THE BLACK LEAGUE: Der einsamste Monolith dieser Welt

Sänger und Songschreiber Taneli Jarva lässt einen Blick in die Idee hinter der Band THE BLACK LEAGUE und ihren Songs zu.

Lange mussten wir auf ein neues Album von THE BLACK LEAGUE warten. Doch jetzt ist Man´s Ruin Revisited endlich da. Rockiger, dreckiger und direkter denn je – und dennoch mit den typischen THE BLACK LEAGUE Trademarks. Taneli Jarva, Sänger und Textschreiber der Band fand zwar eine eigenwillige Erklärung für den Erfolg von Man´s Ruin Revisited in Finnland, zeigte sich ansonsten aber recht gesprächig und lässt hier und da einen Blick in die Idee hinter der Band und ihren Songs zu.

Als ich das Album zum ersten Mal gehört habe, war ich schon ein bisschen enttäuscht – Man´s Ruin Revisited klang im ersten Moment nach guter, solider Rockmusik. Eigentlich hatte ich erwartet, dass ihr den Stil der vorherigen Alben fortführt und musste mich deshalb erst an den neuen, rockigeren Sound gewöhnen.

(lacht) Nun, das war die Idee hinter dem Album: Rockmusik! Das Album ist aber 100% THE BLACK LEAGUE. Wir haben uns jetzt auf eine Richtung geeinigt. Die Alben, die wir bislang veröffentlicht haben, hatten verschiedene Ansätze. Sie gingen vielleicht in zu viele verschiedene Richtungen. Man´s Ruin Revisited ist geradeheraus, zielgerichtet. Auf dem Album findest du das, was uns bewegt.

Man´s Ruin Revisited ist geradliniger, rockiger und dreckiger als alles, was man bislang von euch gehört hat.

Genau – so einfach ist es. Die Songs sind für die Bühne geschrieben, es sind Livesongs.

Überraschend ist auch das Coverartwork, das sich sehr von den bisherigen unterscheidet

Ja, ein Cover muss zur Musik passen – und der griechische Helm, den wir bislang verwendet hatten, passt ganz bestimmt nicht zu Man´s Ruin Revisited.

Naja, man hat halt immer Vorstellungen, wie das neue Album einer Band, die man gerne mag, zu klingen hat und wie das Cover auszusehen hat. Und je mehr man die Band mag, umso größer sind einerseits die Erwartungen – andererseits hat man auch sehr klare Vorstellungen. Und wenn die nicht erfüllt werden, muss man erstmal schlucken.

Das heißt, du vermisst die Tiefe an Man´s Ruin Revisited?

Nein, überhaupt nicht. Es geht noch immer um dieselben Themen und auch die Musik hat viel von dem, was ich erwartet habe. Heimatlosigkeit und das Gefühl der Verlorenheit in einer modernen Welt ist in meiner Interpretation ein zentrales Thema. Allerdings wird dieses „Konzept“ musikalisch auf Man´s Ruin Revisited anders umgesetzt.

Diese Themen werden sich wohl auch immer durch unsere Musik ziehen. Das Gefühl, ein Außenseiter zu sein, bestimmt unsere Musik. Es ist einfach die Position, aus der heraus wir unsere Songs schreiben. Das Album hat diese Haltung erfordert, aber die Musik hat sich gewandelt. Ich kann nicht zweimal dasselbe machen – Utopia A.D.war in konzeptueller Hinsicht sehr nahe an unserem Debüt Ichor. Beide Alben sind ungefähr eine Stunde lang, bestehen aus dreizehn Songs und haben diese kleinen Intros, diese Appetithäppchen zwischen den richtigen Songs. Auch thematisch sind sich die beiden Alben sehr ähnlich. Es war jetzt einfach an der Zeit, sich weiterzubewegen und etwas Neues zu machen. Ich hätte den griechischen Helm sehr gerne wieder auf dem Album untergebracht, aber ich habe den Coverzeichner absolute Freiheit gegeben, ein Cover zu entwerfen, das die Idee hinter dem Album widerspiegelt.

