THE SECRET: Agnus Dei

Si vis pacem, para bellum – THE SECRET liefern zwischen Black Metal, Hardcore, Crust und Sludge das vielleicht bitterste Album des Jahres.

Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt, erbarme dich unser.
Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt, gib uns deinen Frieden.

Falsch gedacht. Es wird keinen Frieden geben, denn wer von seinem Vater für Abschaum, der hurt, säuft und mordet geopfert wird, der wird selbst keinen Frieden finden. Der wird kein Erbarmen kennen. Mensch bist du, Mensch bleibst du, Gewalt spürst du, zur Gewalt wirst du. Das Opferlamm, eine schiere Perversion. Die Unschuld für denjenigen hinzugeben, der selbst am weitesten davon entfernt ist. Und du denkst, der Teufel ist böse? Du kennst Gott wohl noch nicht. Er würde sich deiner nicht erbarmen, er würde sich meiner nicht erbarmen, wenn es ihn gäbe. Das Gute ist immer nur aus einem Blickwinkel gut, genauso wie das Böse nur aus einem Blickwinkel böse ist.

So kommt es, dass sich alles verkehrt, aus dem Opferlamm wird eine reißende Bestie, der Wolf im berühmten Lammfell. THE SECRETs Rückkehr nach dem vor zwei Jahren erschienenen Solve Et Coagula könnte brutaler, boshafter, schwärzer, gnadenloser nicht sein. Agnus Dei, ist die logische Fortführung des letzten Albums, eine Steigerung in allen Ebenen. Die Pornografie der Gewalt, es zwingt dich hinzuhören, diese Unaussprechlichkeit mitzuerleben. Eine Verrohung? Sofern du noch nicht verroht bist, das ist die Gelegenheit dazu. THE SECRET perfektionieren die Mischung aus Hardcore, Grindcore, Black Metal, Sludge und Crust, klingen wie ein mit Blut, Scheiße und Sperma besudelter Dämon, der aus der Hölle durch die Erdkruste bricht, um endlich Rache am Klerus und dem Adel zu nehmen, für Jahrhunderte voller Sklaverei und geistiger Manipulation.

Agnus Dei gräbt sich unter die Haut, mit jedem Hören ein wenig mehr. Der gnadenlose Titelsong mit seinen Blast Beats und Black Metal-Riffs gibt die Richtung vor, das klingt authentischer als die Black Metal-Elite, das ist wilder und ungezügelter als alle anderen der neuen Crust-Welle. Obwohl THE SECRET dieses irre Intensitätslevel nicht durchgehend halten können, mit May God Damn All Of Us, Geometric Power, Love Your Enemy, Darkness I Became, The Bottomless Pit und Seven Billion Graves bleibt die Raserei bestehen. Die ultranihilistischen Sludge-Momente des letzten Albums halten auch in Agnus Dei Einzug, Vermin Of Dust, Heretic Temple und der Hidden Track kriechen mit einer Boshaftigkeit und Bitterkeit dahin, die ihresgleichen sucht. Neues liefern die vier Musiker aus Trieste dabei nicht, durch die neue Rhythmussektion und eine erhöhte Konsequenz gibt es stattdessen eine noch intensivere Darbietung als zu Solve Et Coagula.

THE SECRET halten mit diesen dreizehn Stücken der abscheulichen Welt einen Spiegel vor und werden dabei selbst zu Monstren, lassen sich in eine Spirale aus Gewalt und Hass mitreißen. Und ebenso ergeht es dem Hörer. Agnus Dei beweist, dass THE SECRET mehr als nur eine Eintagsfliege sind. Eine Plage, eine Pest, nur schwer auszurotten. Es wirkt, als hätten sich THE SECRET nun so richtig warm gelaufen: Das Songwriting ist kompakt, hat keine überflüssige Stelle parat, die Riffs von Michael Bertoldini sind pechschwarz und gehen schnell ins Ohr, das Drumming ist pfeilschnell und impulsiv, das Geschrei von Marco Coslovich klingt, als würde er mit jeder Silbe Blut geifern. Um das Erlebnis perfekt zu machen, presst Kurt Ballous wahnsinnig raue und aggressive Produktion den Hörer zu Boden.

So sehr am Anschlag wie Agnus Dei ist, so unsicher ist, ob das Album eine entsprechende Langzeitwirkung hat. Wo wir wieder bei der Verrohung wären. Was soll danach eigentlich noch kommen, um uns zu schockieren, zu reinigen, zu zermürben. Sicher ist, erstmal spielt das keine Rolle, THE SECRET schaffen es auch nach dem zehnten Hören mühelos, den Hörer in ihre pechschwarze Welt der Raserei mit zu nehmen. THE SECRET liefern das vielleicht bitterste Album des Jahres – wer Solve Et Coagula inspirierend fand, wird nach dem Hören von Agnus Dei einen Kreuzzug gegen alles Schlechte der Welt starten wollen. Si vis pacem, para bellum.

Veröffentlichungstermin: 5. November 2012

Spielzeit: 43:30 Min.

Line-Up:
Marco Coslovich – Vocals
Michael Bertoldini – Guitar
Lorenzo Gulminelli – Bass Guitar
Tommaso Corte – Drums

Produziert von Kurt Ballou und THE SECRET
Label: Southern Lord Recordings
Mehr im Netz: http://www.facebook.com/pages/The-Secret/95794903277

Tracklist:
1. Agnus Dei
2. May God Damn Us All
3. Violent Infection
4. Geometric Power
5. Post Mortem Nihilist Est
6. Daily Lies
7. Love Your Enemy
8. Vermin Of Dust
9. Darkness I Become
10. Heretic Temple
11. The Bottomless Pit
12. Obscure Dogma
13. Seven Billion Graves

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