Sentenced Interview mit Ville Laihialla

geführt mit ville laihiala (SENTENCED) am 10.10.98 im würzburger rockpalast

ville mag type o negative…

…und steigerte somit meine sympathie für ihn ins grenzenlose!

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als sich am 10. oktober im rockpalast in würzburg die gelegenheit bot, nochmals mit SENTENCED zu reden, ergriff ich natürlich sofort die gelegenheit bei den langen haaren. schließlich war die zeit für das spontan-interview in wacken begrenzt und es blieben fragen offen. und außerdem ist ville laihiala, seines zeichens sänger der finnischen trinker, ein angenehmer zeitgenosse, wenn er auch an diesem abend erstmal einen recht schweigsamen eindruck machte, schließlich taute der mann aus dem kalten norden aber doch auf und erzählte fleißig…

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vampster: ihr seid jetzt seit drei wochen wieder auf deutschlandtour, wie läuft es denn so?

ville: zuerst mal ist es natürlich großartig, wieder hier zu sein. zum touren im allgemeinen haben wir ein art von haßliebe entwickelt. auf der einen seite ist es toll, wieder auf der bühne zu stehen und live zu spielen, andererseits ist das ganze drumherum, wie im bus rumsitzen und nichtstun und so weiter eher nervig. zum glück sind die leute ok, jeder bei dieser tour ist ein netter kerl.

vampster: ihr teilt den tourbus?

ville: ja, mit BRAINSTORM, wir kommen gut miteinander aus.

vampster: was ist der unterschied zwichen dem neuen album ‚frozen‘ und dem vorgänger ‚down’ aus deiner persönlichen sicht?

ville: als wir ‚down‘ gemacht haben, war ich ungefähr drei wochen bei der band, alles ging sehr schnell, ich ging einfach ins studio und habe die songs eingesungen. jetzt bin ich seit zwei jahren mit dabei und fühle mich als großer teil der band. ich habe bei dem material für frozen mitgeschrieben, wie gesagt ich fühle mich als teil der band. ich bin nicht nur der sänger, sondern wirke auch beim songwriting mit.

vampster: das heißt du bist inzwischen ein richtiges bandmitglied und nicht nur ein ersatz für taneli (jarva)?

ville: ja, auf jeden fall, in jeder hinsicht.

vampster: wie kamst du eigentlich zu sentenced?

ville: die jungs schalteten ein paar anzeigen in finnischen magazinen und testeten ungefähr zehn sänger. der drummer fand mich dann schließlich in einer bar und sprach mich dort an. am nächsten tag ging ich zum vorsingen und sie nahmen mich.

vampster: SENTENCED begann als deathmetalband, aber im laufe der zeit habt ihr eine entwicklung – die man an den alben verfolgen kann – zu melodischeren stücken gemacht. habt ihr die gefühle von haß und aggression, die zum beispiel bei dem album bei ‚north from here‘ ausgedrückt werden, verloren, oder wie siehst du diese entwicklung?

ville: haß und aggression sind immer noch da, aber ich denke diese gefühle sind nicht mehr so offensichtlich. Wir befassen uns textlich immer noch mit depressionen und selbstmord auf dem neuen album.

vampster: wenn ich die texte eurer songs und die musik vergleiche, habe ich den eindruck, daß ihr euch in verschiedene richtungen bewegt. die texte haben immer noch denselben schwerpunkt, während sich die musik in eine andere bewegt, wie erklärst du das?

ville: ja, diese frage habe ich schon einmal gehört, für uns ist es so, daß bei manchen songs musik und text weit voneinander entfernt sind, und zwar in der hinsicht daß wir einen kontrast zwischen text und musik zeigen wollen. normalerweise wollen wir aber eine einheit bilden, denn die texte schreiben wir zu den songs, das heißt, die texte spiegeln unsere empfindungen wieder, die wir bei dem stück haben, wenn wir es anhören. ich bin also nicht damit einverstanden, wenn du sagst, die musik gehe in eine andere richtung als die texte.

vampster: das war eben mein persönlicher eindruck, die musik hat sich verändert, die texte eben nicht…

ville: ja, wie soll ich das erklären…ich denke, daß traurigkeit das grundthema von sentenced ist. liebe, aggression, selbstmord, haß was auch immer, die musik war einfach da und kam aus unserem ínneren, ich kanns nicht besser erklären, obwohl ich auch texte zu der musik von miika (tenkula, der gitarrist) schreibe.

vampster: in wie weit ist es ein problem für dich, in emotionaler hinsicht, die texte zu seinen songs zu schreiben?

ville: es ist überhaupt kein problem für mich, weil ich wirklich hinter den texten stehe. es gibt auch keinen wettbewerb in der band, nach dem motto wer schreibt die meisten texte, ich müßte also keine schreiben, sami (lopakka, der andere gitarrist) schreibt ohnehin mehr als ich.

vampster: deine texte klingen sehr persönlich, deshalb frage ich nach der schwierigkeit, zu songs von einem anderen texte zu schreiben?

ville: ja, manchmal frage ich ihn, was er mit der musik ausdrücken will aber im normalfall überlege ich mir selbst etwas dazu, weil genau die gefühle eines anderen zu treffen ist sehr schwer.

vampster: das heißt, miika hat dann eher das problem, daß ein text zu seinem song entsteht, der nicht genau das wiederspiegelt, was er dabei fühlt?

