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THE SECRET und TOMBS am 27. Juli 2011 im Sunny Red, München

Zwei hervorragende Bands, die trotz dem dünnen Sound München ein wenig erzittern lassen.

Ich bin ja niemand, der eine spektakuläre Megatour erwartet, keiner der auf Events wie Big Four abfährt, niemand, der sich von Riesenspektakeln anlocken lässt. Aber ich möchte, dass Vor- und Hauptband zusammenpassen, dass dennoch Abwechslung geboten ist, und dass sie sich qualitativ in nichts nachstehen. Und genau so ein Abend ist heute. Mit der angeschwärzten Hardcore- und Crustcore-Band THE SECRET aus Trieste, die mit Solve Et Coagula letztes Jahr ein unglaublich brachiales, pechschwarzes und bitteres Album abgelieferte, und den New Yorkern TOMBS, die jüngst mit Path Of Totality zum zweiten Mal zuschlugen, haben sich zwei Tourpartner auf Augenhöhe gefunden, die sich schön ergänzen. Gute Voraussetzungen also für einen intensiven, kurzweiligen Konzertabend.

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Eine berauschende Show mit einer Menge schneller Songs: TOMBS

Und vor allem für einen Konzertabend ohne jegliche Ausfälle. Es bleibt bei zwei Bands, überraschende, spontan auftauchende Local Supports gibt es nicht, um halb zehn treten Mike Hill und seine Band vor die Menge, denn eine Bühne gibt es seit kurzem im Sunny Red nicht mehr. Auch baut sich dadurch keine Barriere zwischen der Band und dem Publikum auf, dieser Auftritt auf Augenhöhe wird dadurch intensiver, bedrückender, roher, echter, als in einem großen Saal. Das Material wirkt wie das schwarze, böse Herz eines Tyrannen mit einer traurigen Seite. TOMBS beschränken sich ausschließlich auf Stücke von Path Of Totality, geben in vierzig Minuten eine Menge der neuen Songs zum Besten, die live hervorragend wirken. Beginnend mit Black Hole Of Summer, über das Titelstück, Bloodletters, To Cross The Land, Vermillion und Cold Dark Eyes gibt es eher die brutalen, schnellen Songs zu hören, die jedoch auch live eine Menge an Dynamik parat haben. Und glücklicherweise spielen TOMBS auch Black Heaven, welches das einzige eher wavige Stück an diesem Abend bleibt, das dadurch umso besonderer und schöner wirkt. Langweilig wird das Set auch trotz der eher zurückhaltenden Liveperformance nicht – die Musiker um Mike Hill üben sich nicht gerade in übermäßiger Bewegung, um das Publikum in einen kleinen Rausch zu bringen, reicht es allerdings locker. Schade, dass die restlichen Songs von Path Of Totality und nicht auch der ein oder andere Hit von Winter Hours seinen Weg in das Liveset der Band findt, wir würden gerne noch mehr hören. Auch trotz dem, typisch für das Sunny Red, eher schlechtem Livesound, der vor allem bei THE SECRET zu einem echten Wermutstropfen wird.

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 Derber Auftritt: Marco Coslovic von THE SECRET

THE SECRET schaben jedoch unbeeindruckt davon den Rest vom Boden, der von den Zuschauern nach der starken Performance von TOMBS noch übrig ist. Und sie spucken auch noch ordentlich drauf. Auch THE SECRET spielen ausschließlich neues Material, es gibt sogar das ganze Album Solve Et Coagula, das nur in leicht veränderter Reihenfolge dargeboten wird. Das bedeutet etwas mehr als eine halbe Stunde purer Negativität, die den gut fünfzig Besuchern entgegen gedonnert wird. Gleich zu Beginn stellen wir allerdings erneut fest, dass eine Produktion von Kurt Ballou Segen und Fluch zugleich ist. Wenn ein Album wie Solve Et Coagula zu Hause alles vernichtet, kann es schon sein, dass dieses Gebräu in einem schwach ausgestattetem Kellerclub wie dem Sunny Red reichlich dünn klingt. An der Band liegt das jedoch nicht, denn Marco Coslovich und seine Band geben Vollgas. Richtig aus sich heraus geht zwar nur der Sänger mit seiner manischen Performance, aber die restlichen Musiker sorgen für ein ordentliches Fundament, so dass es instrumental nichts zu bemängeln gibt, und gerade Michael Bertoldini mit seinen brutalen Riffs überzeugt live tadellos. Mit dem finsteren, schweren Intro Cross Builder und dem folgenden Death Alive gibt es ein furioses Doppel zum Beginn, danach folgen alle anderen Stücke des hervorragenden Albums Solve Et Coagula, von denen live gerade Where It Ends, Antitalian, War Desire, Eve Of The Last Day, Double Slaughter und 1968 die Highlights sind. Das Set ist kurz, kompakt und radikal, wie schon bei ihren Tourpartnern TOMBS wollen aber die Münchner nicht so richtig aus sich heraus gehen. Ihre Zuneigung zu den Bands beweist das Publikum schließlich durch einen außerordentlichen Stau an dem Merchandise-Stand.

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Derbe Riffs: Michael Bertoldini

Was bleibt ist ein gelungener Konzertabend, keiner, der wirklich die Seele von innen heraus gereinigt und uns verstört und entsetzt hat, aber einer, der zwei motivierte und spielfreudige Bands beherbergt, die ein steinhartes, sehr gutes Set spielten. Wahrscheinlich hätten THE SECRET und TOMBS in einem anderen Club doch ein wenig besser gewirkt, allein schon wegen dem Sound. Vielleicht lässt sich das Feierwerk-Team doch mal wieder dazu erweichen, das Orangehouse aufzumachen, denn dort stimmen Optik, Sound und Größe. Alles in allem ein schöner, kurzweiliger Abend, der THE SECRET und TOMBS in glänzender Verfassung präsentiert, so dass München dann doch ein wenig erzittert.


Bilder: Tourplakat (c) Avocado Booking / Live-Fotos: (c) Christoph Ziegltrum

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