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PURGATORY: Das Böse kommt aus dem Osten

Satte vier Jahre hat es gedauert, bis PURGATORY uns den "Blessed With Flames Of Hate"-Nachfolger um die Ohren schlugen. "Luciferianism" heißt der Brocken und Gitarrist René stand mir Rede und Antwort.

Satte vier Jahre hat es gedauert, bis PURGATORY uns den Blessed With Flames Of Hate-Nachfolger um die Ohren schlugen. Luciferianism heißt der Brocken und vereint in einer Zeit der kurzlebigen Trends mal eben tief in den Ursprüngen verwurzelten Death Metal. Weder sind die Gelenke der Maschine PURGATORY gerostet, noch ist deren Antriebskraft versiegt. Noch immer strömt die höllische Lust durch das Blut der deutschen Urgesteine. Da – wie Luciferianism beweist – gut Ding Weile haben will, fanden wir, dass es auch einige Zeit nach der Veröffentlichung des Albums nie zu spät sein kann, die Band nach der Entstehung des Teufelswerks zu fragen und was in den letzten Jahren alles geschah. Gitarrist René stand mir Rede und Antwort.

Auf Luciferianism hat die Metal-Welt satte vier Jahre warten müssen. Wie kam es dazu?

Vier Jahre sind wahrlich eine verdammt lange Zeit, aber es spielten ein paar unterschiedliche Dinge eine große Rolle. Als erstes waren wir gerade nach der Blessed With Flames Of Hate-CD im Jahr 2000 sehr viel unterwegs, um die Scheibe auch Live zu promoten. Dies geschah auf einer ausgedehnten Europatour, der nachfolgenden Blessed With Blood Of Avenger-Tour mit SEIRIM und AMON AMARTH, sowie einer Menge weiterer Konzerte. In dieser Zeit haben wir das Songwriting etwas vernachlässigt, was sich nicht gerade als sehr vorteilhaft herausstellen sollte. Weiterhin kam dann noch dazu, dass Torsten (Bass) die Band gegen Ende 2002 aus beruflichen Gründen verließ. Er konnte einfach nicht mehr 100% für PURGATORY geben und hat daraufhin seine Entscheidung getroffen. Wir hatten großen Respekt vor diesem Schritt, haben ihn aber auch sehr bedauert, da Torsten menschlich und musikalisch absolut gepasst hat.

War die Band die ganze Zeit über aktiv oder gab es eine Zeit, in der sie mehr oder weniger auf Eis lag?

Auf Eis lag PURGATORY definitiv nicht. Wir nutzten natürlich die erste Zeit hauptsächlich zum Einarbeiten unseres Neuzugangs, welchen wir in Andy (WARSPITE/ ANIMATE Records) auch recht schnell fanden. Somit war wenigstens wieder ein frischer Wind zu spüren und es ging insgesamt gesehen auch aufwärts. Mit dem festen und starken Line Up kam auch wieder die nötige Motivation sowie der frühere Enthusiasmus zurück und wir konnten wieder 100% geben.

Insgesamt gesehen werfen die angesprochenen Probleme eine Band immer sehr weit zurück und wir brauchten auch eine Weile, bis bei uns wieder alles richtig lief. Aber ich denke solche Phasen kennen ziemlich viele Bands. Vielleicht war dieses Tief auch einfach mal nötig, um gestärkt wieder herauszukommen…

Habt ihr die Zeit tatsächlich benötigt, um an den Kompositionen zu feilen oder gab es andere Dinge, die dazwischen kamen?

Nachdem wir mit Andy soweit waren, auch wieder Gigs zu spielen, konnten wir uns dann endlich auch wieder auf neues Material konzentrieren. Wir beschlossen einen Schnitt zu machen und warfen erst mal alles, was nach Blessed… entstanden war, über Bord und fingen bei Null an. Natürlich dauerte dann der eigentliche Songwritingprozess auch noch seine Zeit, da wir auch sehr viele Sachen probiert haben und immer solange an den Songs basteln, bis alle Bandmitglieder absolut zufrieden sind. Auch haben wir im Vorfeld der eigentlichen Recordingsession einige Sachen anders gemacht, als bei unseren Vorgängerscheiben. So entschieden wir uns erst nach einer Vorproduktion für das Studio, in dem die Endproduktion stattfinden sollte. Insgesamt waren halt sehr viele Einzelheiten in dieser Form absolutes Neuland für uns.