ville: das ist eher der fall.

vampster: wir sprechen gerade über texte, in dem song ‚for the love I bear‘ gibt es ein oder zwei finnische zeilen, was bedeuten die?

ville: ach, ihr meint dieses ‚hilipati hippan‘ ding, das ist ein liedchen, das finnische männer, wenn sie sich treffen und saufen, normalerweise singen. der ganze song ‚for the love i bear‘ handelt von der liebe eines finnischen mannes.

vampster: und was bedeutet hilipati hippan nun?

ville: das bedeuted gar nichts, es ist einfach wie lalalala… (singt ‚hilipati hippan‘)

vampster: wie waren eigentlich die reaktionen auf frozen, denn ich denke aufgrund dieser entwicklung, von der wir vorhin gesprochen hatten, lauft ihr gefahr, alte fans zu verlieren, besonders diejenigen, die sentenced von anfang an mochten?

ville: erstens, als wir das album gemacht hatten, wussten wir ganz genau, daß wir ein gutes album abgeliefert haben. (überlegt) für uns war es dennoch eine überraschung wie gut das album aufgenommen wurde, dafür danken wir allen. wir haben das beste gegeben und darum vertrauen wir auch in das album.

vampster: das bedeutet aber auch daß ihr euch euren alten fans nicht wirklich verpflichtet fühlt?

ville: wir haben fans verloren aber, so denke ich, auch viele neue gewonnen. Wenn wir anfangen an neuem material zu arbeiten, geben wir einen scheißdreck auf die meinung von irgend jemanden. du mußt du selbst sein, wenn du musik schreibst. es jedem recht zu machen funktioniert nicht. wir müssen damit zufrieden sein, das ist die hauptsache.

vampster: dennoch habt ihr euch von euren wurzeln entfernt, die neuren sachen sind viel melodischer…

ville: SENTENCED hat schon immer melodien benutzt, um songs zu machen. als sentenced angefangen haben, und auch als die ersten schritte dieser entwicklung gemacht wurden, war ich noch nicht in der band, aber ich denke, das ziel damals war mehr melodie in die songs zu bringen, um einfach gute songs zu schreiben…ich bin auch sicher, daß sich das nächste album deutlich von ‚frozen‘ unterscheiden wird.

vampster: gibt’s schon ideen, in welche richtung der nachfolger gehen wird ?

ville: ja, es gibt ein paar ideen, aber es ist zu früh, um darüber zu reden. wir werden sehen, was die zukunft bringt…

vampster: live gibt’s keine alten songs, warum? ist es weil sie nicht mehr ins programm passen?

ville: genau das ist der grund, die alten sachen passen nicht mehr in das set, wir spielen aber songs vom amok album…

vampster: werden denn keine alten stücke vom publikum verlangt?

ville: doch manchmal, aber es würde einfach nicht passen…

vampster: wie sieht denn dein persönlicher musikgeschmack aus? gibt’s eine lieblingsband?

ville: ja, type o negative zum beispiel, ansonsten höre ich sehr viele verschiedene arten von musik, daß ich nicht sagen kann, es gäbe eine bestimmte richtung, die ich bevorzuge. wichtig ist eben, daß die musik irgendein gefühl rüberbringt, und solange ich nicht elton john hören muß…

vampster: und wie siehts aus mit iced earth, was hälst du von denen?

ville: ja, sind ok, die sind schon ziemlich cool…

vampster: was macht deiner meinung nach gute musik aus?

ville: die kleinen sachen, ich finde es ist sehr schwer das zu beschreiben (überlegt) ich weiß nicht so recht…erklär du es mir…(lacht)

vampster: ok, das war wirklich ne schwere frage.. ich versuchs mal.. ein song braucht etwas besonderes, eine bestimmte art von melodie, ein guter gesang, der sich von anderen abhebt… was ich persönlich an sentenced mag, sind eigentlich die melodien…

ville: genau, wir sind der meinung, daß ein song mit der melodie steht und fällt…

vampster: ok, was anderes, ihr habt im sommer festivals gespielt, was ist der unterschied zwischen einem auftritt bei einem festival und einem clubgig wie heute und was ist dir lieber?

ville: ich mag die festivals mehr, da sind mehr leute und wenn du die massen dazu bringst, mitzugehen ist das fucking great, andererseits kann man bei festivals keinen soundcheck machen, du gehst auf die bühne und hörst vielleicht gar nichts von dir…

vampster: so wie beim diesjährigen wacken open air, als du dem mixer mittels gestrecktem mittelfinger deine meinung kundgetan hast?

ville: Ja, in solchen situationen kann man den auftritt nicht genießen. in wacken lief auf den monitorboxen irgendeine cd, das war ziemlich chaotisch, das will ich nur vergessen.. (sooo schlimm klangs dort nun auch wieder nicht -verfass)…

vampster: So, letzte frage: habt ihr eigentlich interesse, mal einen cd-rom track oder sowas aufzunehmen, interessiert ihr euch für internet oder multimedia?

ville: ja, ein multimediatrack wäre schon cool, aber da ist nichts in planung… selbstverständlich gibt es interesse an solchen dingen in der band, sami (kukkohvi, der bassist) und gitarrist sami (lopakka) beschäftigen sich damit. mich interessiert das nicht so… ich weiß halt wie man einen computer ein und ausschaltet…

vampi
und die ‘unwürdigen’ boxi und fierce

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