Aber so wahnsinnig weit weg von dem, was ihr in der Vergangenheit gemacht habt, ist das Cover von Man´s Ruin Revisited auch nicht. Den Schädel in der linken Ecke kennt man schon von der Doomsday Sun EP

THEJa, in gewisser Weise ist das Cover, beziehungsweise der Schädel eine Art Alternative oder vielleicht besser gesagt, ein Kompromiss. Man´s Ruin Revisited ist viel enger mit Doomsday Sun verbunden als mit den anderen Alben, das trifft auch für das Artwork zu.

Auch musikalisch orientiert sich Man´s Ruin Revisited am ehesten an Doomsday Sun.

Ja, auf jeden Fall. Ziemlich viel sagend ist in diesem Zusammenhang übrigens, dass Doomsday Sun stärker in Richtung „Rock“ orientiert war als die beiden anderen Alben. Die Songs für Doomsday Sun, oder besser gesagt große Teile der Songs, wurden in derselben Session wie Ichor aufgenommen. Wir sind nebenbei eigentlich auch immer auf der rockigen Schiene gefahren – auch als wir die anderen Alben veröffentlicht haben, die eher episch oder progressiv oder was auch immer waren.

Ich sage ja auch nicht, dass Man´s Ruin Revisited ein kompletter Stilbruch ist – im Gegenteil. Man kann noch immer Bands ausmachen, die THE BLACK LEAGUE inspiriert haben. „Lost in the Shadows, I walk alone“ erinnert ein wenig an alte DANZIG.

Unser Schlagzeuger ist großer DANZIG Fan, er hat das Hauptriff des Song geschrieben. Er ist der DANZIG-Mann bei uns.

Nun, DANZIG ist ein großartige Band.

Naja, DANZIG war mal eine großartige Band – er sollte vielleicht wieder mit Rick Rubin arbeiten. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. (lacht) Aber ich war wirklich geschockt, als er nach ein paar fantastischen Alben damals plötzlich in eine ganz andere Richtung driftete. Aber man kann es halt nicht allen recht machen.

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MOTÖRHEAD sind auch ein heißer Kandidat. Besonders „Better Angels (Of Our Nature)“ ist für mich eine der schönsten MOTÖRHEAD-Balladen, die MOTÖRHEAD nicht selbst geschrieben haben.

Echt? Ich mag die neuen Sachen von MOTÖRHEAD nicht so gerne und bin deshalb jetzt ein bisschen überrascht. Meiner Meinung nach ist zum Beispiel der Song „Ain`t No Friend O´ Mine“ durch und durch MOTÖRHEAD – die Bassdrum, der Gitarrensound. Ich habe sogar den Gesang ähnlich wie Lemmy arrangiert, das ist meine Art, den frühen MOTÖRHEAD Tribut zu zollen. „Better Angels“ ist für mich viel näher an LED ZEPPELIN oder BLACK SABBATH . Aber das Interessante an Musik ist, dass jeder etwas anderes hört. Spannend…

Ich würde auch sagen, dass mich das Ende des Songs eher an THE BLACK LEAGUE Stücke wie „Voice Of God“ oder „Harbour Of Hatred“ erinnert, diese Jam-Session-Atmosphäre der Songs ist für mich sehr ähnlich.

Ja, da ist was dran. Außerdem wollten wir diese Idee weiterführen, dass der letzte Song ein besonderes Stück ist. Dieser Song ist tiefgehender, er hat vielleicht etwas mehr oder eine andere Bedeutung. Das letzte Gitarrensolo von „Better Angels ist übrigens von Antti Litmanen (BABYLON WHORES) ich hatte Guestvocals auf Death Of The West, dem letzten Studio-Album von BABYLON WHORES, beigesteuert und so konnte ich ihn ebenfalls um einen Gefallen bitten. Ich mag seine Art Gitarre zu spielen sehr, sehr gerne. Es klingt immer ein bisschen wie eine Violine, wie er spielt. Unser Drummer wollte den Song übrigens überhaupt nicht auf dem Album haben.

Da bin ich aber froh, dass er sich nicht durchsetzten konnte.

Nun, das ist Demokratie. Ich denke schon, dass dieser Song dem Album noch mal etwas Besonderes gibt.

