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SACRED OUTCRY: Lasst mich euch die Geschichte der Sacred Chronicles erzählen!

Die Fertigstellung und Veröffentlichung ihres Debütalbums “Damned For All Time” war eine regelrechte Odyssee für die griechische Epic Metal-Band SACRED OUTCRY. Mit dem Nachfolger “Towers Of Gold” ging es dann deutlich schneller, was aber nicht zu Lasten der Qualität ging. Im Gegenteil, mit “Towers Of Gold” haben sich SACRED OUTCRY einen Platz in meiner Jahres Top 3 gesichert. Ich nutzte die Gelegenheit, dem Bandkopf und letztem verbliebenen Gründungsmitglied George Apalodimas einen ausschweifenden Fragenkatalog zu schicken.

Hi George! Wie geht es dir und was ist gerade bei SACRED OUTCRY los?

Hi Daniel, danke für dein Interesse! Hier ist alles gut, ich bin gerade aus meinem Sommer-Urlaub zurückgekommen und passe mich gerade wieder so langsam an. Bei SACRED OUTCRY ist momentan eine Menge los, aber das aufregendste sind einige frühe Songwriting-Ideen für das nächste Album, welches in einigen Monaten unser Fokus sein wird.

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Herzlichen Glückwunsch zur Veröffentlichung von “Towers Of Gold“. Ich finde das Album fantastisch, noch besser als euer Debüt “Damned For All Time”.

Vielen Dank, wir sind sehr stolz auf das Album und das Feedback, welches wir bekommen, ist absolut wahnsinnig. Ich kann meine Dankbarkeit gegenüber den Menschen, die Zeit mit “Towers Of Gold” verbracht haben, gar nicht ausdrücken, ihr sollt nur wissen, dass ich versuche, jeden Kommentar, jede Nachricht und jedes Feedback zu lesen und es bewegt mich wirklich. Mal schauen, was als nächstes kommt!

Es hat fast zwei Dekaden gedauert, euer erstes Album fertig zu bekommen und zu veröffentlichen. Was ist in all den Jahren passiert? Warum habt Ihr so lange gebraucht?

Nach unserer Auflösung war die Band eine lange Zeit inaktiv, die meiste Zeit haben wir also damit verbracht, in anderen Bands zu spielen und anderen Projekten nachzugehen. Um 2015 rum haben wir uns dann langsam dazu entschlossen, “Damned For All Time” wieder neu aufzunehmen. Danach war es eher ein Timing-Problem, die richtige Stimme für das Album zu finden, alles nach unseren besten Möglichkeiten aufzunehmen und die orchestralen Parts zu komponieren, welche wir im Vergleich zur 2003er Version hinzugefügt wurden.

Wir haben viele längere Pausen gemacht, da wir keinen Zeitdruck hatten, was geholfen hat, sicherzustellen, dass wir möglichst nahe an die ursprüngliche Vision heran kommen. Dann ging es an Mix, Mastering und darum, den richtigen Platz im Veröffentlichungsplan von No Remorse Records zu finden. So haben sich die Verschiebungen ganz schön angehäuft. Wir haben unser Zeitmanagement bei “Towers Of Gold” allerdings deutlich verbessert, ha ha!

“Als wäre ein Traum wahr geworden” – George Apalodimas über die Veröffentlichung von “Damned For All Time”

Wie haben du und der Rest des alten Line-Ups dich gefühlt, als im September 2020 “Damned For All Time” endlich draußen war?

Für mich war es verrückt, als wäre ein Traum wahr geworden. Wir reden hier über ein Album, welches ich tausende Male gehört habe, bevor die Öffentlichkeit überhaupt wusste, dass es existiert. Einen Sänger wie Yannis an Bord zu haben und die Songs in ihrer vollständigen Version zu hören, war ein unglaubliches Gefühl und ich halte dieses Album sehr nah an meinem Herzen. Es ist ein Begleiter eines Lebensabschnitts. Die anderen empfinden mehr oder weniger ähnlich, auch wenn einige nicht ganz so begeistert waren. Das ursprüngliche “Damned For All Time” war eine echte Teamleistung in Sachen Songwriting, man sollte also davon ausgehen, dass alle das gleiche Gefühl der Erfüllung hatten, als wir es geschafft hatten, das Album zu veröffentlichen. Aber das hat leider nicht jede so gesehen.