Wenn du das Album, das ja bereits im August erschien, nun betrachtest: Hat sich das Warten gelohnt? Seid ihr mit dem Ergebnis zufrieden?

PURGATORY:
Kann sich nicht vorstellen, eine andere Musik, als Death Metal zu machen – Gitarrist René

Auf jeden Fall sind wir auch noch zum jetzigen Zeitpunkt mit dem Ergebnis zufrieden. Klar werden hier und da ein paar Sachen deutlich, die man hätte besser machen können, aber alles absolut richtig zu machen heißt das perfekte Album abzuliefern. Wir haben auf jeden Fall in der ganzen Zeit eine Menge dazugelernt und haben auch ein paar Punkte, an denen wir den Hebel ansetzen werden.

Aber insgesamt bekommt Luciferianism wirklich sehr viel positive Resonanz, was wir auch teilweise in dieser Form nicht erwartet hätten.

Beschreibe in wenigen Worten, was Luciferianism für dich ausmacht.

Auf jeden Fall sind die Songs wieder purer Death fuckin´ Metal und für uns ist die Scheibe eine konsequente Weiterentwicklung unseres bisherigen Schaffens. Wir haben sehr hart an dem Material und seiner Umsetzung gearbeitet und das ist vielleicht auch der Punkt, der für uns dieses Album ausmacht. Es hat diesmal alles wunderbar gepasst und unseren Vorstellungen entsprochen.

Was bedeutet das Wort Luciferianism? Steht dahinter ein Konzept?

Man kann Luciferianism schon als Konzept betrachten. Die Songs auf dem neuen Album stehen textlich alle in Verbindung miteinander, symbolisieren den Untergang der Menschheit, die den Glauben an sich selbst verloren hat und sich in Schwäche zeigt. Für uns steht der Titel aber auch für eine Art Selbstfindung bzw. eine Definition seinen eigenen Weg zu gehen und den Glaube an sich selbst nicht zu verlieren. Diesmal hat Sick komplett alle Texte verfasst und sie sind wieder sehr dunkel und hasserfüllt ausgefallen. Es ist alles in allem eine Umsetzung der Philosophie, die hinter PURGATORY steht. Das Böse kommt halt aus dem Osten…

Wo habt ihr das Album eingehämmert und wer hat die Produktion übernommen?

Wir haben das Album diesmal im Tonstudio Soundart-Recording in Rosslau, mit Alexander Lysjakow (DOWN BELOW) als Soundengineer und Björn Langkopf (VIU DRAKH) als Produzent eingespielt. Die beiden haben einen absolut professionellen Job abgeliefert und uns sehr mit ihrer Erfahrung unterstützt.

Ihr steht offensichtlich allgemein sehr auf VADER, ist das richtig? Man hört das der Musik jedenfalls an und es gelingt euch wirklich gut, diesen Einfluss zu verarbeiten ohne dabei wie ein Abklatsch zu wirken oder am eigenen Anspruch zu scheitern.

VADER waren auf jeden Fall ein sehr wichtiger Einfluss auf PURGATORY und wir konnten uns auch auf diversen Tourneen, von der extremen Professionalität überzeugen, mit der die Jungs zu Werke gehen. Diese Erfahrung war damals schon sehr beeindruckend und auch prägend für uns. Musikalisch gehören sie natürlich auch zu unseren Faves, obwohl wir immer versuchen unsere eigenen Vorstellungen von Death Metal umzusetzen. Aber man wird doch eigentlich immer von diversen Geschichten beeinflusst oder inspiriert…

Ihr könnt nun schon auf eine ganze Spanne Death Metal-Geschichte zurückblicken. Was glaubst du waren die Glanzzeiten dieser Musik?

Ich bin der Meinung, dass es eigentlich immer irgendwelche Highlights im Death Metal gegeben hat. Da waren immer Bands, die ihren Weg gegangen sind. Ich möchte dies nicht auf einzelne Acts bzw. Perioden festlegen, denn intensiv und interessant war die Death Metal Szene für mich zu jedem Zeitpunkt.

Was hat sich deiner Meinung nach geändert, wenn du die Bands und die Fans betrachtest?

Was hat sich geändert…? Als wir angefangen haben Metal zu spielen, gab es nicht diese vielschichtige und extrem gewachsene Szene wie heute. Teilweise war auch der Zusammenhalt noch etwas intensiver. Ich denke aber, der größte Unterschied liegt wohl in der Kategorisierung der Musik bzw. der einzelnen Stile, was es in dieser Form damals nicht gab.

