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SENTENCED: Weg vom Selbstmord- und Säufer-Image – oder: ´Die Zeit begräbt die Erinnerung´?

Mit ´The Cold White Light´ haben sich SENTENCED nach einer längeren Pause eindrucksvoll zurückgemeldet. Sänger Ville Laihiala erklärt, warum die Pause notwenig war und überrascht mit dem ein oder anderen Statement – oder wer hätte ernsthaft damit gerechnet, dass die Finnen plötzlich die Hoffnung für sich entdecken?

Mit ´The Cold White Light´ haben sich SENTENCED nach einer längeren Pause eindrucksvoll zurückgemeldet. Sänger Ville Laihiala erklärt, warum die Pause notwenig war und überrascht mit dem ein oder anderen Statement – oder wer hätte ernsthaft damit gerechnet, dass die Finnen plötzlich die Hoffnung für sich entdecken?

´The Cold White Light´ gefällt mir um einiges besser als der Vorgänger ´Crimson´ , das mich zwar anfänglich ziemlich begeistert hatte, bei dem mit letztendlich dann aber doch die Tiefe fehlte. ´The Cold White Light´ hat wieder das gewisse Etwas, das die neueren SENTENCED Alben wie „Down“ oder ´Frozen´ trotz ihrer Eingängigkeit zu Dauerbrenners macht.

´Crimson´ war vielleicht zu ernsthaft, das Album markierte das Ende einer Ära, die mit Amok begonnen hatte. Zwischen ´Crimson´ und ´The Cold White Light´ ist sehr viel bei SENTENCED passiert: Zwei Jahre sind zwischen den beiden Alben vergangen, in dieser Zeit haben wir eine halbjährige Auszeit von der Band genommen. Ich bin Vater geworden, jeder von uns hat sich auf sein eigenes Leben konzentriert. Ich denke, das hört man auch in den Songs von ´The Cold White Light´ . Wir haben uns ausgeruht und hatten dann irgendwann wieder Lust auf die Band.

Die letzte Tour mit IN FLAMES war sehr gut für uns, aber wir haben verdammt viele Shows gespielt, um ´Crimson´ zu promoten, mehr Shows als jemals zuvor. Es gab einige schwere Auseinandersetzungen innerhalb der Band – was zuvor niemals vorgekommen war! Die Situation und die Stimmung war alarmierend. Es gab nur zwei Möglichkeiten: Aufhören oder eine Auszeit nehmen. Wir haben nicht geplant, sechs, sieben Monate frei zu nehmen, sondern wollten einfach so viel Zeit für uns haben, wie wir brauchen. Nach einem halben Jahr war es wieder an der Zeit, miteinander zu telefonieren und einen Probetermin zu vereinbaren. Wir wollten einfach wieder zusammen spielen.

Ihr benutzt euer alten Logo nicht mehr, und auch der Albumtitel ist kein Ein-Wort-Titel wie bisher. Das deutet schon auf einen Neubeginn hin, zumal du so etwas ja auch angedeutet hast.

Wir wollten einfach etwas Neues machen – es gab diese Pause, zwei Jahre sind vergangen. Wir wollten auch mit dem Albumcover und dem Titel darauf anspielen, dass sich Dinge verändert haben. Wir haben natürlich nicht alles komplett aufgegeben, du findest immer noch das „S“ aus dem Schriftzug auf dem Cover. Wir wollten außerdem weg von den kurzen Albumtiteln, die jeder von uns erwartet. Auch hier sollte etwas neues her.

Am besten in Bezug auf den Gesang gefällt mir nach wie vor „Down“. Du warst zwar erst zwei Monate bei SENTENCED, als das Album damals aufgenommen wurde, aber der Gesang klang für mich viel emotionaler als auf den späteren Alben. Ich habe immer den Eindruck, dass es bei „Down“ mehr um Gefühle als um Gesangstechniken geht – die Gesangslinien kommen eher aus dem Bauch als auf dem Kopf. ´The Cold White Light´ erinnert mich in puncto Emotionalität wieder eher an „Down“ – auch wenn sich deine Gesangstechnik wieder verbessert hat.