Es gibt ja auch eine Demo-Version des Albums. Wie sehr unterscheidet sich diese von der 2020er Version? Gibt es die Möglichkeit, diese Version noch zu hören?

Das Album ist praktisch identisch, nur deutlich schlechter ha ha. Nein, ernsthaft, die 2020er Version ist ausgereifter, durch den Gesang von Yannis und das “Orchester”, welches zur Band spielt, ist sie deutlich überlegen. Davon abgesehen gab es ein paar kleinere Änderungen an den Texten, abgesehen von “Sacred Outcry”, welches ursprünglich geschrieben wurde, als ich ungefähr 15 war und so natürlich textlich überarbeitet werden musste.

Wir haben aber versucht, die Änderungen so gering wie möglich zu halten, da der Sinn des Ganzen ja war, das zu veröffentlichen, was wir damals erschaffen haben. Ich habe die Originaldateien noch irgendwo, es wäre schön sie abmischen und einer zukünftigen Veröffentlichung als Bonus beizufügen oder sie umsonst auf bandcamp zu veröffentlichen, wir werden sehen. Oh, und die Orignalversion wurde in Standard E-Tuning aufgenommen, in der neuen Version haben wir einen Halbton tiefer gestimmt.

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Nach der Veröffentlichung von “Damned For All Time” hat sich die Besetzung von SACRED OUTCRY komplett geändert, du bist der einzige, der vom alten Line-Up noch übrig ist. Warum haben die anderen Musiker die Band verlassen?

Menschen entwickeln sich und manchmal entwickeln sie sich auseinander, das ist nur natürlich. Nach der Veröffentlichung unseres Debütalbums hatten wir ein langes Gespräch mit den Jungs, aber es wurde schnell klar, dass es unterschiedliche Prioritäten und Blickwinkel gab, wie es weitergehen sollte. Wir waren einfach nicht mehr auf Augenhöhe. Einer hat beschlossen komplett aufzuhören, ein anderer wollte nicht mehr Teil der Band sein, wenn die Originalbesetzung nicht mehr intakt wäre.

Ich habe absurd viel Zeit damit verbracht, alles für “Damned For All Time” zu geben und ich verbringe weiterhin viel Zeit mit praktisch allem, was SACRED OUTCRY betrifft. Ich erwarte nicht von jedem, dermaßen irre viel Zeit zu investieren, andererseits habe ich aber auch nicht die Energie, mich mit Kleinigkeiten aufzuhalten, die nichts sind im Vergleich zum großen Ganzen. Und das große Ganze sollte immer die Band und die Musik sein.

Yannis Papadopoulos war ja nur Gastsänger auf “Damned For All Time”. Gab es nie die Option, dass er ein festes Bandmitglied wird?

Nein, nicht wirklich. Yannis ist ein fantastischer Sänger, wahrscheinlich mein Favorit aus dieser Generation und es ist wirklich großartig, mit ihm zu arbeiten. Aber er war von Anfang an sehr ehrlich dahingehend, dass BEAST IN BLACK seine einzige Priorität sind. Wir haben ein paar Szenarien durchgespielt, um zu schauen, ob wir es irgendwie möglich machen könnten, aber es ging einfach nicht. Vielleicht können wir ja mal ein geiles Duett machen, wenn er Zeit dafür hat. Er ist hier immer willkommen.

“Daniel war immer mein Traumkandidat für die Band” – George hält große Stücke auf seinen Sänger

Wieso war euer Originalsänger Vagelis Spanakis nicht für “Damned For All time” verfügbar?

Vagelis hat nichts mehr mit Musik zu tun, aber ich wollte ihn wirklich auf dem Album haben, weil er einen wichtigen Anteil daran hatte, unseren Sound damals zu entwickeln. Die Akustikgitarren auf “Damned For All Time” sind noch jene, die er 2003 aufgenommen hat, sie fungieren also als Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Ich habe ihn auch vor “Towers Of Gold” kontaktiert, weil er ein paar Intros komponiert hatte, die ich modifiziert und auf dem Album verwendet habe. Ich wollte wirklich, dass er sie einspielt, aber er war leider nicht verfügbar. Ich denke, er wird immer auf die eine oder andere Art “involviert” sein, ich habe immer noch eine Menge Ideen, die wir zusammen zwischen 2001 und 2003 komponiert haben, einige davon werden vielleicht noch auf einer zukünftigen Veröffentlichung landen.

