Saviour Machine Interview mit Eric Clayton

Gespräch mit (k)einem ‘Propheten’

geführt am 27.09.98 in der Rockfabrik Ludwigsburg

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Es war auf jeden Fall das seltsamste Interview, das ich bisher führte und es wird sicher auch eines der seltsamsten bleiben. Die Gründe hierfür sind verschiedenartig, zum einen war es bis kurz vor dem Interview sehr unsicher, ob es an diesem Abend überhaupt noch stattfinden sollte und es war auch wirklich die letzte Gelegenheit, als ich mich Eric Clayton nach der Autogrammstunde vorstellte und ihn fragte, ob er nach der Show und den Gesprächen mit den Fans überhaupt noch dazu in der Lage ist, das Interview zu führen. Doch wie ich feststellen mußte, war ich nicht der einzige, der diese Gelegenheit nutzen wollte und so wurde das ganze mehr zu einer kleinen Pressekonferenz, denn zu einem Interview. Ja, und der redselige Bandkopf war vielleicht noch fit! So beantwortete er unsere Fragen höflich, ohne Starallüren und sehr umfassend, was letztendlich auch dazu führte, daß das Interview mit der Tiefe der Antworten auch immer mehr zu einem persönlichen Gespräch ausartete…aus diesem Grund ist das Interview diesmal nicht in der typischen Frage-Antwort-Form gehalten, sondern im Fließtext. Ich war jedoch trotzdem bemüht, die Aussagen des Eric Clayton so gut es ging 1:1 zu übersetzen, so daß diese wirklich unverfälscht rüberkommen…

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Da saß er also nun, der Mann hinter SAVIOUR MACHINE. In seinen weißen Umhang gehüllt, die weiße Schminke noch immer im Gesicht und das Kunstblut schon angetrocknet, wirkte er fast schon etwas unwirklich. Doch diese Äußerlichkeiten verstärkten nur die starke Ausstrahlung, die diesen Mann umgab und auch, wenn ich mit den Weltanschauungen Eric Clayton´s so manche Schwierigkeit habe, fiel es mir in diesen Momenten schwer, mich kritisch mit seinen Worten auseinanderzusetzen, ja, ich schämte mich schon fast, kein Christ zu sein …doch was mich natürlich zunächst interessierte war, was Eric Clayton zum neuen Album zu sagen hatte. Die Musik des zweiten ‚Legend‘-Werkes ist ja doch extrem düster und sperrig ausgefallen, so daß auch alte SM-Fans so manche Schwierigkeit mit dem neuesten Werk der Band haben.

Die Prophezeiungen, die ja vor Tausenden Jahren geschrieben wurden, sind so düster. Deshalb kann ich die Musik nicht positiv darstellen. Die Story diktiert die Musik. Ich kann mir vorstellen, daß dies für viele SM-Fans schwierig ist, da die Musik immer düsterer und düsterer wird und immer komplizierter, aber es liegt an der Story ansich, es reflektiert die Prophezeiungen. Deshalb ist es auch ein sehr schweres Projekt, wenn man darin involviert ist. Es gibt Dinge, die ich als Künstler schreiben möchte, kreieren möchte, dies kann ich mit dem Legend-Projekt jedoch nicht wirklich, es kann in dieser Story keine fröhliche Stimmung geben. Ich möchte vielleicht gerne ein Lied über meine Kinder oder was in der Art schreiben oder über Liebe, das Legend-Projekt erlaubt dies jedoch nicht. Ich bin sehr beschränkt darin, die einzelnen Kapitel der Geschichte zu schreiben. Dies ist auch eine große Herausforderung. An diesem Punkt ist die Musik fern von Popmusik oder jeder anderen Musik, mit der man sich ‘normal’ beschäftigen kann. Sie ist an den Punkt gekommen, an dem die Musik eine Message weitergibt und die Message diktiert die Musik. Lyrics und Musik sind zu einer Einheit geworden. Es ist wie eine Hochzeit. Wenn man die Apokalypse darstellen will, dann muß die Musik die Texte repräsentieren, jeder Beat, jeder Rhythmus muß einen spirituellen Ton haben. Deshalb sind auch die ersten 30 Minuten von Legend Part 2 absolut erschreckendes Chaos. In diesem Teil der Geschichte geht es um den Aufstieg des Antichristen, World Chaos. Wir befinden uns inmitten eines riesigen Krieges, der 3. Weltkrieg. Und die Macht des Antichristen wird immer größer, er wurde zum Diktator der Welt. Darum geht es in der ersten halben Stunde und dies repräsentiert auch die Musik.