Der Song unterscheidet sich schon etwas vom Rest des Albums. Interessant finde ich auch, dass das Album in Reviews ganz unterschiedlich bewertet wird – die Einschätzungen reichen von Partymusik bis Depri-Rock. Erstaunlich…

Nun, vielleicht hört man, dass wir eine verdammt gute Zeit hatten, als wir das Album aufgenommen haben. Wir haben im Sea Wolf Studio in Soumenlinna, einer Festung vor Helsinki, gearbeitet. Der Sommer war wunderschön in diesem Jahr, und wir haben die Zeit dort wirklich genossen.

Ich habe noch eine Band, die wohl einen kleinen Einfluss auf TBL hat: MONSTER MAGNET. Der Song „The Healer“ erinnert entfernt an ihre Frühwerke.

OK, ich nehme auch das als Kompliment – allerdings werde ich mit ihrem neuen Album Monolithic Baby nicht so recht warm. Aber wie gesagt, man kann es nicht allen recht machen. Aber genau deshalb kann ich auch verstehen, wenn Leute mit unserem neuen Album nicht zurechtkommen.

Und die letzte Band: LYNARD SKYNARD, der entsprechende THE BLACK LEAGUE Song: Mad Ol´ Country

Ja, dieser Einfluss ist schon immer zu hören. Schuld daran ist Maike Valanne, unser Gitarrist. Er ist seit den Siebzigern ein großer Fan der Band – er ist mittlerweile auch schon fast vierzig, er kennt sie von klein auf. Auch was den Gesang angeht, sind sie wichtig für uns. Jetzt, wo wir eher die Rock- oder Blues-Orientierung haben – verglichen mit dem früheren Sachen – habe ich da mehr Möglichkeiten. Auch Jim Morrison ist ein Musiker, der mich inspiriert hat.

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Bislang hast du immer eher Geschichten erzählt und deine Stimme nicht nur zum Singen im herkömmlichen Sinne verwendet. Da war auch Flüstern, Sprechen zu hören…

Ja, das kommt von den Songs – die brauchen einfach Gesang und nicht nur Flüstern oder andere komische Sachen. Hannu Leiden, der das Album produziert hat, war selbst Sänger bei HAVANNA BLACK. Er hat mich wirklich gequält, es war eine harte Zeit. Er hat mich dazu gebracht, mehr zu singen – und jetzt im Endeffekt bin ich auch sehr zufrieden damit.

Ich finde es einfach faszinierend, dass ihr – wo wir gerade bei LYNARD SKYNARD sind – eine Art „nordischen Southern Rock“ spielt. Nicht nur musikalisch auch textlich passt der Song „Mad Ol´ Country“ in diese Schublade

Ich verrat dir was: eigentlich sollte das Album „The North Will Rise Again“ heißen, das ist eine Zeile aus dem Text von „Mad Ol´ Country“. Wir haben uns dann aber für „Man´s Ruin Revisited“ entschieden, denn mit einem Albumtitel wie „The North Will Rise Again“ hätten wir vielleicht Leute auf komische Ideen gebracht. Aber ich wollte eigentlich was ganz anderes sagen: Es ist eine Tatsache, dass der Norden Finnlands in mancher Beziehung dem Süden der USA recht ähnlich ist. Im Süden haben die Leute eher eine „Stiff Upper Lip“-Mentalität, sie lassen sich durch nichts aus der Ruhe bringen und durch nichts beeindrucken. Im Norden sind die Leute eher bodenständig. Das ist jetzt aber eine ganz grobe Verallgemeinerung.

Aha – das kann ich jetzt nicht beurteilen, interessant ist es aber alle mal.

Ja, es ist ein komischer Gedanke, vielleicht auch ein bisschen romantisch verklärt, aber ich glaube, dass was dran ist. Auch wenn es eine fast schon unzulässige Generalisierung ist. Heutzutage hört in Finnland auch fast jeder HipHop, vielleicht hat diese Idee auch gar keinen Bestand mehr. Wir sind wohl die letzten unserer Art, wir sind hoffnungslos altmodisch.