Haha, ich mag nicht alles, was ich auf „Down“ eingesungen habe. Es ist immer komisch wenn ich das Album anhöre… Ich habe nie viel Gesangsunterricht genommen, der Gesang hat sich einfach von Album zu Album entwickelt. Ich bin nach wie vor kein besonders technischer Sänger und konzentriere mich darauf, Gefühle auszudrücken. Wir haben immer versucht, möglichst viel Emotion mit unserer Musik zu transportieren. Die Texte müssen die Musik unterstützen, der Gesang muss das Wesen der Texte rüberbringen. Es ist uns sehr, sehr wichtig, diese Wechselwirkung zu erreichen, denn das macht die Tiefe der Songs aus.

Als ich die ersten Zeilen von „Excuse me while I kill myself“ zum ersten Mal gehört habe, konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen…“ ´How do you do? Have yourself a pleasant afternoon!´ Well, fuck you, too!´ “

In diesem Text findest du durch und durch schwarzer Humor. Wir wollten unser Selbstmörder-Image einfach völlig übertreiben. Das hängt auch damit zusammen, dass wir oft und gerne eben auf diese Selbstmord-Thematik reduziert werden – aber SENTENCED ist mehr als das. Es ist eine Übertreibung, wir lachen dem Tod ins Gesicht und wir lachen noch viel mehr über uns. Man sollte den Text nicht ernst nehmen!!

Tja, es gibt eben zwei Dinge, die man gerne mit SENTENCED verbindet: Selbstmord und Alkohol.

Hehe, ja das stimmt schon. Natürlich behandeln wir auch diese Themen – aber eben nicht ausschließlich. Einige Texte von ´The Cold White Light´ behandeln eher persönliche oder auch philosophische Themen. Wir wollten weg von diesen Selbstmord- und Säufer-Aspekten. Wer die Texte genau liest, wird feststellen, dass das Leben eine wichtigere Rolle als der Tod darin spielt. Der Tod ist Teil des Lebens, aber das Wort „Tod“ ist eher wie eine Metapher zu verstehen.

Auf der anderen Seite ist es natürlich auch recht einfach, sich ein bestimmtes Bild von SENTENCED zu machen. Ihr habt nun mal ein gewisses Image – und das kommt auch nicht von ungefähr.

Ja, schon. Auf der anderen Seite bekommen wir auch viele Reaktionen von Fans zum Beispiel über eMail, an denen wir sehen, dass wir schon auch richtig verstanden werden.

Sarkasmus und Ironie liegen nicht jedem, insofern könnten Texte wie die von „Excuse Me While I Kill Myself“ oder auch „The Luxury of a Grave“ missverstanden werden. Ist das ein Problem für dich?

„Luxury Of A Grave“ ist typisch finnischer Humor. Ich kann mir schon vorstellen, dass der Text in anderen Ländern wie zum Beispiel Italien nicht verstanden wird. Aber ich kann nur über Dinge schreiben, zu denen ich eine Beziehung habe. Es hat keinen Sinn, Texte zu schreiben, die vielleicht für jeden sofort verständlich sind, die mir aber nichts bedeuten. Es ist dann natürlich schön, wenn ich sehe, dass mich Leute verstehen und mehr als diese Selbstmord- und Alkohol-Thematik sehen. Überhaupt, Alkohol… gut, wir neigen schon dazu, uns ab und zu ordentlich vollaufen zu lassen – aber das hat nicht viel mit unserer Musik zu tun. Es gibt vielleicht ein paar Texte, die vom Trinken handeln, aber die sind doch nicht hundertprozentig ernst gemeint, sondern verklären das Saufen.