Was ich mich jedoch immer wieder frage, wenn ich die bisherigen ‚Legend‘-Werke anhöre ist, was sich SAVIOUR MACHINE wohl für die Zeit nach Legend vorgestellt haben…mal ehrlich, eine Band, die nach ein paar Jahren ihres Bestehens ein solches Lebenswerk herausbringt, kann dies doch eigentlich gar nicht mehr toppen und alles andere wird im Schatten dieses Projektes stehen…trotzdem trifft mich die Antwort Eric´s auf diese Frage als Fan natürlich doch hart…

Deshalb werden wir die Band nach Legend Part 3 auch auflösen. Als wir das Legend Projekt anfingen, wußten wir eigentlich alle, daß dies wie ein Karriereselbstmord ist. Wir wußten alle, daß dies der Anfang vom Ende ist, weil es nichts gibt, wo wir danach hingehen könnten. Wenn Legend Part 3 beendet ist, wird es nichts geben, womit wir danach weitermachen könnten. Nicht mit Saviour Machine. Ich bin 30 Jahre alt, habe eine Frau und 2 Kinder und SM ist ein Fulltime-Job. Ich arbeite 85-100 Stunden pro Woche. Es gibt da viele Business-Sachen. Wir sind unabhängig, regeln alle Belange in der ganzen Welt und das ist schon kompliziert und beansprucht viel Zeit. Die ganzen Shows u.s.w., alles ist so teuer, aus unserer Liebe zu der Sache heraus muß immer alles so perfekt sein. Alles, was wir tun, darf niemals Mittelmaß werden, es muß immer das beste sein, was wir tun können, es muß etwas heiliges sein.

An solchen Aussagen wird natürlich stark deutlich, daß SAVIOUR MACHINE nie eine gewöhnliche Band war. Anscheinend stand die Musik nie im Vordergrund, die Verschmelzung von Lyrics und Musik, die auf ‚Legend Part 2‘ ihren Höhepunkt findet, war wohl schon immer das Besondere an der Band. Doch wie sah dies die Band, was war die Intention hinter SAVIOUR MACHINE?

Als ich dieses Projekt vor acht Jahren begann, Saviour Machine, wußte ich vermutlich noch nicht, daß es sich wirklich um eine Mission handelte. Ich denke, ich wollte einfach etwas teilen, etwas musikalisches, das nichts mit dem zu tun hatte, was einem sonst vorgesetzt wird. Die ersten beiden Alben waren aber letztendlich nur dazu da, damit die Leute aufmerksam werden und um zu wachsen. Ich war letztendlich noch nicht an dem Punkt, zu akzeptieren, welche Verantwortung es ist, ein ‘Geistlicher’ genannt zu werden. Ich hatte nie vor, ein Prediger zu werden. Aber letztendlich hat Gott mein Herz dazu bewegt, dieses Legend-Projekt so zu machen, wie es ist. Es war nicht meine Intention zu predigen, aber wenn Gott es so gewollt hat, die Prophezeiung durch Musik zum Leben zu erwecken, wenn dies predigend rüberkommt, dann ist dies das Problem anderer und nicht meines. Sowas nennt man gehorsam sein.

…und die Gehorsamkeit gegenüber Gott kommt in fast jedem Satz Eric Clayton’s zum Ausdruck. Jeder Schritt, den er macht, begründet der ‚Mann in Weiß‘ mit dem Willen Gottes und der Weg von SAVIOUR MACHINE scheint ganz in Gottes Hand zu liegen.