Euer neuer Sänger ist Daniel Heimann, der einen wirklich großartigen Job gemacht hat. Seine Gesangsleistung ist herausragend! Wie bist du mit ihm in Kontakt gekommen?

Daniel war immer mein Traumkandidat für die Band, sogar damals, als wir diese lange Pause gemacht haben. Ich wollte immer mit ihm arbeiten, weil ich das Gefühl hatte, dass seine Stimme gut zu unserer Musik passen würde. Er hat diese süße Melancholie in seiner Stimme und unsere Musik ist voller Melodien, welche diesen Aspekt weiter verstärken können, ohne dabei etwas von der unglaublichen Kraft zu verlieren, die er in der Stimme hat.

Ich hatte das Glück, mit Yannis für das Debüt arbeiten zu können, daher habe ich Daniel gar nicht erst kontaktiert. Aber als Yannis mir mitteilte, dass er auf dem nächsten Album nicht dabei sein könne, gab es keine andere Option mehr in meinem Kopf. Ich habe Daniel kontaktiert, ihm das ganze Projekt präsentiert und erklärt, weshalb ich ihn für den idealen Kandidaten halte und er war dann ziemlich schnell an Bord.

Ich habe in einem anderen Interview mit dir gelesen, dass du ihn schon für “Damned For All Time” im Hinterkopf hattest. Wieso hat das damals nicht geklappt?

Das lustige ist, dass ich damals 2006 eine Mail an Daniel geschrieben, aber nie abgesendet habe, da ich nichts Vorzeigbares hatte, was ich ihm hätte zeigen können. Nun spulen wir zehn Jahre vor, in die Zeit, als wir das Debüt neu aufgenommen haben – ich traf Yannis und die Chemie zwischen uns stimmte, so dass es ganz natürlich war, ihn mit ins Boot zu holen. Aber ich wusste ja, dass es für Yannis schwer werden würde, dabei zu bleiben. Und da ich so fest entschlossen war, mit Daniel zusammenzuarbeiten, habe ich ein kleines Runenrätsel im Booklet von “Damned for All Time” versteckt. Somit konnte jeder, der sich damit beschäftigt hat, die Geheimnisse des Debüts zu entschlüsseln, eine Ahnung davon bekommen, was auf ihn zukommen würde, ha ha.

Er singt auch bei WARRIOR PATH, einer weiteren griechischen Band. Eigentlich kommt er ja aus Schweden. Lebt er noch dort?

Ich glaube nicht, dass Daniel noch bei WARRIOR PATH ist. Ich bin mir nicht mal sicher, ob er je ein Bandmitglied im traditionellen Sinne war. Er lebt noch in Schweden, aber er ist ein Profi, die Distanz ist also egal. Es ist allerdings etwas schwieriger, Dinge wie Videoclips oder Fotoshootings zu arrangieren.

Wie ist die Arbeit an den Songs für “Towers Of Gold” gelaufen? Hast du das ganze Songwriting, Arrangement und so weiter alleine gemacht oder haben die anderen Musiker auch etwas beigetragen?

“Towers Of Gold” wurde vollständig geschrieben, nachdem wir die Aufnahmen zu “Damned For All Time” abgeschlossen hatten. Mix und Mastering des Albums haben sehr viel Zeit verschlungen, da wir verschiedene Ansätze ausprobiert haben, bis es dann endlich soweit war. Ich wusste, dass wir mit der Veröffentlichung des Debüts ordentlich Schwung haben würden, fragte also das alte Line Up nach Ideen, damit wir die freie Zeit nutzen könnten, um so langsam mit der Arbeit am Nachfolger zu beginnen. Der erste vollständige Song, den ich geschrieben habe, war “The Sweet Wine Of Betrayal”. Ich teilte ihn mit dem Rest der Jungs, um sie vielleicht dazu zu kriegen, Songs oder Ideen beizusteuern, aber niemand von ihnen schickte mir irgendwas.

