen anderen wurde spätestens in der Uni, auf der Arbeit oder sonst wo bewusst, dass der allseits beliebte Bielefelder Herbst sich auf seine bevorzugte Art und Weise ankündigte. Pünktlich zur Dämmerung machte man sich dann auf, um im Bielefelder Triebwerk seinen ganz persönlichen Herbstanfang zu feiern.

SUPERIKONE

Angekündigt war der Einlass für 20 Uhr und ein Beginn war für 21 Uhr angesetzt. Da heutzutage nichts mehr sicher ist und man noch weniger etwas geschenkt bekommt, waren die meisten bereits früher vor Ort. Und das war auch gut so, denn bereits um 20:30 Uhr eröffnete das im Vorfeld gar nicht groß angekündigte Kölner Ein-Mann-Projekt SUPERIKONE plus Keyboarder den Abend. Geboten wurde eine nette und überzeugende Show aus Electro-Pop und Darkwave Stücken, wobei SUPERIKONE sich vor allen Dingen wegen den deutschen Texten von der großen Masse abheben. Das Bielefelder Publikum, von je her etwas zurückhaltend, gab brav Applaus nach jedem Song und nach kürzester Zeit konnte man bereits eine gewisse Begeisterung für die Band ausmachen, zurückzuführen auf den leicht erfrischenden und tanzbaren Sound bei Songs wie Wenn du tanzt. Zu Stücken wie Ganz still, zu dem es bereits ein Video-Clip gibt, konnte dann wieder entspannter gelauscht werden. Nach 30 Minuten mit Songs, die mal lustige, mal nachdenkliche Zeilen aufwiesen, folgte der Abschied, wobei die vorangegangene Show zu keiner Zeit langweilig wirkte, da sowohl Frontmann Malte als auch sein Keyboarder, so weit es ihm möglich war, sich mit gutem Stageacting präsentierten.

GREENHAUS

Ruck-Zuck wurde die Bühne für den diesjährigen permanenten Tour-Support hergerichtet. Und 10 Minuten später betraten die zwei Frauen und drei Männer von GREENHAUS (und nicht GREENHOUSE) aus England bereits die Bühne. Mit einem fast schon Chill-Out mäßigen Sound während der ersten Stücke wurde das Publikum auf den gut 40minütigen Auftritt eingestimmt. Auch im weiteren Verlauf war alles sehr relaxt, bedacht und passte eigentlich gar nicht so richtig ins Vorprogramm von DE/VISION. Man wünschte sich regelrecht auf einem bequemen Sofa mit geschlossenen Augen chillen zu können, um die Musik aufzunehmen. Hin und wieder kamen tanzbare und impulsive Synthiepop-Stellen zum Vorschein, welche sehr dezent eingesetzt wurden und bei denen schon mal mehr die Sängerin ins Blickfeld rückte, welche sich des Öfteren leicht orientalischen Tänzen hingab. Das Gesamtbild der Band erschien leicht disharmonisch. Die Sängerin als Frontfrau wirkte mit ihrer sehr weichlichen Stimme während der Ansagen etwas schüchtern, und die restlichen Bandmitglieder waren permanent so in ihre Instrumente vertieft, dass in den kurzen Pausen nur vereinzelt sichtbare Freude über das sehr gute und laute Feedback aus dem Publikum aufkam. Im Großen und Ganzen aber ein erfolgreicher Abend für die Band, denn am Merchandise-Stand wechselten zahlreiche GREENHAUS-CDs den Besitzer und mussten im weiteren Verlauf des Abends noch vielen Autogrammen standhalten.

DE/VISION

Als Thomas und Steffen von DE/VISION mit zusätzlichem Gitarristen und einem Schlagzeuger nach einem etwas längerem Intro auf die Bühne kamen, war keine große Stimmung im Publikum zu registrieren. Man konnte also meinen, dass sich die Allgemeinheit erst mal ankucken bzw. auch anhören wollte, wie DE/VISION ihre aktuelle Veröffentlichung 6 Feet Underground live umsetzen würden. Gekleidet mit bandeigenen Logo-Shirts und zusätzlichen Logo-Schweißbändern starteten die Wahl-Berliner ihr Set mit dem neuen Song Take me to Heaven sehr routiniert. Nach diesem war für Steffen bereits die Zeit für die ersten kräftigen Schlücke aus der Weinflache gekommen, Thomas vergnügte sich hingegen nur mit einen Schwung Becks Flaschen, die auf seinem Keyboard immer mehr wurden. Während des gut 100minütigen Sets kamen alte Klassiker der nun schon 16jährigen Bandgeschichte wie Try to Forget beim Publikum immer noch besser an als neue Stücke wie I´m Not Enough oder dem Titelsong 6 Feet Underground, wobei letzterer live noch ruhiger wirkte als auf dem Album. Ein Höhepunkt war erneut das ältere Your Hands on my Skin, vom dem Steffen nach eigenen Aussagen den Text nur halb kennt, das dann im Folgenden mit hochgestreckten und klatschenden Händen beiderseitig abgefeiert wurde. Da 6 Feet Underground von den Kritikern und vielen Fans längst als gesunde Mischung aus Void und Monosex hochgelobt wurde, wunderte man sich warum die zwei Zusatzmann des Öfteren bei neueren Songs im Einsatz waren, da das Album doch ein sehr elektronisches geworden ist und man weniger Aufwand als gezeigter erwartet hatte. Positiv steht dem gegenüber, dass DE/VISION erneut durchaus auf der Bühne in der Lage sind, aus ihren synthetischen Musiksträngen mehr als die Konkurrenz rauszuholen. Abschließend sei zu erwähnen, dass es schon erstaunte, warum das Triebwerk bereits nach 60 Minuten erheblich leerer und dadurch unter anderem ein netter Abschluss mit Strange Affection verpasst wurde.

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