Diese „Gegenwartskritik“ war immer Teil von THE BLACK LEAGUE. Bei Utopia A.D. gab es den Slogan „Crusade Against A Plastic World“, der eigentlich mehr denn je auf das neue Album zutrifft.

Nun, diese Haltung wird für mich auch nicht sterben, ich werde mich nicht anpassen. Es ist ein bisschen rebellisch für eine Metalband, diesen Weg zu gehen. Aber wir haben nichts zu verlieren. Auch wenn es um die Texte geht, gehe ich keine Kompromisse ein und bleiben meinem Thema treu. Der Songtitel „Ol´ World Monkey“ sagt ja schon alles. Ich habe die Texte für das Booklet auf einer alten Schreibmaschine geschrieben, einem alten Ding, das nicht mehr benutzt wird, um das richtige Vintage-Feeling zu bekommen. (lacht)

Für mich machen die Texte fast 50% eurer Musik aus. Es lohnt sich, sie zu lesen..

Ja, das mit den 50 % haut hin – obwohl sie bei Man´s Ruin Revisited nicht mehr ganz so wichtig sind. Ich muss zugeben, es gibt ein paar Songs, die nicht ganz so ausgearbeitet sind. „Cold Woman, Warm Beer“ zum Beispiel ist im Studio entstanden. Das heißt aber nicht, dass der Song und der Text gar keinen Sinn haben. Ich kann nichts schreiben, das nicht irgendwo eine Bedeutung für mich hat.

“Alive & Dead“ hat die Textzeile “You Thought me dead, boy! Well I´ m alive”. Im Song “One Colour: Black” vom Ichor-Album steht das Mark Twain Zitat: „The Rumors of my Death are greatly exaggerated”. Da ist durchaus eine Parallele erkennbar.

Ja, ich wiederhole mich…

Würde ich nicht sagen, denn die beiden Texte haben unterschiedliche Aussagen. Aber sie benutzen ein gemeinsames Bild.

Ich mag Texte oder auch Filme, die Referenzen aufbauen, die sich auf etwas beziehen das schon da war. Ich habe immer viele Zitate eingebaut – und wenn jemand solche Anspielungen in meinen Texten findet, ist das schön. Aber man sollte das auch nicht überbewerten.

In der Vergangenheit konnte man in deinen Texten Shakespeare-Zitate, Wortspiele, Filmzitate und sogar komplette Gedichte entdecken. Auf Man´s Ruin Revisited habe ich allerdings nicht sehr viele dieser Referenzen gefunden… vielleicht habe ich nicht genug gelesen

Och, vielleicht war ich auch in beiden letzten Jahren zu faul und habe selbst nicht genug gelesen. Ich bin mir auf Man´s Ruin Revisited nicht vieler Anspielungen bewusst, keine Ahnung ob da überhaupt welche sind.

Die Texte von Man´s Ruin Revisited wirken auf mich viel offener. In diesem Punkt passt das Cover sehr gut zur Idee, die hinter dem neuen Album stecken könnte: Der Helm ist nicht mehr da, die Texte sind direkter und verstecken ihre Aussage nicht mehr hinter einer Maske. Der Begriff „unmaskiert“ fasst das Album ganz gut zusammen, oder?

Unmaskiert ist nicht schlecht. Es war meine Absicht, direktere Texte zu schreiben, die Songs haben es erfordert. Ich will niemanden etwas ins Gesicht schreien, aber die Songs verlangten nach einer direkteren Ansprache. Das trifft aber nicht für alle Stücke zu. Nimm einen Song wie „Crooked Mile“ – worum geht es da? Ich kann nur versuchen, zu rekonstruieren, was ich mir vor zwei Jahren gedacht habe, als ich den Song geschrieben habe.

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Ich habe auch in dem Song etwas gefunden, was für mich zu THE BLACK LEAGUE passt. Die Zeilen „And I Walked My Crooked Mile / Cross The Tiber and Cross The Nile /I see Centuries Rush By /As I Walked My Crooked Mile”. Tiber und Nil sind zwei Flüsse, die ich mit mittlerweile untergegangenen Hochkulturen verbinde. Womit wir wieder beim Thema wären: Zerfall und Heimatlosigkeit.