An was für Hoch- und Tiefpunkte erinnerst du dich ganz spontan, nicht nur PURGATORY direkt betreffend?

PURGATORY:
Die Texte von Luciferianism symbolisieren den Untergang der Menschheit

Es gab einige Hoch- und Tiefpunkte und vor allem diversen Trends stehen wir immer etwas ablehnend gegenüber…aber das ist immer Ansichtssache. Sicherlich einer der größten bzw. lächerlichsten Tiefpunkte war vor ein paar Jahren die Ansage, der Death Metal wäre tot und hätte keine Perspektive. Heute betrachtet, war es nichts weiter als eine Gesundschrumpfung der Szene.

Unternehmen wir mal eine Reise in die Geschichte. PURGATORY entstand ja aus zwei Bands. Du kamst von MUSICAL MASSACRE. Wie denkst du aus deiner heutigen Perspektive an diese Zeit – praktisch die Gründung von PURGATORY – zurück?

Es war auf jeden Fall eine gute Zeit voller Lernprozesse und es gibt sehr viele Eindrücke und Erinnerungen, die da hängen geblieben sind. Nach diversen Problemen mit bzw. in unseren vorherigen Bands MUSICAL MASSACRE und PROCESSION war die Gründung von PURGATORY ein für uns immens wichtiger Schritt, um unsere Ideen besser und gezielter umzusetzen.

Was war damals der Antrieb für euch, eine Band zu gründen?

Ich glaube der entscheidende Punkt war damals (1987/ 1988) eine lokale Band namens HELION, mit denen wir oft abhingen. Und wie es so ist, macht man halt da so seine Erfahrungen und irgendwann kam dann der Drang, selber Musik zu machen. Jedoch dauerte dies dann noch eine ganze Weile, ehe etwas Ernsthaftes herauskam. Es war schon eine extrem interessante Zeit damals.

Hat sich diese Einstellung heute geändert? Machst du heute aus anderen Gründen Musik, als damals?

Meine bzw. unsere Einstellung zu unserer Musik hat sich in keiner Weise geändert. Im Gegenteil, ich würde sogar sagen unsere Einstellung hat sich über die Jahre intensiviert und die Band einen sehr wichtigen Teil in unserem Leben eingenommen. Auch spielen wir immer noch aus denselben Gründen in dieser Band wie damals, und ich glaube, wenn dieses Feuer einmal erlöschen würde, wäre dies das Ende von PURGATORY.

Könntest du dir vorstellen, eine andere Musik zu machen, als Death Metal?

Nein, eigentlich kann ich es mir nicht vorstellen, etwas anderes als Death Metal zu spielen, da diese Art der Musik eine sehr starke und vor allem extreme Ausdrucksform darstellt. Außerdem ist der Death Metal für uns zu einer Lebensphilosophie geworden und hat, wie schon erwähnt, einen sehr großen Platz in unserem Leben eingenommen.

Ganz auf PURGATORY bezogen, gab es Zeiten, in denen die Band besonders beliebt oder – im Gegenteil – das Interesse an der Band relativ klein war?

Wann PURGATORY besonders gemocht wurde, kann ich dir eigentlich gar nicht genau sagen, da die Resonanzen auf unsere Scheiben und Livegigs immer sehr ordentlich ausfielen. Auch zum jetzigen Zeitpunkt besteht ein sehr großes Interesse an PURGATORY, was uns natürlich sehr erfreut. Das Interesse an der Band war sicherlich in der vorhin angesprochenen Zeit unserer Schaffenspause auch am geringsten – denke ich.

Ihr habt mit Judas Billygoats/Judasböcke eine deutschsprachige Coverversion von LEMMING PROJECT eingespielt. Ein sehr ungewöhnliches Stück. Wieso habt ihr es ausgewählt?

Dieser Song ist einfach abgefahren und absolut krank. Als unsere Entscheidung fiel, eine Coverversion von LEMMING PROJECT zu machen, war „Judas Billygoats / Judasböcke“ sofort unsere erste Wahl. LEMMING PROJECT waren in unseren Anfangstagen ein wichtiger Einfluss und sie gehören mit ihren beiden Scheiben Extinction (1991) und Hate And Despise (1992) definitiv zu den unterbewertetsten Bands in Deutschland. Ihr Negative Hatecore war damals etwas Besonderes und live waren die Jungs einfach eine Walze. Wir spielten damals – noch mit MUSICAL MASSACRE – ein paar Gigs mit ihnen und zwischen uns entwickelte sich eine Freundschaft, die mit einigen Leuten bis heute anhält. Auch die Lyrics von diesem Song sind sehr negativ und krank, denn der Judasbock ist in Großschlächtereien die Bezeichnung für speziell gezüchtete Schafböcke, die ihre Herden zur Schlachtbank führen und dafür am Leben bleiben – Euer Fleisch für mein Leben – schon sehr abgefahren.

