PALE FOREST: Gedanken und Gefühle klopfen an die innere Tür

"Hmm, wir alle haben das in Roskilde gesehen. In einer Menge sollte sich jeder für den anderen einsetzen, und ich finde es schade, wie wenig sich die Menschen umeinander kümmern…"

Aus dem fernen Norwegen erreichte mich eines schönen Sommerabends vor einigen Tagen die leicht angetrunken wirkende Stimme von Lars Magnus Jenssen, dem Bassisten und Textschreiber von PALE FOREST.

Die Band um Sängerin Kristin Fjellseth hat dieses Jahr mit „Of machines and men“ ein hervorragendes Album veröffentlicht, über das ich mit Lars ein wenig plaudern wollte, was sich dann als etwas schwierig herausstellte, da der gute Mann nicht so gut Englisch sprach…

Es ist ja echt schwierig, Informationen über Euch zu finden.

Ja, besonders auf dem Internet. Unser erstes Album hatte im Ausland nicht so viel Presse gekriegt, und ich weiss auch nicht, wie gut unser Vertrieb da funktioniert hat.

Wir haben versucht, unsere eigene Website zu machen, aber wir hatten da noch ein paar Probleme mit den Rechten an der Domain. Nunja, wir arbeiten daran und sie wird wahrscheinlich bald oben sein… Hätte sie eigentlich schon lange sein sollen…

Ok, dann gehen wir mal zu den Fragen. Die erste ist wieder mal die Frage nach dem Konzept hinter „Of machines and men“…

Ich schreibe die Lyrics für PALE FOREST, und ich schreibe meist über unsere Gesellschaft. Ich denke, dass uns die Gesellschaft in eine gewisse Form zwängt, die unseren freien Willen einschränkt. Wir werden so zu Robotern (lacht). Unsere Gesellschaft erzeugt viele persönliche Probleme, die es ohne sie nicht gäbe, Ängste und so. Viele Leute fühlen sich dadurch abgeschnitten von ihren eigenen Gefühlen und Gedanken, weil sie sich an die Umgebung anpassen müssen.

Wir haben das Fernsehen, das Internet, Zeitungen, Radio – ich denke, dass wir uns nicht mehr genügend mit uns selbst beschäftigen. Viele Leute hätten heute wahrscheinlich Probleme, wenn sie plötzlich von der Aussenwelt abgeschnitten und ganz alleine in einem Zimmer wären, und plötzlich die eigenen Gedanken und Gefühle an die innere Tür klopften.

Und das ist auch in den Songs. Alle Songs beschreiben eigentlich, wie das Leben in dieser Gesellschaft abläuft.

Wie lange gibt es PALE FOREST denn schon?

Wir haben 1996 angefangen; haben unsere erste EP 1998 rausgebracht.

Unser Line-Up war immer das gleiche seit dieser EP. Vorher hatten wir einen anderen Keyboarder, aber sonst blieb alles, wie es war.

Was denkst Du denn heute über „Of machines and men“?

Es ist immer hart wenn du eine Produktion wie diese machst. Du hörst alle Songs immer wieder und wieder, und am Schluss hast du erst mal genug davon.

Inzwischen haben wir begonnen, Material für das neue Album zu schreiben, und wir versuchen, das rauszunehmen, was uns an „Of machines and men“ nicht passt.

Alles in allem sind wir ziemlich zufrieden mit der Platte. Aber wenn du dich die ganze Zeit mit der Produktion einer Platte beschäftigst, kannst du dir gar kein richtiges Bild davon machen. Das kommt erst, wenn du ein bisschen Abstand gewonnen hast.

Bist Du auch mit dem Sound zufrieden? Der Sound ist meiner Meinung nach ok, aber die Scheibe ist zum Teil auch sehr brav produziert.

Ja, das ist auch etwas, was mich stört. Wenn Du PALE FOREST live hörst, wirst Du viel grössere Diskrepanzen zwischen den leisen und den lauten Parts hören, und da sind viele Nuancen, die auf der Platte zu Tode produziert wurden.

Ich mag „Of machines and men“ von der Produktion her mehr als die erste Platte…

Und nun arbeitet Ihr an der neuen Platte – gibt es keine Tour für Euch?

Doch, wir werden nächsten Monat oder so nach Deutschland kommen, aber die Daten sind noch nicht fix, ich kann also noch nichts genaues sagen.

Wenn man sich „Of machines and men“ zu Gemüte führt, dann merkt man, dass Eure Wurzeln nicht nur im Metal liegen…

Ja, wir alle hatten mal eine „Metal-Phase“. Nun hören wir ganz verschiedenes Zeug, aber definitiv nicht nur Metal. Vor ein paar Jahren haben wir nur Gothic gehört. Heute höre wir praktisch alles.

Wir wollten etwas Pink Floyd-artiges mit Metal mischen, und heute sind wir mehr in Richtung Alternative unterwegs.

Wir alle mögen harte Sounds, aber auch Pop oder schöne romantische Musik.

Unsere Songs sind sehr melancholisch, weil es einfach die beste Stimmung ist, um Songs zu schreiben.

Ihr klingt für meine Ohren zum Teil auch ganz schön jazzig…

Oh, keine Ahnung. Wir hören auch Jazz – wir hören eigentlich alles von Black Metal bis zu kommerziellem Pop.

Wenn du dich so lange mit Musik auseinandersetzt, dann hörst du irgendwann auf, deinen Geschmack von Musikstilen abhängig zu machen, sondern du entscheidest von Band zu Band oder sogar von Song zu Song.

Nun, wenn jemand kommt und Euch mit anderen Bands wie THEATRE OF TRAGEDY vergleicht, was sagst Du?

Es stimmt schon – als wir angefangen haben, klangen wir sehr wie THEATRE OF TRAGEDY. Heute würde ich aber sagen, dass wir nur noch eines mit TOT gemein haben: Wir haben eine Frau am Mikro.

Wir hören TOT und auch THE GATHERING, diese Bands beeinflussten uns stark als wir anfingen, aber heute haben wir nicht mehr viel mit diesem Sound zu tun.

Ihr lebt in Norwegen – Würdest Du sagen, dass die Umwelt dich stark beeinflusst? Die Natur von Norwegen?

Ja natürlich. Norwegen ist ein schönes Land, und wir haben eine wunderschöne Naturkulisse direkt vor unserer Haustür.

Ich gehe oft mit meinem Hund spazieren – das inspiriert schon.

Ok, irgendetwas, was Du der Internet-Gemeinde noch mitgeben möchtest?

Hmm, wir alle haben das in Roskilde gesehen. In einer Menge sollte sich jeder für den anderen einsetzen, und ich finde es schade, wie wenig sich die Menschen umeinander kümmern.

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