Zum anderen steckt aber etwas Wahrheit in ersten Zeilen von „Excuse Me While I Kill Myself“, die Frage „Wie geht es dir?“ ist oft nicht wirklich ernst gemeint, sondern einfach nur eine Floskel, mit der man sich begrüßt.

Richtig. In den Zeilen spiegelt sich auch ein bisschen unsere Art wieder. Wir sind keine Small-Talker. Auf Tour zum Beispiel wollen wir oft einfach nur unsere Ruhe. Das hat nichts damit zu tun, dass wir andere Leute verachten oder nicht schätzen. Es geht in dem Song auch um Oberflächlichkeiten, und eben um diese Selbstmord-Themaktik. Es ist wie wenn du an einem Tisch mit ein paar Typen sitzt, die alle nur labern und irgendwann stehst du auf und sagst „entschuldigt mich kurz“ – und zwar nicht weil du aufs Klo willst, sondern weil du dir das Hirn rausblasen willst, haha. Es soll ein Witz sein, eine gnadenlose Übertreibung.

Ihr habt einen finnischsprachigen Titel auf ´The Cold White Light´ , der Text ist aber in Englisch. Warum?

„Aika multaa muistot“ bedeutet wörtlich übersetzt etwas wie: Die Zeit begräbt die Erinnerung. Das trifft es aber nicht richtig, der finnische Titel ist eine alte finnische Redewendung – es ist nicht einfach, zu erklären, was sie bedeutet. Finnen werden sofort wissen, was gemeint ist, aber ohne weiteres kann man das nicht übersetzen. Es beschreibt das Ende einer Ära im Leben, den Verlust von inneren Ängsten, die Erkenntnis, dass man eine andere, bessere Person ist, als man dachte. Der Song musste einfach den finnischen Titel tragen, der Zusatz „Everything is nothing“ ist für alle Nicht-Finnen.

Und wie wäre es mit einem komplett finnischsprachigem Text?

Wir haben darüber nachgedacht, halten aber es für keine gute Idee, einen Song mit finnischem Text aufzunehmen, nur um einen finnischen Text zu haben. Es muss schon einen besonderen Grund geben, es muss ehrlich sein.

Das Intro „Konevitsan Kirkonkellot“ ist ein finnische Volksweise, was genau hat es damit auf sich?

„Konevitsa Kirkonkellot“ bedeutet die Kirchenglocken von Konevistan, Konevitsan ist ein historischer Platz in Ost-Finnland. Die Melodie hat einen melancholischen Touch und passt sehr gut zu unserer Musik. Ich glaube, dass wir eine coole, harte, düstere Version gemacht haben, mit den Vogelgesang und den Glocken. Das Intro ist eine perfekte Hinführung zum ersten Songs „Cross My Heart And Hope To Die“.

Aber das ist doch auch schon wieder ein Klischee – melancholische, finnische Volksweisen …

Jaaaaaa… Finnen suhlen sich vielleicht etwas gerner im Selbstmitleid als andere Europäer. Ich würde aber nicht sagen, dass Finnen generell depressiv sind. Vielleicht fehlt uns ein wenig Selbstwertgefühl, und Optimismus. Wir nehmen immer das Schlimmste an – wobei man das natürlich auch nicht verallgemeinern kann. Aber darüber denke ich auch nicht großartig nach… Außerdem sind wir ja auch selbst schuld, schließlich schreiben wir auch depressive Texte.

Und noch immer finden sich die melancholischen Aspekte in der Musik von SENTENCED; auch wenn man mittlerweile sagen kann, dass die Entwicklung von Text und Musik auseinanderstrebt. Die Musik wurde in den letzten Jahren positiver, eingängiger, während der Großteil der Texte noch immer recht düster ist.