Es gab einige Akustik-Passagen und ein paar Riffs aus den frühen Tagen, die ich ausgraben und zu vollständigen Songs entwickeln musste. Ich hab dann einfach weiter gemacht und irgendwann hatte ich genug Material für ein komplettes Album zusammen, noch bevor “Damned For All Time” veröffentlicht war. Also war eigentlich alles fertig, bevor der Line Up-Wechsel stattgefunden hat. Als die neuen Jungs dann an Bord waren, sind wir die Songs durchgegangen und alle haben hervorragende Arbeit dabei abgeliefert, ihnen ihre persönliche Note zu verleihen, sei es durch ihre Art zu spielen oder Vorschläge zu machen, welche die Songs verbessert haben.

Wird die Band immer mehr oder weniger dein Projekt bleiben oder möchtest du eine richtige Band mit gleichwertig beitragenden Musikern?

Meiner Meinung nach gibt es in jeder Band einen, vielleicht zwei Leute, die alle wichtigen Entscheidungen treffen. Das soll nicht schmälern, was irgendjemand beiträgt, aber das Level, auf dem man sich einbringt, ist eine Entscheidung, die jeder selbst trifft. Ich habe eine sehr klare Vorstellung davon, in welche Richtung die Band gehen soll und ich arbeite rund um die Uhr an so ziemlich allem, bin also natürlich auch in so ziemlich jede künstlerische Entscheidung involviert. Es ist schwierig, weil wir nicht proben, um Ideen auszutauschen und spontan etwas zu komponieren. Aber ich fände es großartig, wenn mir jeder seine egal wie verrückten Ideen schickt, um zusammen daran zu arbeiten, denn ich denke, dass wir von anderen Ansätzen profitieren könnten, die sich von meiner üblichen Songwriting-Methode unterscheiden.

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So wie ich es verstanden habe, gibt es für die Story auf den Alben ein Konzept, “The Sacred Chronicles”. Kannst du uns etwas mehr darüber erzählen? Hast du die Geschichte komplett alleine geschrieben und weißt du schon wann und wie sie endet?

Das erste Album wurde im Booklet als Nachricht an alle Menschen, die gewartet und die Band mit ihrer Unterstützung und Hingabe geehrt haben, so bezeichnet. Das hat zu einem kleinen Missverständnis geführt, da die Leute dachten, es ginge um ein Konzept, dabei war es nur ein Weg den Menschen, die Zeit mit unserem Album verbracht und uns unterstützt haben, zu danken und mitzuteilen, dass noch mehr von uns kommt.

Der Begriff “Sacred Chronicles” war eine Zeitlang mal ein potentieller Name für die Band, falls wir uns entschieden hätten, den Namen vor der Veröffentlichung des Debütalbums zu ändern. Das ging auf einen Insider-Witz zurück, den ich mit ein paar Freunden hatte, bevor die Band wieder zusammen gekommen ist. Ich meinte, dass wir irgendwann in der Zukunft aufhören würden (Nachdem wir BLIND GUARDIANs Folge großartiger Alben gebrochen haben) und dann ein alter Mann die Geschichte unserer Band erzählen würde, wie im Intro von “Conan der Barbar”: “Lasst mich von den Tagen großer Abenteuer erzählen!” “Lasst mich euch die Geschichte der “Sacred Chronicles” erzählen!”

Was ist für dich schwieriger zu schreiben? Musik oder Texte?

Mir fällt es generell sehr leicht, Texte zu schreiben, solange mir ein interessantes Thema einfällt. Oft brainstorme ich eine Textzeile zur Musik und benutze ein paar “Schlüsselwörter”, von denen ich denke, dass sie gut zum speziellen Part passen. Dann arbeite ich mit diesen Worten, die in meinen Ohren so großartig klingen ha ha ha. Bei der Musik ist es etwas schwieriger, weil ich möchte, dass die Songs interessant sind und für sich selbst stehen können, noch bevor die Gesangslinien und Texte dazu kommen. Die größte Herausforderung ist es aber, diese beiden Dinge in Harmonie zusammenzuführen und die Musik die Gefühle vermitteln zu lassen, welche die Texte beschreiben.

Als Haupteinflüsse nennst du MANOWAR, WARLORD und BASIL POLEDOURIS. Das kann ich soweit nachvollziehen, finde allerdings, dass euer erstes Album etwas mehr nach WARLORD klingt als “Towers Of Gold”. Welche Bands würdest du noch als Einflüsse bezeichnen, sowohl als Musiker als auch als Fan? Vielleicht auch der eine oder andere Künstler, den man nicht sofort erwarten würde?