Ja, das ist es wieder: das Gefühl, ein Außenseiter zu sein. Ich kann mich nicht an die Regeln der modernen Gesellschaft gewöhnen – um ehrlich zu sein, ich verachte sie. Aber was will man machen. Ich war vor einiger Zeit in einer Bar in Helsinki, dort waren alle Menschen so glänzend, so glücklich, wahrscheinlich waren sie auch auf Drogen. Ich fühlte mich vollkommen fehl am Platz. Ich wünschte mir, ich könne dazugehören, aber ich stand da wie ein Fels in der Brandung. Und in diesem Moment kam mir die Idee zu „Ol´ World Monkey“. Es fiel mir wie Schuppen von den Augen: Ich werde nie dazugehören. Ich wusste schon immer, dass ich nie viel mit dem „modern way of life“ zu tun haben werde, aber in diesem Moment wurde mir klar, was diese Erkenntnis bedeutet.

”Mad Ol´ Country“ heißt es “Just A Song for This mad Ol´ Town”, in “Night on Earth”, einem Song vom Ichor Album, geht es um die „White Town Of The North“ – in beiden Fällen ist deine Heimatstadt Oulu im Norden Finnlands gemeint, oder?

Ja, es geht um meine Heimat. Der Song ist eine Hymne und ich freue mich wirklich darauf, ihn in Oulu zu spielen.

Ich würde mich freuen, wenn ihr endlich mal in Deutschland live spielen würdet

Ich mich auch. Aber ich denke, dass die meisten Leute eher FINNTROLL oder NIGHTWISH sehen wollen und sich weniger für THE BLACK LEAGUE interessieren. Aber wer weiß, vielleicht gibt es ja eines Tages doch die Möglichkeit einer kleinen Tour.

Zurück zu den Anspielungen in deinen Texten. Eine gibt es nämlich doch: Der Text zu “Ain´t no friend of mine“ erinnert sehr an „Ring Of Fire“ von JOHNNY CASH – die Songs haben zwar komplett unterschiedliche Inhalte, doch die Bildsprache ist sehr ähnlich.

Ja, die Referenz ist eindeutig. Er starb übrigens genau an dem Tag, an dem wir den Song aufgenommen haben. Ich bin sicher, dass Mr. Cash den Song nicht als Tribut gesehen hätte. Aber er war als Tribut gedacht.

“Ain´t No Friend O´ Mine“ erinnert andererseits auch an „Rex Talionis“ von Utopia A.D.–beide Songs sind eine Art Abrechnung.

Ja, ich kann nicht aus meiner Haut. Beide Songs sind denselben Menschen gewidmet. Der Song ist ziemlich aggressiv, in mir brennt noch ein altes Feuer.

Auch „Alive & Dead“ geht in diese Richtung, er scheint eine Abrechnung mit der Musikindustrie zu sein

Nun, ich sage mal so: Jeder Song ist ein „Fuck Off!“ an die Welt der Politik im Allgemeinen. Nicht, dass noch jemand beleidigt ist.

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Hinter dem Artwork steckt eine Art Konzept. Es beschreibt, was einen Mann ruinieren kann, die Ursprünge dieser Idee liegen in der Tatooszene. Ich habe davon noch nie etwas gehört, kannst du ein bisschen was dazu erzählen?

Das ist ein amerikanisches Old School Ding, und es ist ganz einfach. Es geht darum, was einen guten Mann nach ganz unten bringen kann: Alkohol und Drogen, Glücksspiel und… böse, langbeinige Frauen. Aber man kann, wie immer, den Titel aus dem ursprünglichen Kontext nehmen und das Ganze auf die Spezies Mensch beziehen. Die Hauptaussage versteckt sich ein bisschen hinter diesem Konzept – es geht auf diesem Album nicht nur um kalte Frauen und warmes Bier.

Du benutzt auch ähnliche Bilder wie auf den anderen Alben: Zum Beispiel Schatten wie in „Lost In The Shadows I Walk Alone“. In einem älteren Song, „We Die Alone“, heißt es „All alone… Shadowland, Shadowland now“ – glaubst du, dass du auch mit anderen Bilder Gefühle ausdrücken kannst, oder gehört die Verwendung von durchgehenden Metaphern mit zum „Konzept“ hinter THE BLACK LEAGUE?