Schon. Manchmal schaffen wir ja auch mit Absicht einen solchen Kontrast zwischen positiver Musik und dunklen Texten. Das gibt dem ganzen eine seltsame Atmosphäre. Wir mussten uns schon einiges anhören, Leute haben uns vorgeworfen, wir würden uns verkaufen, seinen zu kommerziell geworden, und so weiter… ich frage mich nur, wo das Scheiß-Geld sein soll?! Ich weiß nicht, vielleicht sind wir einfach erwachsen geworden. Wir sind nicht mehr völlig verärgert, richtig aggressive Musik passt nicht mehr zu uns. Und es wäre doch bescheuert, etwas zu machen, hinter dem wir nicht mehr stehen. Ich denke, dass es auch Fans gibt, die mit uns älter geworden sind, und diese Entwicklung verstehen. Wir gehen keine Kompromisse ein, wir machen das was wir wollen und nicht das, was von uns erwartet wird. Wir können ehrlich hinter dem stehen, was wir machen. Wir sind nicht die größte Band auf dieser Welt, aber es gibt viele Bands, die gerne einen ähnlichen Status hätten wie wir – es gibt überhaupt keinen Grund für uns, uns zu beschweren. Wir sind froh, dass wir mit einer ehrlichen Einstellung soweit gekommen sind. Es würde uns natürlich auch nicht wehtun, wenn wir mehr verkaufen würden, haha.

Nun, in Finnland läuft es sehr gut für euch, die Single und das Album haben richtig eingeschlagen, das Album stieg gleich auf Platz 1 der Charts ein. Auch ´Frozen´ sollte vergoldet werden, was dann aber irgendwie doch nicht zustande kam.

Wir haben gehört, dass das Album Gold bekommen würde… Das Label sagte uns, dass wir ein paar Coverversionen aufnehmen sollten – wir wollten diese Stücke auf einer EP veröffentlichen. Letztendlich wurden die Songs dann auf der ´Frozen´ Digipack Edition veröffentlicht, womit wir nicht glücklich waren. Das Album hat übrigens auch keine Goldauszeichnung bekommen, auch durch die erneute Auflage nicht. Ich bin sehr froh, dass es nicht unsere Idee war, das Album noch mal mit Bonusmaterial zu veröffentlichen.

Mal ganz abgesehen davon, dass ich es reichlich dreist finde, den Fans für einen Re-Release mit vier Bonussongs noch mal eine Menge Geld abzunehmen, klingst du nicht, als ob du mit den Coverversionen an sich besonders glücklich wärst.

Ähm… es gibt einen Song, mit dem ich zufrieden bin: „Digging The Grave“ von FAITH NO MORE. „House Of The Rising Sun“ ist auch recht cool, der Song sollte übrigens gar nicht auf dem Album sein. Wir haben es einfach zum Spaß aufgenommen. Die Jungs haben den Song live eingespielt und ich habe Vodka getrunken und den Song eingesungen. Der Typ im Studio meinte dann, ich solle gefälligst noch mehr trinken, denn der Gesang klingt noch nicht falsch genug, hehe.

Der Plan eine EP zu veröffentlichen, ist aber noch nicht vom Tisch – oder? Es sind noch ein paar Songs von übrig, die nicht auf ´The Cold White Light´ veröffentlicht wurden.

Ja, es gibt noch ungefähr fünf Songs, die noch nicht so richtig fertig sind. Für das Album waren sie noch nicht ausgearbeitet genug, sie brauchen noch etwas Zeit zum Reifen. Geplant ist, dass wir live aufnehmen, und eine Live-EP mit ein paar alten und drei neuen Songs machen oder gleich ein ganzen Livealbum oder eine DVD oder was weiß ich was… irgendwas kommt da auf jeden Fall.

´The Cold White Light´ ist für mich etwas vielseitiger, als viele andere SENTENCED Alben. „You are the one“ ist ein Liebeslied, dann gibt es die beiden sehr schwarzhumorigen Nummern. Es ist ein melancholisches Album, aber es gibt auch genug Hoffnung auf ihm.