Wir tuen dies, weil wir gerufen wurden, dies zu tun. Es gibt keinen logischen Grund dafür. Es gibt viele Dinge, die wir tun könnten, die einfacher wären. Es gibt viele Dinge, die wir tun könnten, um mehr Geld zu verdienen. Jeder von uns wurde mit viel Talent gesegnet. Wir sind beschenkte Musiker und könnten sicher einiges Tun, um an Geld zu kommen, aber darum geht es nicht und ging es nie! Es ist ein Ruf von Gott selbst, so war es von Anfang an. Es war eine Entwicklung, bei der man sagen könnte, daß wir alle anderen CDs gemacht haben, um ‘Legend’ realisieren zu können. Wenn ich dir von meinen Intentionen erzählen soll, kann ich dir nur sagen, daß ich keine Intentionen habe…meine Intention ist, Gottes Wille zu folgen. Wenn Gott von mir verlangt, dies zu tun, dann tu ich dies, ohne ihm Fragen zu stellen. Ich kann dir nicht erklären, welche Gründe es für mich selbst gibt, dies zu tun. Ich weiß nicht, was meine Ziele sind. Ich tue dies alles, weil Gott es befiehlt, egal wie schwer es ist. Was ich tun will ist, Gott zu dienen, das zu tun, was Gottes Wille ist. Wenn daraus etwas großes wird, dann deshalb, weil Gott es erlaubt hat. Das menschliche Verlangen hinter dies allem ist, meine Familie ernähren zu können. Letztendlich ‚hungere‘ ich finanziell und meine Familie ist immer in einem finanziellen Risiko. Gott sorgt bisher dafür, daß ich immer über dem Wasser bleibe, ich habe nicht mehr, als ich brauche, aber es genügt.

Worte, die für mich als ‚Heide‘ schwer zu verstehen sind….

Wenn du zu jemanden sagst, ‚hey, ich weiß, daß Gott mich leitet, einfach weil ich es weiß‘, macht das für einen Nichtgläubigen keinen Sinn, es ist nicht logisch. Das Wort ‚Glaube‘ kannst du in keine Schachtel stecken und ihm eine Definition geben. Es ist etwas, daß du nicht berühren kannst. Durch Glaube, Gehorsam und dem, was Gott dir sagt, zu tun, kommt großes Wissen und Verstehen, demgegenüber, was Gott von dir will zu tun. Ich verstehe heute viel besser, warum Gott mich dahin geführt hat, wo ich jetzt bin, als ich dies vor 5 Jahren tat. Zu Glauben ist auch harte Arbeit, besonders in dieser Welt. Wenn es nur mich, die Bibel und Gott gäbe, wäre die Sache einfach. Aber ich lebe in dieser Welt, die voll von bösen Dingen ist. Es ist, als versuche man auf einer dünnen Linie zu gehen und ständig versucht jemand, dich von der Linie zu stoßen. Viele Leute kommen auf mich zu und sagen zu mir ‚hey, du bist so voller Stärke, danke, daß du mich inspiriert hast’, aber ich kann dazu nur sagen ‚Danke Gott dafür’. […] Wenn du die ganze spirituelle Seite wegnimmst, hoffe ich natürlich auch als Künstler, andere Menschen zu inspirieren. Wenn Leute durch mich inspiriert werden, und von dem, was sie hören und sehen sagen, ‚dies ist ein Kunstwerk‘, dann erfüllt mich das natürlich als Künstler. Aber letztendlich kann ich nur wiederholen, daß ich das tue, was Gott von mir will und ich hoffe, daß dies der Fall ist. Das ist irgendwie die Überschrift des ganzen.

Aussagen, die so stark vom Glauben an Gott und den Interpretationen eines Einzelnen in Gottes Wort abhängig sind, werfen natürlich die Frage auf, inwiefern da die Band mitziehen kann oder wie stark die Band ein Ein-Mann-Projekt darstellt…auffällig ist, daß es nach ein paar Besetzungswechsel mit dem Ausstieg von Jeff, Eric’s Bruder, einen krassen Einschnitt in der SM-Besetzung gibt, der doch eine genauere Erklärung erfordert. War es eine musikalische Angelegenheit oder kam auch Jeff mit den Ansichten Eric’s nicht mehr zurecht? Die Begründung hört sich jedoch aus Business-Technischer Sicht viel einfacher an. Tatsächlich ist es so, daß Jeff mental sehr stark durch seine Scheidung mit seiner Ehefrau beansprucht ist, so daß er nicht mehr die nötige Kraft für die Band aufbringen kann…