Ich bin sicher, dass es auch andere Bilder gibt. Aber man muss ein entsprechendes Forum finden, um sie darstellen zu können, sie müssen im richtigen Rahmen präsentiert werden. THE BLACK LEAGUE sind definitiv kein solches Forum. THE BLACK LEAGUE sind auf diesem Album so positiv wie nur möglich. Vielleicht bin ich beim nächsten Album verheiratet und Vater, habe einen respektablen Job und kann ganz andere Dinge verarbeiten – im Moment bin ich weit davon entfernt. Aber wer weiß…

Nun es wäre immerhin ehrlich, das Konzept komplett aufzugeben, wenn es für Dich nicht mehr aktuell ist

Wir müssen ehrlich sein. Wir machen diese Musik, weil wir damit das ausdrücken, was wir fühlen. Deshalb klingt Man´s Ruin Revisited auch ein bisschen anders – denn wenn wir gemacht hätten, was alle von uns verlangen, wäre es nicht ehrlich gewesen. Es geht uns darum, Nonkonformismus auszudrücken, das bedeutet auch, das zu machen, was wir fühlen.

Gibt es Songs, die den Weg auf das Album nicht geschafft haben?

Nun, einer kam nicht auf das Album, weil wir ihn nicht spielen konnten und ein zweiter namens „“Harm-A-Get_On-Go-Go“ ist nur auf der Single „Cold Woman & Warm Beer“ die nur in Finnland erschienen ist, enthalten.

In den Texten wendest du dich noch immer direkt an den Hörer, Textausschnitte wie „Can you Hear it, Baby?“ oder „How ´bout you?“ sind nur zwei Beispiele. Denkst du, dass du so eine Beziehung zum Hörer aufbauen kannst?

Ja, ich hoffe es – zumindest zu denen, die sich bemühen und die Texte auch lesen und so vielleicht einen Blick in meinen Kopf werfen. Aber man sollte da nicht allzu viele Hoffnungen haben, die meisten Leute interessieren sich nur für die Musik. Für mich sind Texte wichtig, ich muss sie singen, ich stehe dabei auf der Bühne vor anderen Menschen. Ich muss zu meinen Texten stehen können. Auf der anderen Seite ist es mir egal, was MOTÖRHEAD oder SLAYER in ihren Texten sagen. Es gibt aber dennoch auch Bands, deren Texte mich sehr interessieren. FIELDS OF THE NEPHILIM zum Beispiel. Leider drucken sie die wenigsten ihrer Text ab. Auf der anderen Seiten haben Bands wie CANNIBAL CORPSE ein Konzept, das gar keine anderen Texte zulässt, als die die sie bislang geschrieben haben. Es ist ein schmaler Grad, auf dem man sich bewegt.

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Auf Man´s Ruin Revisited fehlt die Begrüßung und die Verabschiedung. Bei Ichor hieß es „Sothlice….Thank you and good night“, bei Utopia A.D.„Are You Ready for the Truth? … Welcome to this world. Wake up“. Diese Kleinigkeiten ganz zu Anfang und ganz zu Ende des jeweiligen Albums haben einen Kreis geschlossen.

Bei Man´s Ruin Revisited gibt es nichts vergleichbares, das stimmt. Im Grunde wollten wir gleich zur Sache kommen. Es wäre schön gewesen, wieder so etwas zu machen. Aber es hätte nicht zur Musik gepasst, es wäre eine Wiederholung gewesen, und es wäre unehrlich gewesen. Man kann solche Dinge nicht erzwingen. Vielleicht beim nächsten Album wieder, aber ich kann mir im Moment nicht vorstellen, dass wir wieder viel mit Intros arbeiten werden. Du musst aber zugeben, dass das Ende des Albums schon eine Art Outro ist, wie man es von THE BLACK LEAGUE kennt.