Hm, ich würde nicht wirklich zustimmen, dass “Towers Of Gold” weniger WARLORD-Einfluss hat, speziell, wenn es um die Gitarrenmelodien geht. Vielleicht liegt es daran, dass im Großen und Ganzen noch so viel mehr passiert und ich versuche, niemals wirklich eins zu eins nach einer bestimmten Band zu klingen. Ich habe meine Haupteinflüsse beim Schreiben von “Towers Of Gold” im Booklet angegeben. MANOWAR und WARLORD sind immer dabei, BLIND GUARDIAN, VIRGIN STEELE, CRIMSON GLORY oder HELLOWEEN ebenfalls.

Ein bisschen ANGRA und frühe AVANTASIA sind auch zu finden und der weniger erwartbare Einfluss wären dieses Mal wohl DISSECTION. Ich wollte auf dem nächsten Album eigentlich die extremeren Seiten etwas mehr ausloten, doch das haben TRIUMPHER jetzt auf ihrem Debüt so gut gemacht, dass ich mir noch einen wirklich cleveren Weg dafür überlegen muss ha ha.

In meiner Rezension zu “Towers Of Gold” habe ich die Musik mit “als hätten BLIND GUARDIAN und RHAPSODY ein Kind der Liebe gezeugt” beschrieben. Kannst du mit dieser Beschreibung leben?

Sicher, das könnte passen. Eine Menge Leute haben einen gewissen frühe/düstere RHAPSODY-Vibe gefühlt und auch wenn dies, aufgrund der deutlich geringeren symphonischen Ausrichtung, niemals meine Intention war, so liegt die Schönheit der Musik doch darin, dass jeder sie anders interpretieren kann. Die Menschen fühlen sich dem verbunden, was sie am meisten lieben, ich denke also, dass es keine hundertprozentig korrekte Antwort auf die Frage gibt, wie wir klingen, weil all diese Einflüsse ihren Weg in unsere Musik finden und das Album letztendlich jeden Hörer anders anspricht. Eine Leute sagten mir, dass wir jetzt mehr nach Euro Power Metal klingen, andere meinten, dass wir jetzt eine bessere Balance zwischen Euro und US Power Metal haben. Ich mache mir also nicht allzu viele Gedanken darüber, wie man unsere Musik wahrnimmt, solange es gut ist ha ha.

“The Flame Rekindled” bietet klassischen, europäischen Melodic Speed Metal, aber auch etwas US Metal-Riffing im Mittelteil sowie ein großartiges Gitarrensolo.

Danke dir! Ich wollte das Album mit einem Schlag ins Gesicht starten und versuche außerdem beim Kombinieren niemals zu einseitig zu sein. Ich bin mit dem Resultat sehr zufrieden. Ich wollte auf jeden Fall dieses “happy power metal” feeling verhindern, weil ich generell tragische Geschichten mit emotionaler Tiefe bevorzuge. Und auch, wenn der Song nicht so düster ist wie die zweite Hälfte des Albums, erfüllt er seine Aufgabe, dich in die Welt hineinzuziehen, die ich zu erschaffen versucht habe. Ein episches Abenteuer beginnt!

Der Song geht nahtlos in “The Voyage” über. Es klingt so, als würde der Song nach dem Break einfach mit anderem Tempo und anderer Stimmung weitergehen, als ob die beiden Songs eigentlich zusammengehören, als ein großes Stück.

Exakt! In meinem Kopf gibt es drei Akte auf dem Album, weil ich wollte, dass es wie eine Kurzgeschichte wirkt. Diese beiden Songs bilden also zusammen mit dem Intro den ersten Akt. Ich liebe es, dass dieser Teil noch etwas hoffnungsvoller wirkt und ein vages Gefühl von Optimismus hat, was ein direkter Kontrast zum allmählichen Versinken in Verzweiflung ist, welches sich mit dem Fortschreiten des Albums entwickelt. Deshalb denke ich, dass “Towers Of Gold” seine wahre Stärke zeigt, wenn man sich die Zeit nimmt, die ganze Geschichte zu lesen und den Texten zu folgen. Alles wurde so gestaltet, um tief eintauchen zu können, wie es bei einer guten Geschichte sein sollte.