SM bedeutet viel harte Arbeit. Und Jeff‘s Leben ist durch die Scheidung so kompliziert und intensiv geworden, daß er mit all dem einfach nicht mehr weitermachen konnte. Ich denke, es war Gottes Wille, daß Jeff bei SM ausgestiegen ist um mit seinem Leben wieder klar zu kommen. Es ist wichtig, daß er diese Dinge wieder in Ordnung bringt. Die Größte Verantwortung eines Menschen, ist die gegenüber seiner Familie, und dieser versucht er nun nachzukommen. Er braucht momentan viel Zeit und wir wissen nicht, wie es weitergehen wird.

…bleibt die Frage nach den anderen Bandmitgliedern…

Alle, die jemals in SAVIOUR MACHINE einbezogen waren, waren verschiedene Leute zu verschiedenen Zeiten. Das was ich meinte mit ‚Versuchen, sich auf den Weg zu konzentrieren‘ betrifft ja nicht nur mich, auch die anderen Bandmitglieder. Die anderen werden genauso herumgeschubst und versucht, vom Weg abzukommen. Manchmal wird dies für ein Bandmitglied einfach zuviel. Betrachte es wie ein Krieg…du marschierst in den Kampf und willst kein schwaches Glied in der Kette haben. Wenn Soldaten in die Schlacht ziehen, willst du keinen in den Reihen haben, der nicht dafür bereit ist.

Schon zu diesem Zeitpunkt des Interviews mußte ich feststellen, daß es wirklich schwierig ist, nicht zu ausschweifend zu werden und beim Thema zu bleiben. Auf dem weltlichen Boden zurückgeholt wurde ich im Gespräch mit Eric Clayton eigentlich in erster Linie durch die ständig besorgten Fragen der SM-Crew, ob Eric denn auch genügend Zigaretten hätte. Seltsam menschlich wirkt dieses Laster, wenn man sich die tiefgreifenden Aussagen dieses Mannes anhört. Für mich jedoch immer wieder Gelegenheit, mich auf meine Fragen zu konzentrieren und so interessieren mich zunächst mal die Pläne für die Live-Show, in der Eric alle 3 Legend Alben hintereinander aufführen wollte. Für mich scheint dies jedoch fast über das Ziel hinausgeschossen, angesichts der Intensität, die ein SM-Gig beinhaltet. So ist man nach 90 Minuten doch sehr erschlagen und wirklich erschöpft…

Eines Tages möchte ich die Legend-Geschichte in einer großen Show auf die Bühne bringen. Dies aber nur in einer Show, da es zu viel Geld kosten würde. Meine Vision, um dies zu einer göttlichen Sache werden zu lassen ist, daß dies nur in einer einzigen Show geschehen kann, und dies in Israel. Mir ist schon klar, daß unsere Show sehr anstrengend ist, frag mich mal, haha…aber je öfter man die Show sieht, um so mehr lernt man, mit den Dingen umzugehen. Die letzte Show war ebenfalls sehr intensiv. Fans können uns sicher vorwerfen, daß wir zu kompliziert geworden sind, zu predigend oder die Musik zu sehr den Anspruch zu geben, diese genau anhören zu müssen, man kann uns vieler Dinge beschuldigen, aber nicht, daß wir einfacher, leichter geworden sind. SM wurden von Anfang an, schwerer und schwerer und immer intensiver. Wir könnten auch einfachere Musik machen, aber dies wurde schon von so vielen Bands vor uns gemacht. Wir wollen etwas wirklich einzigartiges machen, etwas zeitloses, das die Leute auch in 10 Jahren noch anhören können und sagen, dies ist etwas Spezielles. Das ist das einzige, das wir garantieren können, daß wir immer intensiver werden.

Und diese Garantie wurde bisher mit jedem weiteren Album erfüllt. Erschien mir das zweite offizielle Album schon als nicht durschaubar, wurde dies mit ‚Legend‘ konsequent fortgesetzt. Nicht einfach macht es da einem die Live-Show, die nur so vor schwervestehbarer und sicher auch mißverständlicher Symbolik strotzt…

Alles, was du auf der Bühne siehst ist symbolisch für etwas bestimmtes.

