Sentenced (Kurzinterview auf dem Wacken ’98)

geführt mit Ville Laihiala

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Es heißt ja immer, Finnen seien eher ruhige und zurückhaltende Menschen. Ville Laihiala, Sänger und Frontmann von Sentenced, scheint aber – falls wirklich etwas an der finnischen Scheu dran sein sollte – die berühmte Ausnahme; auf dem Wacken Open Air zeigte er sich bei einem spontanen Gespräch nach ihrem Auftritt durchaus mitteilsam und machte sogar den ein oder anderen Witz! So übte er mit meiner Wenigkeit die korrekte Aussprache seines Nachnamens ein, schüttete Dosenbier in sich hinein, wollte Dope schnorren und vergraulte einen Fan, der ihn offenbar mit schlechtem Gras auf die Nerven ging.

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Das neue Album “Frozen” zeigt sich eingängiger als der Vorgänger “Down”, Ville erklärt dazu:

“Frozen ist die Musik, die wir machen wollten! Wir scheißen auf die Meinung von Kritikern!”

Auf das Thema “Ausverkauf” angesprochen, reagiert er belustigt:

“Das wurde uns in den vergangenen Wochen oft vorgeworfen, aber das interessiert uns nicht. Jeder erzählt was von kommerziellem Interesse, aber das Album ist immer noch eine Sentenced-Platte, und wir wissen schließlich selbst am besten, was wir wollen. Die Musik kommt aus unserem Innersten.”

Für den Sänger ist das Album “Teil einer Entwicklung” der Band. Auf die Bitte hin, diese typische Musikerphrase doch bitteschön etwas zu erläutern, gibt er zu Protokoll:

“Mit “Down” hat die Band ein neues Kapitel begonnen,” erklärt er. 1996, bevor “Down” erschien, kam Ville zu Sentenced und Bassist & Sänger Taneli Jarva verließ die Band um dann hauptamtlich bei Impaled Nazarene den Baß zu zupfen. Womit er sicher recht hat, denn “Down” läutete die Ära der rockigen Songs ein, während das Vorgängeralbum “Amok” noch in härteren Gefilden angesiedelt war. Mit “Frozen” wird dieser Weg nun fortgesetzt

Auf Impaled Nazarine angesprochen, meinte Ville: “Ich kann mit deren Musik nicht viel anfangen und (Gitarrist) Mikka Luttinen ist, nun ja, ein Weichei, alles sind nur Worte, er redet viel und nichts steckt dahinter. Ich weiß das, ich kenne ihn und habe ihn zweimal verprügelt…”

Zwischen der Band seines Vorgängers und Sentenced gibt es keine Parallelen, nur weil derselbe Musiker in beiden gespielt hat oder noch dort spielt: “Man kann Impaled Nazarene und Sentenced auf keinen Fall vergleichen, Taneli hat zwar auch mal bei Sentenced gespielt, doch jetzt macht er eben etwas anderes.”

Finnland ist die Heimat vergleichsweise vieler Bands, die für ungewöhnliche Musik stehen, man denke nur an Eläkeläiset, Waltari oder Apocalyptica. Was ist das besondere an der finnischen Musikszene? Tobt dort der Underground? Ville bestreitet das: “Es ist genau anders herum, es gibt heute fast keine Szene in Finnland, im Gegensatz zu den 80er Jahren, als die Musikmagazine voll davon waren. Der ganze Techno-Müll aus Europa endet in Finnland, es gibt nur noch Hiphop und Techno in den Charts.” Ville überlegte dann noch weiter, daß in Deutschland Sentenced-Songs nur wegen der Texte nicht im Radio gespielt werden und war einigermaßen erstaunt zu hören, daß es auch hier nur sehr, sehr wenig harte Musik den Weg über den Äther findet.

Doch Sentenced lassen sich davon nicht beeindrucken und wollen auch weiterhin ihr Ding durchziehen, ab 19. September kann man sich 5 Wochen lang in 10 europäischen Ländern davon überzeugen. Dann startet nämlich die Iced Earth/Sentenced Tour, die auch durch Deutschland führen wird. Außerdem wird’s eine Single geben, die aber noch nicht feststeht, Ville nannte mir aber die Kandidaten für einen Videoclip, der vermutlich dann wohl auch als Single ausgekoppelt wird: ‚farewell‘, ‚the rain comes falling down‘ und ‚dead leaves‘.

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