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Wenn ich eine Sache an “Towers Of Gold” kritisieren muss, dann die Tatsache, dass es keinen weiteren schnellen Song wie “The Flame Rekindled” gibt, weil er einfach so gut ist!

Ha ha, ich weiß, ich weiß. Es ist komisch, denn in meinem Kopf fallen wir nicht so richtig in die Kategorie, aber wir werden als reine old school Power Metal-Band bezeichnet und vermarktet, also kommen natürlich viele Leute mit der Erwartung, dass die Hälfte des Albums aus Doublebass-Nummern mit großen Refrains usw besteht. Ich versuche, alles möglichst abwechslungsreich zu halten, denn ich denke, dass das Album dadurch interessanter wird und denjenigen, die Zeit damit verbringen, mehr zu geben hat.

Der Titelsong ist, wie schon “Damned For All Time”, knapp fünfzehn Minuten lang. Er enthält einige der heftigsten Passagen des Albums inklusive einiger harscher Gesangsparts von Daniel Heimann. Erneut ein großartiges Stück Musik. War es eine bewusste Entscheidung, dass der Titelsong wieder so ein langes Epos wird?

Ja, das ist zu einer Art Markenzeichen geworden und ich genieße es wirklich, solche langen Epen zu schreiben. Daher denke ich, dass wir immer etwas in dieser Art machen werden. Das gibt mir eine gute Gelegenheit, Muster, die über das ganze Album verstreut sind, nochmal aufzugreifen und mit allem zu experimentieren, von super schnellen, aggressiven Ideen bis zu langsameren, orchestralen Parts und so weiter.

Das Cover mit dem Rahmen und so erinnert mich an “Imaginations From The Other Side” von BLIND GUARDIAN. Nicht vollkommen zufällig, oder?

Nein, ich liebe das Album sehr und Andreas Marschalls Cover ist eines meiner absoluten Lieblingsartworks. Es war eine tolle Art, ihm ein wenig Tribut zu zollen und passte gut in das Konzept und das generelle Feeling des Albums.

WARLORD scheinen für die meisten griechischen Metalheads DIE wichtigste Band überhaupt zu sein. Würdest du da zustimmen?

Wir lieben sie sehr, so viel steht fest. Epic Metal ist generell wirklich groß im griechischen Underground und WARLORD waren für unsere Generation eine legendäre Band.

Ich vermute mal, dass du ein großer Fan von Fantay-Literatur bist. Welche Bücher, Geschichten aber vielleicht auch Filme oder Serien sind deine Favoriten und haben die Texte für SACRED OUTCRY beeinflusst?

Das sind viel zu viele, um sie aufzuzählen. Textlich ist Michael Moorcock und sein “Eternal Champion”-Zyklus ein Haupteinfluss. Ich habe eine starke Vorliebe für tragische Antihelden im Vergleich zu Geschichten mit Happy End, bei denen am Ende alles gut geht und die Guten gewinnen. Alles muss graue Schattierungen haben, schwarz/weiß funktioniert für mich nicht. Robert Howard und JRR Tolkien sind ebenfalls offensichtliche Einflüsse. Kentaro Miura’s “Berserk” ebenfalls, was für ein großartiges Stück Kunst!

“Towers Of Gold” wurde als Liebesbrief an all die Dinge geschaffen, die mich geformt haben, als ich jünger war. Eine großartige Fantasy-Autoren und Geschichten, einige Alben meiner liebsten Bands oder auch Videospiele, mit denen ich aufgewachsen bin. Ich bin ein großer Fan des Geschichtenerzählens, davon in eine Welt einzutauchen. Deshalb möchte ich, dass die Band die Möglichkeit bietet, dem Alltag mit all seinen Fragen und Problemen zu entkommen. Es gibt eine Tonne an versteckten Anspielungen im Booklet für alle, die willens sind zu suchen und ich liebe es, wenn Leute mich anschreiben und fragen, ob eine bestimmte Idee oder ein Teil der Geschichte sich auf etwas bezieht, was sie möglicherweise in der Vergangenheit gelesen oder gespielt haben.