Es gibt aber auch sicher viele Menschen, die der Band unterstellen, die Live-Show und das Spiel mit dem Glauben auf so eine provokative Art als reines Gimmick zu benutzen.

Wenn ich wirklich mit SM Geld machen wollte, würde ich etwas anderes tun. Wenn du dich als intelligentes menschliches Wesen fragst, wenn du darauf schaust, was auf der Bühne passiert, wenn du zuhörst, nicht nur mental sondern auch emotional, ist dies gestellt oder ist es etwas reales, meint dieser Mann das was er sagt, wirklich so, wie er es sagt, dann denke ich dürfte es nur eine Antwort geben. Die Leidenschaft die du siehst, die Intensität, sowas kannst du nicht herstellen. Schau dir diesen ganzen Black Metal Müll an…diese Leute fabrizieren, sie springen auf einen Zug auf, um zu verkaufen, weil die Leute die Sachen kaufen. The Devil sells. Gott nicht. Vieles von diesen Dingen, die mit dem Black oder Death Metal einhergehen sind wirklich schlecht. Es enthält keine Leidenschaft, keine Integrität. Es ist wirklich Müll. Ich könnte diese ganze Sache ernstnehmen, wenn ich einen Teufelsanbeter sehen würde, der wirklich von diesen Dingen überzeugt ist. Auch wenn er mein Feind wäre, hätte ich allen Respekt für ihn, anders als bei den Leuten, die diese Dinge als Gimmick benutzen.

Worte, die man im Angesicht des Sängers einfach glauben muß. Bei ihm scheint nichts gestellt oder unecht. Auch die Tiefgründigkeit, mit der Eric Clayton die Fragen beantwortet, beweisen eine sehr lange Auseinandersetzung mit dem Thema Glaube, die jedoch auf mich etwas einseitig wirkt. Für viele Fans jedoch scheint Eric Clayton ein weiterer Prophet zu sein…

Ich denke, es ist arrogant und anmaßend, von sich zu sagen, man wäre ein Prophet. Das zu sagen ist nicht mein Recht. Ich denke, ich bin ein normaler Mensch, dem von Gott bestimmte Gaben und Talente gegeben wurden, zu singen, Platten zu Produzieren, zu arrangieren. Ich denke, wenn ich beschreiben soll, wie ich mich sehe, dann ist das als gehorsamer Jünger Christus’, der tut, was Gott von ihm verlangt. So einfach ist das…

…so einfach, doch woher nimmt Eric Clayton die Sicherheit, dem Willen Gottes zu entsprechen?

Auch ich frage mich oft, ‘tu ich Gottes Willen?’ Das tun wir jeden Tag im Leben. Man fragt sich, ‘diene ich Gott so, wie Gott von mir erwartet, ihm zu dienen?’ Alles, was wir letztendlich tun können, ist uns weiterhin dieses Fragen zu stellen und zu hoffen, daß wir am Ende das Richtige getan haben.

Nun interessiert es mich aber doch genauer. Welchem Glauben gehört Eric Clayton denn nun an?