Ja, es gibt Hoffnung! In „Brief Is The light“ zum Beispiel geht es darum, dass das Leben eigentlich sehr, sehr kurz ist. Man sollte das beste daraus machen, so lange man kann und sich nicht über alles beschweren. Es gibt so etwas wie eine verdrehte, kleine Hoffnung in diesem Song – ich glaube das ist das erste mal, dass man sie bei SENTENCED findet. Auf der anderen Seite gibt es den Song „Blood and Tears“ der das genaue Gegenteil ausdrückt, er handelt davon wie lange das Leben sein kann, dass es viel zu viel Verluste und Enttäuschungen gibt, mit denen man kämpfen muss.

Aber schwingt in Zeilen wie „We’ll lose the ones we love, the ones we most adore

Yet go on… We go on” nicht auch sowas wie Trotz und Widerstand mit?

Ja, das ist genau das, was ich vorhin meinte: Eigentlich geht es um das Leben, aber der Tod ist nun mal Bestandteil des Lebens. Es gibt aber eine Kraft in jeder Person, die antreibt, weiterzumachen. Insofern kann man schon sagen, dass es auch hier etwas positives gibt. Vielleicht so etwas wie kaltes, weiße Licht, das ja auch das Album betitelt. ´The Cold White Light´ ist kein Konzeptalbum, aber diesen Ansatz kann man in jedem Song finden.

„You Are The one“ ist ein Liebeslied, auch das kennt man schon von SENTENCED.

Ich habe den Song nicht geschrieben – für mich ist es zwar ein Liebeslied aber es hat auch dunkle Untertöne. Liebe ist das zentrale Thema in diesem Song, aber an was Sami gedacht hat, als er dieses Lied geschrieben hat, weiß ich nicht. Ich kann mir vorstellen, dass er damit ausdrücken will, dass Liebe die größte Kraft im Leben ist…

„Neverlasting“ ist ebenfalls ungewöhnlich, zum einen rockt der Song ganz ordentlich und zum anderen hat er einen überraschenden Mittelteil…

Nun, der Song handelt von Alkohol. Stell dir folgende Situation vor: Du sitzt an einem Tisch, vor dir steht eine Flasche Schnaps und sie sagt etwas wie: Verschwendende deine Zeit nicht mit vergeblichen Träumen – wir sind beide nicht zum Überleben geschaffen.“ Der Titel spielt darauf an, dass du auch wenn du dich vollaufen lässt, dem Leben nicht entkommen kannst. Das Ganze ist eben in eine Art „Party-Song“ verpackt. Im Mittelteil hört man übrigens kein Händeklatschen. Ich klatsche auf meinem Hintern! Auf „´Frozen´ “ haben wir mit Bierflaschen rumgespielt, es gibt einen Rülpser auf der Platte – und dieses Geklatsche auf der Kehrseite brachte das Feeling zurück, Spaß im Studio zu haben. Es war eigentlich die Idee vom Produzenten, wieder etwas seltsames zu machen…

Neverlasting hätte meiner Meinung nach auch auf dem Down Album stehen können.

Ja, stimmt. Wir sind der Meinung, dass man auf ´The Cold White Light´ von allen SENTENCED Alben seit Amok etwas finden kann. Dadurch sind die Songs sehr unterschiedlich. Wenn einer aufhört, fängt etwas anderes an. Das war eigentlich gar nicht so beabsichtigt. Aber sie klingen auch alle nach SENTENCED! Wir wärmen keine alten Ideen auf – ich glaube, die neuen Songs haben viel mehr Tiefe. Du findest natürlich nichts von „North From Here“ auf dem Album – es würde nicht passen. Alleine der Gesang ist dort ja ganz anders. Wir können die Songs aus der Zeit auch nicht live spielen, ich könnte vielleicht einen Song schreien und dann wäre für den Rest der Tour meine Stimme im Eimer. Außerdem würde es nicht passen – ich sage nicht, dass „North From Here“ ein schlechtes Album ist, aber wenn wir Songs davon spielen würden, dann würden wir vielleicht ein paar Leute glücklich machen aber es geht halt nicht. Ab „Amok“, von dem wir ja auch noch Songs live spielen, haben wir ja auch eine andere Richtung eingeschlagen.