Währende der Vorbereitung des Interviews habe ich natürlich auch dein Facebook-Profil gestalkt und dort einen Screenshot von “Breath Of Fire” gesehen. Den ersten Teil hab ich damals wie blöde gespielt, den zweiten später ebenfalls. Ich hab mein Super Nintendo mit “Breath Of Fire 2” immer noch. Welche aktuellen Rollenspiele gefallen dir?

Ich habe eine Tonne an Rollenspielen gespielt, während ich aufgewachsen bin. Ich liebe all die Spiele aus den Neunzigern und frühen Zweitausender, vor allem für das Super Nintendo und die erste Playstation. Ich habe früher alle paar Jahre meine Lieblingsspiele (Die “Final Fantasy”-Reihe, “Xenogears”, die “Breath of Fire”-Reihe, “Chrono Trigger” um mal ein paar zu nennen) nochmal gespielt aber ich habe nicht mehr soviel Zeit, also versuche ich bei den neuen Sachen dran zu bleiben.

Es gibt heutzutage nicht so viele old school Rollenspiele. Ich habe “Sea Of Stars” hier, das sieht großartig aus. Außerdem habe ich “Baldur’s Gate 3” im Auge, aber ich habe noch einen riesigen Haufen ungespielter Spiele, mit denen ich mich noch beschäftigen muss (Anmerkung des Verfassers: Ich kenne das Problem nur zu gut). Das letzte Spiel, mit dem ich sehr viel Zeit verbracht habe, war “Elden Ring”. Davon abgesehen spiele ich viele Metroidvanias und bin gerade dabei “Death´s Door” zu beenden, das unglaublich viel Spaß macht und sehr schön ist.

Was ist dein Lieblings-Dinosaurier?

T-Rex dominance! Ich liebe den großen Kerl mit seinen kleinen Ärmchen.

Hast du mit SACRED OUTCRY schon live gespielt oder gibt es entsprechende Pläne?

Wir haben in der Zeit von 2002 bis 2003 viel live gespielt. Wir haben für DOOMSWORD eröffnet, als sie ihre erste Show in Griechenland gespielt haben. Das waren gute Zeiten! Aber seit der Reunion ist das aufgrund der Struktur der Band und der Standorte aller Mitglieder ein ziemlich schwieriges Unterfangen. Der Wille ist da und es gibt definitiv auch entsprechende Anfragen, wir müssen nur schauen, wie wir das logistisch geregelt bekommen. Im jetzigen Status dürfte es etwas zu kompliziert sein, aber das ist ein Thema, über das wir regelmäßig sprechen und versuchen eine Lösung zu finden.

Was sind die nächsten Schritte für dich und SACRED OUTCRY? Schreibst du schon neues Material? Ich habe das Gefühl, die Band hat gerade Momentum.

Ja, das Momentum ist großartig. Um ehrlich zu sein, hatten wir großes Vertrauen in die Qualität von “Towers Of Gold”, hätten aber niemals gedacht, dass es so abgeht. Es fühlt sich sehr unwirklich an und ich kann den Leuten gar nicht genug für das tolle Feedback danken, das wir bekommen. Für das nächste Album habe ich einen groben Plan, einige Songtitel und eine generelle Richtung, in die ich mich musikalisch und textlich bewegen möchte. Das richtige Songwriting beginnt vermutlich in ein paar Monaten, weil ich erstmal alles zu Papier bringe und dann schauen muss, wie meine Ideen außerhalb meines Kopfes klingen. Aber es wird dich freuen, dass ich mit ein paar schnelleren Songs für das nächste Album plane. Schauen wir mal!

Du hast das Ende des Interviews erreicht. Vielen Dank für deine Zeit, deine Antworten und vor allem für die großartige Musik. Die letzten Worte gehören dir!

Vielen Dank für das fantastische Interview und dein Interesse an der Band. Wir sind sehr glücklich, Menschen auf der ganzen Welt zu treffen und über die Musik eine Verbindung zu haben. Die Menschen, welche die Musik kaufen und dabei helfen, die Bands, die sie lieben, bekannter zu machen, sind die wahren Helden, denn jedes kleine bisschen hilft uns mehr als ihr euch vorstellen könnt. Ich hoffe, euch alle irgendwann unterwegs zu treffen, ein Bier zu trinken und die geekigsten Gespräche zu führen!

 

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