Ich bin ein Nicht-Konfessioneller-Christ, ich folge keiner Überzeugung, keinen Geboten, die von Menschen gemacht wurden, ich gehöre keiner bestimmten Glaubenskonfession an. Ich folge den Gesetzen, die von Gott selbst festgelegt wurden. Ich folge dem Zeugnis Christus’, dessen Leben. Es ist eine Jüngerschaft Christus’ selbst. Wie ein wahrer Christ sein sollte. Dem Zeugnis Christus’ zu folgen ist die Basis des Lebens. In jeder Situation im Leben kannst du dich fragen, was würde Christus in dieser Situation tun, und du hast die Antwort. Dem Gesetz Gottes folgen und nicht dem Gesetz der Menschen. Denn der Mensch hat das Gesetz Gottes in der Religion korrupiert. Dies ist der Unterschied zwischen Religion und mir. Es gibt einen Unterschied, einen absoluten Unterschied. Ich denke Gott hat mich inspiriert, das zu tun, was ich mache, die Musik zu machen, aus künstlerischer Sicht. Alles was ich versuche, ist Gehorsam zu sein, und das ist oft schwierig. Wenn ich dazu erkoren werde, eine Sache zu tun, dann frage ich nicht, sondern tu sie einfach. Wenn Gott jemanden durch SM erreicht, dann ‘Lob ihm’. Ich bin dankbar, ein Teil dessen zu sein. Es ist verrückt. Es gibt einfachere Dinge, die ich tun könnte, manchmal ist es kein lustiger Job, aber es kommt von meinem Herzen. Ich könnte auf dieser Welt viele Dinge tun, um Geld zu bekommen, aber ich mache immer noch weiter dies hier zu machen. Es läuft darauf hinaus, Gehorsam zu sein, zu tun, was Gott von einem verlangt. Aber es ist sehr sehr schwer. Die Welt macht es kompliziert, diese Dinge zu tun. Alles, was man auf dieser Welt tun kann, ist Gott gehorsam zu sein. Aber es ist schon schwer genug, an Gott zu glauben.

Das Wort ‚Gehorsam‘ (‚Obidience‘) fällt in Eric`s Ausführungen immer wieder. Ein Wort, das aus meiner Sicht eine sehr negative Aussage hat.

Gehorsam gegenüber Gott?

Im Allgemeinen…

Es kommt darauf an, gegenüber was du gehorsam bist…die Definition von ‚Obedience‘ ist eigentlich ergeben, gehorsam, unterwürfig zu sein. Dies würde ich gegenüber keinem Menschen sein. Kein einziger…vielleicht gegenüber einer Frau…meiner Ehefrau … oder 3 Frauen…meine Frau und meine Töchter… hahaha

Doch es sind nicht nur bestimmte Worte, die mir in Eric’s Aussagen immer wieder Verständnisschwierigkeiten bereiten. Was mir in seinen Ausführungen auffällt ist, daß er gegenüber anderen Menschen bezüglich seiner Art zu glauben viel Toleranz abverlangt. Ein Charakterzug, den ich bei Menschen, die sich Christen nennen, recht selten zu sehen bekomme…viele Christen reagieren auf Kritik an ihrem Glauben sehr fanatistisch. Meiner Frage, wie es mit der Toleranz gegenüber Anders-/bzw. Nichtgläubigen wie mir aussieht, begegnet Eric Clayton ruhig und ‚sachlich‘ (wenn dieses Wort im Zusammenhang mit Glauben überhaupt benutzt werden kann…).

Vom Grunde meines Herzens habe ich absolut Toleranz gegenüber Anders- oder Nichtgläubigen. Ich kann dich nicht verurteilen für das was du bist und denkst. Ich kann nur hoffen und beten, daß eines Tages Gott sich dir offenbaren wird. Egal ob durch ein kleines Kind, eine Blume, oder was auch immer. Ich hoffe für jeden Nichtgläubigen, daß er eines Tages die Gelegenheit hat, Gott erkennen zu können. Ich für meinen Teil denke, daß Gott sich den Menschen ständig offenbart, auch jetzt in diesem Moment. Die Sache ist, daß wir uns als Menschen entscheiden müssen, was wir daraus machen. Sieh es, wie bei deinen Eltern. Sie sagen zu dir, ‚tu dies nicht, du könntest dich verletzen‘, und wenn du es eben doch tust, verletzt du dich, aber du hast vielleicht etwas daraus gelernt. Wenn sie zu dir sagen, geh nicht auf die Straße, du könntest überfahren werden, dann wirst du dies spätestens lernen, wenn du dabei verletzt wirst.