Der Text zu „Guilt and Regret“ hat für mich zwei Ebenen, zum einen ist da wieder der Alkohol, zum anderen gibt es aber auch eine metaphorische Bedeutung.

Der Text handelt von einem mentalen Hangover. Wenn du den Text liest, dann geht es darum, wie es ist, wenn du nach einer durchzechten Nacht mit einem Kater aufwachst: Du hast zwei Brüder, Schuld und Bedauern. Ich verstehe den Song aber auch anders: Es geht nicht um einem Kater – der Text ist nur so geschrieben, dass er darauf anspielt. Der Kater, die Gefühle von Schuld und bedauern haben andere Ursachen als Alkohol. Wenn du einen geliebten Menschen verlierst oder was auch immer – so etwas kann ja auch eine Art Kater verursachen. Wir haben auf „´Crimson´ “ schon begonnen, andere Texte zu schreiben, andere Dinge zu behandeln. Ich glaube, auf ´The Cold White Light´ findet man noch mehr davon. Wenn man Texte schreibt, schreibt man halt über das, was man fühlt – also nicht nur über Selbstmord und Alkohol, hehe. Im Ernst: Wir wollten auf jeden Fall rüberbringen, dass es für SENTENCED mehr gibt!

Der Sound des Albums ist fantastisch, ihr habt wieder Mit Hiili Hiilesmaa zusammengearbeitet, der ja auch für H.I.M. gearbeitet hat. Jetzt liegt natürlich der Vorwurf nahe, dass ihr wie HIM klingt.

Sei ehrlich: Klingen wir nach HIM? Ich würde beide Bands nicht einmal vergleichen, SENTENCED gibt es seit 12 Jahren. HIM gibt es noch nicht so lange – eigentlich sollte der Vorwurf an eine andere Adresse gehen, haha. Mir ist es eigentlich auch egal. Ich denke, dass SENTENCED doch noch mehr Metal als HIM sind – obwohl ich unsere Musik als melancholischen Rock bezeichne. Wir haben bei ´Crimson´ begonnen, mehr an der Produktion eines Albums mitzuwirken, man könnte sagen, dass wir dieses Album co-produziert haben. Auch für ´The Cold White Light´ haben wir so gearbeitet. Die Songs sind eigentlich so gut wie fertig, wenn wir ins Studio gehen, aber Änderungen in den Arrangements gibt es immer wieder. Hiili unterstützt uns, er sieht Dinge, die wir nicht sehen, er hat Ideen, die wir vielleicht gar nicht hätten.

Okay, dann kommen wir nun zum Vampster-Fragebogen:

Welche drei Alben hast du dir in letzter Zeit angehört?

Ich höre mir gar nicht mehr so viel Musik an. Ich habe einen 10 Monate alten Sohn und muss eher aufpassen, dass er nichts anstellt, hehe. Aber ich hatte letztens die neue RAMSTEIN CD gehört. Im Moment habe ich einfach keine Zeit für Musik, ab und zu höre ich mir alte SLAYER Platten an, das ist aber eher selten.

Ist dir bei einer Liveshow schon mal etwas lustiges passiert?

Nun, ich bin ein paar mal von der Bühne gefallen. In Wacken zum Beispiel vor zwei Jahren. Ich war nicht mal betrunken, ich hatte vielleicht zwei Bier. Irgendwo stand dann zu lesen, dass ich, obwohl ich besoffen gewesen sein muss, ganz ordentlich gesungen habe…

Wen würdest du gerne mal treffen?

Peter Steele von TYPE O NEGATIVE, denn diese Band war eine sehr große Inspiration für mich, ich liebe alles an ihnen, die Songs, die Atmosphäre, einfach alles.

Band-Fotos: Toni Harkonen

Live-Pics: boxhamster

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