Traurigerweise hat der Song aber mittlerweile noch eine andere Bedeutung bekommen: Leider ist Hauptsongwriter und Gitarrist Schmale am 17.02.2005 verstorben. R.I.P. Brother!

Ist das Covern eines solchen ausgefallenen Stückes ein Symbol für die Stiloffenheit von PURGATORY?

Darüber haben wir uns eigentlich noch keine richtigen Gedanken gemacht. Erst nach Veröffentlichung von Luciferianism wurde immer wieder festgestellt, dass dieser Song doch sehr aus dem Rahmen fällt. Klar, hebt sich das Stück vom restlichen Material ab, aber wir haben das nie aus diesem Blickwinkel gesehen. Als Stiloffenheit würde ich persönlich diese Geschichte nicht unbedingt betrachten, da wir das eigentlich nicht wirklich sind, haha. Aber im Ernst, wir machen eigentlich immer nur das, auf was wir Bock haben – und das ist pure fuckin´ Death Metal.

Könntet ihr euch vorstellen selbst einmal ein Lied mit deutschem Text zu schreiben?

Ich habe keine Ahnung. Wenn der Text mit der Musik absolut passt – warum nicht? Jedoch werden wir nie ein Muss daraus machen und sehen was die Zukunft bringt.

Es gibt generell wenige Metalbands, die deutsch singen. Gehört die englische Sprache einfach dazu? Hört es sich besser an? Oder was ist, deiner Meinung nach der Grund?

Eine gute Frage… Ich glaube, dass es wahrscheinlich echt einfacher ist seine Lyrics in Englisch zu interpretieren, was auf der anderen Seite wiederum absolut paradox ist, da es sich doch in der Heimatsprache einfacher ausdrücken lässt. Aber einen richtigen Grund, warum die deutsche Sprache recht wenig verwendet wird, finde ich da auch nicht.

PURGATORY
Machen das, worauf sie Bock haben. Und das ist pure fuckin´ Death Metal – PURGATORY: Lutz (Schlagzeug), Andy (Bass), Sick (Vocals) und René (Gitarre).

Gibt es noch Ziele, die ihr mit PURGATORY erreichen wollt?

Klar haben wir noch Ziele, die wir mit der Band noch erreichen wollen. An der einen oder anderen Geschichte arbeiten wir bereits. Mal sehen was sich da noch so alles ergibt. Unsere Ziele bzw. Vorstellungen sind aber eher auf dem Livesektor zu finden. Zum Beispiel wären da solche Sachen wie Brasilien oder Japan sehr interessant.

Ansonsten ist es wohl im Grunde das Größte in einem festen Line Up so lange wie möglich Musik zu machen.

Könnt ihr euch vorstellen irgendwann mal als alte Säcke auf der Bühne zu stehen und Death Metal zu spielen?

Auf jeden Fall! Es ist doch eigentlich nur eine Frage des Feelings und nicht des Alters. Und solange wir diesen Drang und die Kraft verspüren, werden wir auch auf eine Bühne gehen und unsere Songs abfeuern…

Wird das nächste Album dann 2008 erscheinen, oder habt ihr euch diesmal engere Termine gesetzt?

Haha… immer den Finger in die offene Wunde. Nein, wir haben uns definitiv keine Ziele gesetzt, was unsere nächste Scheibe betrifft. Wir werden uns auch nicht unter Druck setzen, denn PURGATORY ist auch keine Band, die jedes Jahr ein neues Album auf den Markt wirft.

Okay, vielen Dank für das Interview. Letzte Worte?

Danke erst mal dir, Denis, für das Interview und das Interesse an PURGATORY. Weiterhin wünschen wir noch viel Erfolg der Vampster-Crew bei Eurer zukünftigen Arbeit. Ansonsten haltet die Augen nach der Digipack Version von Luciferianism mit Bonus DVD offen und checkt unsere Homepage unter www.purgatory666.de. Wir sehen uns auf Gigs oder in der Hölle. Horns Up!

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