Auf die Frage, ob es für Eric nicht auch sowas wie ‚Gut und Böse in einem‘ gibt, meint er:

Es gab immer schwarz und weiß, gut und böse. Seit dem Fall der Menschen. Es gibt ein pures Weiß und ein pures Schwarz und eine ganze Menge an Schattierungen dazwischen…es gibt viele Leute, wie du z.B. auch, die sehr grau sind…wir leben im Grau. Ich denke, daß die meisten im Grau leben, da dies der größte Teil ist. Und der härteste Weg ist immer der in der Mitte…der gefährlichste Teil des Weges. Es läuft letztendlich darauf raus, was du am Ende willst. Ich denke, es liegt in unserer Natur, herauszufinden, was die Wahrheit ist…und es liegt in Gott, wann du die Wahrheit finden wirst. Was meiner Meinung nach auch in der Natur des Menschen liegt ist, daß wir so selbstsüchtig sind, daß wir immer versuchen, das zu erzwingen, was wir wollen, ohne zu fragen, was Gott will…und wenn wir herausfinden, was Gott will, gibt uns dies mehr Freiheit. Meine Kinder zum Beispiel…ich bin sehr streng mit meinen Kindern…es gibt fundamentale Regeln, die ich ihnen beibringen möchte. Aber ich bringe sie ihnen in Liebe und absoluter Ehrlichkeit bei. Ich versuche, sie mit Leben zu füllen. Und ich versuche ihnen so, Stärke zu geben. Da bin ich momentan sehr streng, aber um so älter sie werden, und mir zeigen, daß sie durch Gehorsam Verantwortung haben, dann lasse ich auch lockerer.

…doch ist es nicht auch möglich, seine Kinder ohne Glauben zu erziehen, ihnen aber trotzdem die Werte weiterzugeben, die sie ‚gut‘ werden lassen?

Ich glaube, wenn du ein gutes Herz hast….es gibt für mich viele gute Menschen auf dieser Welt, die nicht glauben. Ob du es nun realisierst oder nicht, so tust du oft, was Gott von dir hofft, zu tun. Dafür gibt es einen Grund. Es gibt einen Grund, warum dein Herz so ist, es gibt einen Grund, warum du versuchst gut zu sein und nicht böse. Ein Grund ist, daß Gott in diesem Moment in deinem Kopf ist. Es ist okay, es kommt nicht darauf an. Ich denke, es gibt viele Möglichkeiten, Kinder gut zu erziehen, auch ohne, daß Gott fundamental in der Familie auftaucht. Ich denke, daß dies dann vielleicht schwerer ist. Vielleicht letztlich auch gefährlicher. Denn früher oder später kommen sie an den Punkt, an dem du ja wohl auch schon warst, an dem sich die Kinder fragen, was ist die Wahrheit, ist Gott real oder nicht und all dies. Und dies kann auf jede Art enden. Jeder kommt irgendwann an den Punkt, an dem er sich Fragen stellt, an dem er die Wahrheit in Frage stellt. Und es ist sehr schwer auf dieser Welt die Wahrheit zu finden, daß es so viele Lügen gibt. Ich glaube, es gibt sehr viele Leute auf dieser Welt, die so knapp davor sind, die Wahrheit zu finden. Es ist eine einfache Sache… suche und du wirst finden. Aber du mußt es wirklich wollen, du kannst niemand in etwas zwingen. Ich kann dich nicht zwingen zu glauben, ich kann nicht mal von dir fordern, zu glauben… ich kann es nicht in dich fürchten, ich kann es nicht in dich predigen, aber vielleicht entscheidest du dich einmal in deinem Leben, ‚das ist es, ich muß es wissen, für mich selbst, also werde ich es versuchen. Ich werde versuchen, es herauszufinden.’ Und wenn du wirklich versuchst, es herauszufinden, dann wirst du es auch. So funktioniert es. Aber nicht, solange du nicht dazu bereit bist. Und wenn du nie dazu bereit bist, dann ist das okay.

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Als ich mich von Eric Clayton an diesem Abend verabschiede, lächelt er mich freundlich an. Auch für ihn scheint dieses Interview nicht den gewöhnlichen entsprochen zu haben, was er mit den Worten ‚it was a good interview, maybe much more than an interview‘ zum Ausdruck bringt. Es ist schon fast seltsam, so viel persönliches eines Menschen in die Öffentlichkeit zu tragen. Obwohl ich nachwievor viele Schwierigkeiten mit der christlich fundamentalistischen Weltanschauung des Sängers habe, wird dies Interview wohl auch für mich eine besondere Erfahrung bleiben, die mich auch noch eine ganze Weile später zum Nachdenken brachte.

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