Tja, es ist trotzdem kein geschlossener Kreis auf diesem Album und den fehlenden ersten Teil von „The Everlasting“ haben wir auch nicht aufgenommen! Es gibt auch keine lateinischen Songtitel mehr – was vermutlich damit zu tun hat, dass ich die Uni abgeschlossen habe. Ich stehe nicht mehr unter dem Einfluss der universitären Gehirnwäsche.

Nach „The Everlasting, Pt. I“ hätte ich noch gefragt – schließlich gibt es mittlerweile Part II bis Part IV. Auf den ersten Teil warte ich noch immer

Nun, der Song hat mit Beziehungen zu tun – und in meiner momentane Situation kann und will ich mich mit dem Thema gar nicht beschäftigen, deshalb kann ich auch keinen Song dazu schreiben. Aber irgendwann kommt der erste Teil. Bestimmt.

Auf Man´s Ruin Revisited gibt es nach „City Of Refuge“, im Original von NICK CAVE, eine weitere Coverversion: „Hot Wheels“ von den HURRIGANES.

Ja, die HURRIGANES sind eine große finnische Rocklegende aus den 70ern. Wir wollten ihnen Tribut zollen, es ist eine Hommage. Ich wollte den Song gar nicht auf dem Album haben, ich mag die Version sehr gerne, aber aufs Album sollte er nicht. Tja, aber das Recordlabel meinte, dass sie Man´s Ruin Revisited ohne den Song nicht veröffentlichen werden. Also musste er doch drauf. Musikalisch passt er ja auch schon, aber du solltest den Text sehen. Der ist ziemlich sinnlos.

Zurück zu den Coverversionen. Ihr habe irgendwann mal einen VENOM Song gecovert, der wohl aber nie veröffentlicht werden wird.

Der kommt dann auf das THE BLACK LEAGUE-Box-Set, das alle Arbeiten enthalten und in 25 Jahren veröffentlicht werden wird.

Da freu ich mich jetzt schon drauf – und auf die Reunionshow in Wacken!

Oh, ja, auf die Wackenshow freue ich mich auch (lacht) Ich freue mich auf alle Shows, ich spiele gerne live mit THE BLACK LEAGUE.

Man´s Ruin Revisited in den finnischen Charts auf Platz 38 eingestiegen, es interessieren sich also doch Leute für TBL.

Ja, das liegt aber daran, dass Anfang des Jahres ohnehin keine Alben rauskommen und keiner Geld hat, Alben zu kaufen. Wenn 50 Fans das Album kaufen, reicht das. Bin ich pessimistisch? Die Single ist übrigens auf Platz neun eingestiegen. Mich hat dann ein Typ von einer gottverdammten Single-Chart Show im Radio angerufen und wollte ein Interview – das war eine unerwartete und auch ziemlich komische Situation für mich! Ich dachte wirklich, das sei ein verspäteter Aprilscherz… Im Ernst, mir bedeutet das schon etwas. Naja, nächste Woche stehen die CDs dann in Second-Hand Shops.

Ganz anderes Thema: Du singst bei CHAOSBREED, einer „All Star“ Old-Scholl-Death Metal-Truppe mit Nalle Österman (Schlagzeug,ex-GANDALF), Oppu Laine (Bass, ex-AMORPHIS, MANNHAI), Marko Tarvonen (Gitarre, MOONSORROW), Esa Holopainen Gitarre, AMORPHIS) Ich habe mich tierisch über das Demo gefreut und bin gespannt auf das Album – CHAOSBREED sind für mich eine Zeitreise.

Ja, eine Zeitreise ist auch die Idee dahinter. Keine Ahnung, vielleicht kam diese Idee aus dem Unterbewusstsein aufgrund einer beginnenden, unbewussten Midlifecrisis, aber es war einfach an der Zeit, zusammen mit dem Helsinki Jungs die Vergangenheit auferstehen zu lassen. Vor einigen Jahren hätte ich nicht im Traum daran gedacht, so etwas zu tun. Für mich geht es bei CHAOSBREED um den amerikanisches Aspekt des Death Metals – nicht Cannibal Corpse, eher Autopsy. Aber dazu erzählen wir mehr, wenn das Album kommt.

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